Vorstellung Nissan Cube Neues aus Legoland
16.01.2010, 07:00 Uhr
Bulldogge mit Sonnenbrille: Der Cube hat eine sehr markante Front bekommen.
Nissan bringt mit Cube ein außergewöhnliches Fahrzeug auf den Markt. Der Japan-Würfel verlässt die konventionellen Regeln des Automobilbaus. Kastig, kantig und ein bisschen im Lego-Stil. Ein ungewöhnlicher Anblick auf unseren Straßen. Auf den ersten Blick wird klar: Das ist kein normales Auto.
Ein bisschen verspielt wirkt er schon. Und sehr japanisch. Für europäische Augen ist der Nissan Cube ein ungewöhnlicher Anblick. In Europa feiert das kastige Fahrzeug derzeit seine Premiere. Dabei ist der Cube keine komplette Neuheit. Seit 1998 verkauft Nissan in Fernost das Modell. Allerdings war die erste Version des Cube eher automobile Schmalkost. Einen gewöhnlichen Mini-Van schickte man damals ins Rennen. Das änderte sich schon mit der zweiten Generation, die ab 2002 verkauft wurde. Das Auto wurde höher und noch kantiger, aber auch moderner in der Optik.
In Japan erlangte der Cube mit diesem Modell einen Kultstatus, der vergleichbar ist mit dem des Mini in Europa. Mehr als eine Million Autos wurden seit dem Marktstart vor zwölf Jahren in Fernost abgesetzt. Bereits damals wurden Stimmen laut, die das Auto auch gerne auf Europas Straßen sehen wollten. Doch der Cube der zweiten Generation war konsequent als Rechtslenker konzipiert. Eine Umrüstung wäre zu aufwendig geworden.
Damals wie heute basierte das Auto auf der Plattform des Micra. Das bedeutet, dass der Cube bei der Länge unter vier Metern liegt (3,98 Meter, um genau zu sein). Die Neuauflage weist einen gewachsenen Radstand von 2,53 Metern auf. Das bringt viel Platz im Inneren. Das subjektive Platzgefühl erhöht sich noch durch die Höhe des Autos. Bei 1,67 Metern, die durch die Kastenform auch voll ausgenutzt werden, bietet sich den Insassen reichlich Kopffreiheit. Überhaupt ist im Innenraum Platz kein Thema. Das Armaturenbrett ist senkrecht eingebaut und schafft so einigen Platz für vielfältige Ablagen. Vorn und hinten können sich Personen bis zu einer Größe von gut zwei Metern wohlfühlen.
Komfort und Funktion
Diese Wohlfühlidee ist es, die sich wie ein roter Faden durch den Entwurf des Autos zieht. Die vorderen Sitze sind bewusst wie Sessel geformt und haben echte Federn im Innern, im Gegensatz zu den gängigen Schaumstofffüllungen. Schön ist das Panoramadach, das der Cube serienmäßig mitbringt. Es lässt viel Licht in den Innenraum und sorgt so für eine freundliche Atmosphäre. Um im Sommer den Lichteinfall zu dämmen, hat das Auto einen Sonnenschutz im Stil der japanischen Raumtrenner Shoji. Mit milchiger Oberfläche sind sie funktional, aber eben auch unkonventionell. Der Grundriss des Innenraums entstammt dem Design eines Pools. Auch hier wird die Idee des Wohlfühlens umgesetzt. Hat man sich an die Idee gewöhnt, dann lässt es sich im Innern des Cube durchaus behaglich machen.
Das Alleinstellungsmerkmal des Autos ist aber das Design an sich. "Als ich die Front des Fahrzeugs zeichnete, hatte ich das Gesicht einer Bulldogge vor Augen. Aber cool musste sie sein, also bekam die Bulldoge eine Sonnenbrille", sagt Designer John Sahs über die Front des Fahrzeugs. Das Auto sollte jedoch keinesfalls aggressiv wirken. Allerdings brachten es der lange Radstand und die große Spurweite mit sich, dass die Radhäuser ausgestellt werden mussten. Darüber zeichnete Sahs allerdings diese markante, rundliche Form, die sich als Motiv überall im Auto findet: von den Seitenfenstern, die dadurch eine Bilderrahmenoptik bekommen, über die Instrumente bis zu den Getränkehaltern.
Kult-Frage
Gerade diese Konsequenz im Design ist es, die das Auto interessant macht. Der erste Blick ist für europäische Betrachter sehr gewöhnungsbedürftig. Der Betrachter fühlt sich schnell an sein Lego-Spielzeug aus Kindertagen erinnert. Damit hat der Designer aber eigentlich schon gewonnen, denn wer erinnert sich nicht gerne an die bunten Bausteine aus der eigenen Frühzeit, die geradezu symbolhaft für die Unbeschwertheit dieser Tage stehen? Im Grunde keine schlechte Idee, dieses positiv besetzte Bild in automobiles Design umzumünzen. Ob es auch in Europa funktioniert, muss der Käufer entscheiden. So ist das eben mit Kult.

Japanischer Lichtdämmer: Das Panorama-Dach lässt sich mit einer Blende im Stil der japanischen Raumteiler Shoji abdunkeln.
In Verzicht muss sich ein Cube-Kunde eigentlich nur bei den Motoren üben. Zwei Aggregate mit drei verschiedenen Getriebevarianten stehen zur Verfügung: ein 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS und 240 Newtonmetern Drehmoment. Diese liegen, dank Turbolader und Ladeluftkühlung, schon bei 1750 Umdrehungen pro Minute an. Bei einer ersten Ausfahrt zeigte sich dieser Motor recht angemessen für das Auto. In der Stadt lässt er sich gut bewegen, auf der Landstraße fehlt es ihm allerdings etwas an Durchzugskraft.
