Auto

Mit dem TDV8 auf der Überholspur Jeder Widerstand zwecklos

Dank einer Wattiefe von bis zu 70 Zentimetern braucht man im Range Rover keine Angst vor nassen Füßen zu haben.

Dank einer Wattiefe von bis zu 70 Zentimetern braucht man im Range Rover keine Angst vor nassen Füßen zu haben.

(Foto: Nick Dimbleby)

Der TDV8 kann sich sehen lassen. Range Rover verzichtet zwar auf kosmetische Experimente. Aber mit dem Exklusiv-Motors sichert sich der Edel-SUV beeindruckte Blicke.

Muss eine üppig ausgestattete Luxus-Limousine eigentlich durch schenkeltiefes Wasser waten, abenteuerlich steile Hänge emporkraxeln und reifenmordende Geröllpisten bewältigen können? Vor 40 Jahren wurde diese Frage erstmals mit "Ja" beantwortet und es entstand der Range Rover. Die neueste Weiterentwicklung davon kommt im Oktober mit einem aufgemöbelten V8-Diesel nach Deutschland.

Obwohl mit höchstem Straßen-Reisekomfort ausgestattet, macht der "Range" im Gelände am meisten Freude.

Obwohl mit höchstem Straßen-Reisekomfort ausgestattet, macht der "Range" im Gelände am meisten Freude.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Das erste Modell des Land-Rover-Ablegers hatte noch zwei Türen statt vier, aber der kastenförmige Aufbau ist heute so typisch wie damals, desgleichen die üppigen Dimensionen und ein Gewicht, aus dem man leicht zwei Kompaktwagen machen könnte. Seine Lordschaft steht gut im Futter: Zwischen 2,6 und 2,8 Tonnen wiegt der Range Rover TDV8 des Modelljahres 2011 und von den Segnungen des Leichtbaus, an dem bei Land Rover eifrig geforscht und entwickelt wird, profitiert er noch nicht. Konsequentes Abspecken wird erst in der nächsten Generation auf einer komplett neuen Plattform möglich sein. Experten rechnen mit einem Einsparpotenzial von bis zu 500 Kilogramm.

Zwischen dem ersten Exemplar von 1970, der als unangefochtener Stammvater aller Edel-SUV gilt, und dem 313 PS starken Top-Diesel von heute liegen ungezählte Spezialausführungen und Absonderlichkeiten, die als Ambulanz- und Expeditionsfahrzeuge, als dreiachsige Feuerwehrwagen oder als Landaulet der Royal Family dienten. Die als "Camel Trophy" bekannten Abenteuertouren sind ebenso mit dem Namen Range Rover verbunden wie der Sieg bei der ersten Rallye Paris-Dakar 1979.

Entertainment aus 19 Lautsprechern

Die Karosserie-Kosmetik für das Modelljahr 2011 fiel eher bescheiden aus. "Keine Experimente" lautet das Motto, denn die zahlungskräftige Kundschaft will den Range Rover genau so, wie er ist. Der Kühlergrill wurde leicht modifiziert, ebenso die seitlichen Lufteinlässe. Innen gibt es jetzt beleuchtete Schwellerleisten an den Vordertüren, Leder bis zum Dachhimmel und ein verbessertes Audiosystem von Harman Kardon mit 1.200 Watt Leistung und 19 Lautsprechern. Die Liste der kostenpflichtigen Optionen ist lang und beinhaltet unter anderem ein Außenkamera-System, wie es beispielsweise beim Range Rover Sport bereits vorgestellt wurde. Der um 3000 Euro angehobene Einstiegspreis ist in erster Linie dem Leistungszuwachs auf der Grundlage des neuen Motors geschuldet.

Ist die Bergabfahrkontrolle aktiviert, muss sich der Fahrer nur noch aufs Lenken konzentrieren.

Ist die Bergabfahrkontrolle aktiviert, muss sich der Fahrer nur noch aufs Lenken konzentrieren.

(Foto: Nick Dimbleby)

Bislang gab es den Achtzylinder-Diesel in einem Range Rover mit 3,6 Litern Hubraum, er stammte aus einer Kooperation des vormaligen Markenbesitzers Ford und dem französischen PSA-Konzern. Jetzt sind es je Zylinder 100 Kubikzentimeter mehr und diese britische Weiterentwicklung steht exklusiv für den Range Rover zur Verfügung. Da das Triebwerk wegen unveränderter Abmessungen im Motorraum nicht größer werden durfte, holt der Motor zusätzliches Volumen aus einer von 81 auf 84 Millimeter vergrößerten Bohrung. Auch der Hub wurde um knapp elf Millimeter verlängert, und zwar von 88 auf 98,5. Die mittels zweier Turbolader erzeugte Leistung stieg um 41 PS, während durch vielfältige Effizienzmaßnahmen der Durst um mehr als 18 Prozent gemindert werden konnte. Im EU-Normtest wurden im Schnitt 9,4 Liter protokolliert.

