Auto

Besitzerlose Autos versteigert Ein Jaguar für 120 Euro

Eine Jaguar-Limousine für 120 Euro, das klingt nach Scherz. Für Dieter Ufer ist es aber Ernst: Im Raum 310 des Wiesbadener Ordnungsamts hat er gerade den Zuschlag bekommen für das Luxusgefährt.

Einen Opel (110 Euro) sowie einen Peugeot (150 Euro) hat er dazu gekauft - allerdings als "Katze im Sack", wie es Ehrenfried Bastian nennt. Der Sachgebietsleiter fungierte an diesem Morgen als Auktionator abgeschleppter Autos, die von ihren Besitzern nicht mehr abgeholt wurden: "Die wurden sozusagen ausgesetzt", schmunzelt Bastian.

Versteigert werden die "Findelkinder" ohne Schlüssel und Papiere. Deshalb wird der frischgebackene Jaguar-Besitzer mit seinem Neuerwerb keinen Kilometer fahren: "Ich habe einen zertifizierten Verschrottungsbetrieb und werde die Fahrzeuge ausschlachten", sagt der Wiesbadener. Ganz andere Pläne hat der Obstbauer Albert Koch mit seinem Wohnmobil (378 Euro) und seinem Mercedes (777 Euro). Der 57-jährigen Krifteler ist Hobbybastler und will die Autos wieder fit machen.

26 Autos und drei Anhänger, darunter ein Imbisswagen, standen diesmal auf der Auktionsliste. Nach der öffentlichen Bekanntmachung hatten Interessenten eine Woche Zeit, die Fahrzeuge auf dem "Verwahrgelände" zu begutachten. Manche präsentierten sich äußerlich gut in Schuss, andere mit allen Anzeichen der Verwahrlosung. Gemeinsam war ihnen die irgendwo aufgeklebte orangene Aufforderung der Ordnungsbehörde, das Fahrzeug "aus dem öffentlichen Verkehrsraum zu entfernen". Doch niemand befolgte sie.

Interessenten können ihre Gebote schriftlich einreichen. Wer sich bei der öffentlichen "Loseröffnung" als Höchstbieter erweist, kann das ersteigerte Fahrzeug nach Barzahlung sofort abholen. Die meisten Interessenten wollen gleich mehrere Fahrzeuge. "Der Großteil der Bieter hat gewerblich etwas mit Autos zu tun, der Durchschnittsbürger ist eher selten dabei", weiß Brigitte Kuhn, die die Auktion für das städtische Revisionsamt begleitet.

Der erfolgreiche Bieter aus Kriftel ist ein erfahrener Autobastler: "Als Student bin ich mit VW-Bus und 2 CV durch die Sahara gereist, da habe ich mir das Reparieren von Autos beigebracht", berichtet er und erzählt, dass er früher "Dauerkunde" bei der Versteigerung ausrangierter Polizeiautos war. Den heute erworbenen Mercedes will er als Ersatzteillager für seinen Privatwagen nutzen. Gespannt ist er auf das Wohnmobil: "Das befindet sich im katastrophalen Zustand. Da muss ich erstmal im Schutzanzug rein."

Nicht alle versteigerten Fahrzeuge gibt es zum Spottpreis. Mindestgebote werden nach dem äußeren Eindruck festgelegt. Für einen offenbar gut erhaltenen Audi A 3 musste der Käufer 2800 Euro hinblättern. "Manchmal kann man nicht nachvollziehen, warum die Besitzer ihre Autos nicht abholen", wundert sich Bastian und vermutet, dass in vielen Fällen die Kosten für den Unterhalt nicht mehr aufgebracht werden können: "Oft sind TÜV oder Versicherung abgelaufen, manchmal wurde aber auch einfach nur falsch geparkt."

Bei der vorigen Auktion hat Bastian erfahren, dass viele ersteigerte Autos nach Holland gebracht werden: "Sie werden von Rotterdam in die ganze Welt verschifft."

Quelle: ntv.de

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