Lachs mit Kaviar statt Brot und Butter Mercedes lässt tief in neue C-Klasse blicken
22.10.2013, 12:05 Uhr
Elegant, aufgeräumt und mit etlichen neuen Funktionen präsentiert sich der Innenraum der neuen C-Klasse.
Wie die neue C-Klasse außen aussieht, ist noch geheim. Erst im kommenden Jahr wird die Neuauflage des Volumenmodells der Stuttgarter seine Weltpremiere feiern. Doch bevor es so weit ist, präsentiert man stolz die inneren Werte. Und die haben es in sich.
Mercedes treibt seine Modellerneuerung weiter konsequent voran. Nach der gelifteten E-Klasse und einer auf Höchstniveau gebrachten S-Klasse steht jetzt die C-Klasse vor einem Upgrade. Wie das in Gänze aussehen wird, zeigen die Stuttgarter auf der Detroit Motor Show im kommenden Jahr. Jetzt präsentieren sie feine Häppchen, Appetizer sozusagen, die es aber geschmacklich in sich haben und Lust auf mehr machen.
Vor allem im Innenraum partizipiert die C-Klasse von den Innovationen der großen Brüder und darf einiges übernehmen, wovon man früher in diesem Segment nur träumen konnte. Nun gut, Mercedes wäre nicht Mercedes, wenn nicht auch Traditionalisten bedient würden, aber insgesamt setzt man jetzt beim Interieur auf Jugendlichkeit und Sportlichkeit. Das manifestiert sich nicht zuletzt durch eine "sinnliche Klarheit", wie die Stuttgarter es nennen. Die haben nämlich den menschlichen Körper mit seinen "fließenden Linien" als das Bild für Sinnlichkeit entdeckt und zur Grundidee für die elegant-dynamischen Schwünge der neuen C-Klasse gemacht. Dazu kommt ein neuer Minimalismus in Bezug auf Tasten und Schalter. Nicht, dass man sie komplett verbannt hätte, aber die Designer haben sie in Form und Struktur der Idee einer vornehmen Bescheidenheit angepasst.
Auch äußerlich schwingt eine geschmackvolle Rücknahme alter Attribute mit. Der frei stehende Stern verschwindet wie bei der A-Klasse dominant in einem wuchtigen Kühlergrill. Das Heck der Limousine streckt sich stramm nach hinten heraus und wird durch eine Spoilerlippe deutlich sportlicher. Insgesamt wächst die Karosserie um gut 10 Zentimeter auf fast 4,70 Meter, was den Proportionen, aber vor allem den Reisenden im Fond zugute kommt. Über Platznot müssen hier selbst hochgewachsene Zeitgenossen nicht mehr klagen.
Multifunktionaler Handschmeichler
Doch wie stellen sich diese Änderungen in der doch bislang eher vernunftbetonten Klasse nun für den Piloten dar? Wer sich in die C-Klasse schwingt, wird von einer völlig neu gestalteten Mittelkonsole empfangen. Vor allem bei Automatikfahrzeugen ist der wuchtige Schwung der Domplatte von den Mercedes-typischen drei Mitteldüsen bis zum neuen Touchpad in der Handauflage über dem Dreh-Druck-Steller auf dem Mitteltunnel auffällig. Allerdings bedarf diese Konstellation von Tastern, Drehern, Streichlern und Schmeichlern einer kurzen Erklärung.
Eine Eigenart von Mercedes-Modellen ist die in der Verlängerung der Armauflagen angebrachte Handauflage. Ob der Bespannung mit feinem Nappa spricht man in Stuttgart auch gerne vom "Handschmeichler". In der neuen C-Klasse ist diese ergonomisch geformte Auflage gleichsam das Touchpad, mit dem sich alle Funktionen der zentralen Infotainment-Bedieneinheit steuern lassen. Dabei erkennt die Bedienoberfläche Ein- oder Mehrfingergesten ebenso, wie die Eingabe mit der Fingerspitze geschriebener Buchstaben, Zahlen oder Sonderzeichen. Unter dem Touchpad befindet sich, wie aus früheren Modellen bekannt, der Dreh-Druck-Steller. Wer sich also lieber durch das Menü schrauben möchte, der kann das wie bisher, jetzt aber ergonomisch einwandfrei, mit dem Scroll-Rad machen.