Dass es auf der Testfahrt mit zügigen Autobahnabschnitten und anspruchsvollen Gelände-Passagen schließlich rund 12 Liter wurden, ist nicht nur einer flotten Gangart geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass Klimaanlage, Bordentertainment und andere verbrauchsfördernde Komfortsysteme pausenlos in Betrieb waren. Angesichts der bewegten Massen ist der Testwert durchaus maßvoll zu nennen.

Neue Achtgang-Automatik von ZF

Ab ins Grüne: Auch wenn ein Bachlauf die Straße ersetzt, ist für den Range Rover noch nicht Schluss.

Ab ins Grüne: Auch wenn ein Bachlauf die Straße ersetzt, ist für den Range Rover noch nicht Schluss.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Das 4,4-Liter-Triebwerk verschafft sich unter Last mit einem selbstbewusst schnarrenden Laufgeräusch Gehör, während es im Leerlauf - ganz englischer Edelmann - bei 800 Umdrehungen dahin dieselt und darauf wartet, geweckt zu werden. Die Kraftübertragung auf alle vier Räder erfolgt über eine sehr gut abgestufte Achtgang-Automatik von ZF, der jedoch eine Eigenschaft fehlt, die andere Getriebe des gleiches Herstellers schon haben: Eine Stopp-Start-Automatik. Damit könnte der Verbrauch noch einmal reduziert werden. Laut Hersteller ist das Thema auf der Agenda, wird aber wohl frühestens im nächsten Jahr realisiert. Standardlösungen sind für Land Rover meist nicht tauglich, da an der uneingeschränkten Geländetauglichkeit keine Abstriche zugelassen werden sollen.

Motor und Getriebe harmonieren tadellos, das gewaltige Drehmoment von 700 Newtonmetern wird schon ab 1500 Umdrehungen mobilisiert. Bei Vorgänger setzte die volle Durchzugskraft erst bei 2000 Umdrehungen ein. Die Insassen spüren es in einem enormen Sog nach vorn, der aber gleichzeitig nicht brachial, sondern mit einer Sanftheit von statten geht, als würde man mit einem Schaufelbagger ein Frühstücksei von der Schale befreien wollen. Bei Bedarf schiebt es den knapp fünf Meter langen und 1,86 Meter hohen Trumm bis auf 210 km/h. Sieht man im Rückspiegel einen Range herannahen, ist jeder Widerstand zwecklos, der Spurt von 80 bis 120 km/h wird in nur 5,1 Sekunden erledigt. Das ist ein Wert, mit dem sich der Selbstzünder vor dem 510 PS starken Benzin-Schwestermodell nicht zu verstecken braucht.

Bildschirm simuliert klassische Rundinstrumente

Ist mal kein Einweiser zur Stelle, helfen die optionalen Außenkameras, Kontakt mit Hindernissen zu vermeiden.

Ist mal kein Einweiser zur Stelle, helfen die optionalen Außenkameras, Kontakt mit Hindernissen zu vermeiden.

(Foto: Nick Dimbleby)

Auch in die Leder bezogene Gediegenheit des Innenraums, dessen vornehme Atmosphäre an die englischer Herrenclubs erinnert, hat die Neuzeit Einzug gehalten. Statt herkömmlicher Rundinstrumente für Tempo und Drehzahl gibt es nun einen TFT-Bildschirm, der die analogen Anzeigen im klassischen Design simuliert, der aber auch eine Vielzahl von Fahrwerks-Informationen visualisieren kann. Zum Beispiel, wenn es mit Hilfe des patentierten Terrain-Response-Systems, der elektronischen Geländefahrsteuerung, in schwieriges Gelände geht. Analog zu der bei Jaguar verwendeten Technik hat im Range Rover TDV8 ein Drehknopf den Gangwählhebel ersetzt, während die Geländeprogramme neuerdings mit Tasten aktiviert werden. Mit entsprechendem Schuhwerk - pardon, Reifen - ausgestattet, krallt sich der Wagen in Schotter und Geröll, rollt sicher durch Flußfurten und vermittelt das Gefühl, als würde man auf dem Sofa sitzend von Sherpas einen Felsen hinauf getragen.

Das liegt nicht zuletzt an der Verbesserung des Terrain-Response-Systems. Diese wurde um einen Berganfahrassistenten und eine Bergabfahrkontrolle erweitert. Damit die bewegte Masse adäquat im Zaum gehalten werden kann, besitzt dieser Selbstzünder das gleiche, auf einer Lösung des Spezialisten Brembo basierende Bremssystem, das bereits im Range Rover Supercharged vorhanden ist. Die Basisversion HSE schlägt mit dem neuen Achtzylinder mit 88.500 Euro zu Buche, für die höherwertige Vogue-Ausstattung werden 96.300 Euro verlangt und in der Top-Variante "Autobiography" kostet der dieselnde Edel-Offroader gar 114.100 Euro.

Quelle: ntv.de

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