Kühlschrank-Öffnung am Heck
Daneben ist noch ein 1,6-Liter-Benziner zu haben, der ebenfalls über 110 PS verfügt. Der muss mit etwas höheren Drehzahlen bewegt werden, da er sein maximales Drehmoment erst bei 4400 Umdrehungen zur Verfügung stellt. Den Benziner gibt es mit einer Fünfgang-Schaltung oder mit einem stufenlosen CVT-Automatikgetriebe. Der Diesel ist dagegen nur mit einer Sechsgang-Schaltung zu haben. Letzterer erfüllt leider nur die Schadstoffnorm Euro 4, während der Benziner die Euro-5-Norm schafft. Einen Partikelfilter gibt es für den Diesel serienmäßig.

Ein stylisches Auto hat Nissan da auf Räder gestellt. Ob es auch die Kunden mögen, wird sich ab März zeigen.
Ungewöhnlich ist auch die seitlich öffnende Heckklappe. Sie soll in engen Parklücken einen leichteren Zugang zum Kofferraum ermöglichen. Das verwundert etwas, denn der Raum, der hinter dem Fahrzeug benötigt wird, um die Klappe zu öffnen, ist eigentlich nicht weniger als bei nach oben öffnenden Türen. Die Technik soll an die großen amerikanischen Kühlschränke erinnern. Ansonsten hat die seitlich angeschlagene Tür aber den Vorteil einer sehr niedrigen Ladekante, die Zugang zu den mindestens 260 oder 410 Litern Kofferraumvolumen verschafft. Die Differenz erklärt sich mit der um 25 Zentimeter horizontal verschiebbaren Rückbank. Wird die assymetrisch geteilte Rückbank umgelegt, dann entstehen bis zu 1563 Liter Volumen.
Preise ab 18.000 Euro
Das Fahrwerk haben die Ingenieure von Nissan auf den europäischen Geschmack abgestimmt. Anders als in Japan, wo es den aktuellen Cube bereits seit etwas mehr als einem Jahr gibt, und den USA, wo er seit Mai letzten Jahres zu haben ist, wurde er für die Europäer etwas straffer eingestellt. Der Frontantrieb des Autos ruht auf einer McPherson-Federung, die Heckaufhängung wurde aus Platzgründen als eine Starrachse konstruiert. Der lange Radstand des Autos äußert sich in einem nicht zu verachtenden Wendekreis von 10,6 Metern. Nicht wenig, aber für den Stadtverkehr gerade noch akzeptabel.
Preislich geht es mit dem Nissan Cube bei runden 18.000 Euro los. Dafür gibt es den Benziner mit Schaltgetriebe. Der Diesel kostet glatte 20.000 Euro. Man will den Käufer nicht täuschen und hat deshalb runde Zahlen gewählt, sagt Thomas Ebeling, Produktmanager für Kleinwagen bei Nissan Europa. Auch die Ausstattungsoptionen sind überschaubar. Je 650 Euro kosten die Pakete "Zen" und "Iki". Im größeren "Iki"-Paket hat der Cube 16-Zoll-Leichtmetallräder und die markante, getönte Heckscheibe an Bord. Das umfangreiche "Kaado"-Paket kostet 850 Euro und hat vor allem das Multimedia-System Nissan-Connect und eine Rückfahrkamera dabei. Metallic-Lack kostet 450 Euro extra. In neun verschiedenen poppigen Farben ist der Cube zu haben. Mit den Paketen lässt sich der Preis auf 22.600 Euro hochtreiben.
Stylische Accessoires
Zudem lässt sich der Cube mit mehr als 40 eigens kreierten Accessoires veredeln. Darunter sind recht skurrile Dinge wie eine runde, teppichartige Ablage für das Armaturenbrett, aber auch ein Aufkleber-Sortiment, das aus dem weißen Auto einen "Ice-Cube" (Eiswürfel) macht. Eine witzige Idee, die zu dem Stadtmobil passt.
Erstaunlich ist die Zielgruppe, die Nissan mit dem Cube anpeilt. Jenseits der 40 wollen die Japaner Kunden mit einer urbanen, offenen Mentalität gewinnen. Das ist, zumindest für Deutschland, eher schwer vorstellbar. Eigentlich würde man sich den Cube eher als urbanes Mobil für Fahranfänger und Mittzwanziger denken. Letztendlich wird sich in den Autohäusern zeigen, wer wirklich auf den Japan-Würfel abfährt. Er ist jedenfalls ein erfreulicher Farbtupfer im automobilen Einheitsbrei unserer Zeit. Ab 20. März ist der Nissan Cube zu haben.
Datenblatt | |
Abmessungen LxBxH | 3,98 / 1,70 / 1,67 Meter |
Leergewicht | 1.230 kg |
Sitzplätze | 4 |
Ladevolumen | 260 bis 410 Liter |
Maximale Zuladung | 480 kg |
Motor | Reihen-Vierzylinder mit |
Antrieb und Getriebe | Frontantrieb, |
max. Leistung | 110 PS (81 kW) bei 4.000 U/Min (Diesel) |
Kraftstoffart | Benzin oder Diesel |
Tankinhalt | 52 Liter |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
max. Drehmoment | 240 Newtonmeter bei 1.750 U/Min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 11,3 Sekunden (Benziner) |
Verbrauch pro 100 Kilometer(Innerorts/Außerorts/Schnitt) |
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CO2-Emissionen | 151 (Benziner), 135 (Diesel) Gramm pro Kilometer |
Schadstoffklasse / Feinstaubplakette | EURO 5 (Benziner) / Grün |
Grundpreis | 18.000 Euro |
Quelle: ntv.de