Und noch etwas: Eine neuartige Handablageerkennung wertet mit Hilfe von dreidimensionalen Sensorsignalen aus, ob die Hand auf dem Pad nur abgelegt wurde oder tatsächlich eine Eingabe erfolgt. So kann der Handschmeichler auch weiterhin getrost als das genutzt werden, was er schon immer war und niemand muss befürchten, dass sich die Einstellungen im freistehenden Zentraldisplay (7 Zoll oder mit Comand Online 8,4 Zoll) unkoordiniert verändern. Wobei die größere Version des Displays übrigens vollverglast ist und durch einen Silberrahmen optisch aufgewertet wird.
Eine neue Wertanmutung erfährt die neue C-Klasse auch durch die Übernahme von Schalterelementen wie Fensterheber und Drehsteller für das Licht aus der S-Klasse. Auch die schwarzen Hochglanz-, Echtmetall- und Galvanik-Oberflächen sowie die individuellen Innenausstattungen sind dem Oberhaus entlehnt. Erstmals wird es in der C-Klasse auch ein Head-up-Display in Vollfarboptik geben. Das virtuelle Bild wird mit Hilfe von High-Power-LEDs in einer Größe von 21 mal 7 Zentimetern in das Sichtfeld des Fahrers projiziert, wo es in etwa zwei Meter Entfernung über der Motorhaube zu schweben scheint. Zu sehen sind dort Daten über die Geschwindigkeit, Tempolimits, Navigationsanweisungen und Hinweise von Fahrassistenzsystemen.
Endlich mehr als zwei Fahrmodi
Apropos: Lange wurde darüber gezetert, dass Mercedes für seine Fahrzeuge lediglich zwei Fahrmodi anbietet. Sport und Comfort standen zur Verfügung. Dank eines komplett neuen Fahrwerks mit Vier-Lenker-Vorderachse und einer optimierten Raumlenker-Hinterachse mit Fünf-Lenker-Konzept werden jetzt nicht nur die Seitenführungskräfte positiv beeinflusst, alternativ dazu kann erstmals bei einem Fahrzeug in diesem Segment, eine Luftfederung (Airmatic) an der Vorder- und Hinterachse geordert werden. So können C-Klasse-Fahrer jetzt mittels Fahrmodischalter zwischen fünf Gangarten wählen: "Komfort", "Eco", "Sport", "Sport Plus" und "Individuell".
Teil der Airmatic ist auch eine Rundum-Niveauregulierung. Im Sport-Modus, ab 120 km/h, senkt sich das Fahrwerk 15 Millimeter ab. Werden 80 km/h unterschritten hebt sich der Wagen wieder auf Normal und wer über die Holperpiste düst, kann den Federweg um 20 Millimeter verlängern und so die Bodenfreiheit erhöhen. Das ist allerdings ein Feature, das nicht billig sein dürfte. Serienmäßig wird die neue C-Klasse wie gehabt mit Stahlfederung ausgestattet sein. Die kann in Verbindung mit einem Direct-Control-Fahrwerk in unterschiedlichen Ausführungen mit selektivem Dämpfersystem bestellt werden: als Komfortfahrwerk, das sich dem Straßenzustand anpasst, als Avantgard-Fahrwerk, das ebenfalls auf hohen Komfort und sportive Optik setzt oder als 15 Millimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk.
S-Klasse im Kleinformat
So weit die großen Änderungen im Brot und Butter-Segment der Stuttgarter, das aber immer mehr die Anmutung von Lachs mit Kaviar bekommt, denn es gibt noch drei andere Zugaben, die man so bisher nur aus der S-Klasse kennt. Wer will, kann das Komplettprogramm des Intelligent-Drive-Angebots aus dem Oberhaus haben. Dazu zählen unter anderem die Assistenten für Fahrsicherheit, der aktive Einparkhelfer, die 360-Grad-Rundumkamera und die Pre-Safe-Ausstattung bis hin zur Notbremsfunktion. Luft und Duft in vier verschiedenen Noten stammen ebenfalls aus der S-Klasse, die Klimaanlage erkennt unterdessen im Zusammenspiel mit dem Navigationssystem Tunnelstrecken, stellt automatisch auf Umluft und reagiert schneller auf eventuelle Temperaturdifferenzen während der Fahrt durch die Röhre.
Während sich die US-Amerikaner bereits im Januar in Detroit ein Bild von der neuen C-Klasse machen dürfen, werden die Europäer auf dem Genfer Automobilsalon im März 2014 ins Bild gesetzt. Wie sich die Preise der neuen C-Klasse gestalten, ist noch nicht bekannt, aber angesichts des Beschriebenen ist davon auszugehen, dass einige hundert Euro mehr zu berappen sind als beim Vorgänger. Aber Lachs und Kaviar haben eben ihren Preis.
Quelle: ntv.de