Auto

Gas geben für die Gas-Flotte Opel reduziert die Zusatzkosten

Mit der Ausweitung der Modellpalette und der Reduzierung der Zusatzkosten will Opel sein Angebot an Flüssiggas-Fahrzeugen attraktiver machen. Die Käufer tanken zwar für die Hälfte, müssen dafür aber auch mit weniger PS auskommen.

Der Motor muss für die Verbrennung des LPG-Treibstoffs angepasst werden.

Der Motor muss für die Verbrennung des LPG-Treibstoffs angepasst werden.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Gewiss ist Bundespräsident Horst Köhler frei von jeglichem Verdacht, er stehe heimlich im Solde der Automobilindustrie. Doch auf seine kürzlich veröffentlichte Bemerkung, Benzin müsste eigentlich noch teurer werden, hätte sich ein Automanager ganz besonders vergnügt die Hände reiben können: Jürgen Keller, Geschäftsführer von Opel Special Vehicles (OSV).

Das Tochterunternehmen der Adam Opel GmbH stellt nämlich Fahrzeuge mit alternativen Antriebskonzepten her, seit Jahresbeginn verstärkt solche mit einem zusätzlichen Tank für Autogas. Das Angebot für Fahrzeuge mit dem auch Flüssiggas oder Liquid Petroleum Gas (LPG) genannten Treibstoff wird derzeit von keinem anderen deutschen Hersteller so intensiv ausgebaut wie von Opel. Die Rüsselsheimer reagieren damit auf eine klar erkennbare Tendenz. Schon mehr als 300.000 Fahrzeughalter bewegen hierzulande einen am Werk oder später umgerüsteten Pkw mit LPG-Antrieb.

Die Käufer werden dabei in erster Linie von dem Wunsch getrieben, Geld zu sparen. Zwar kostet der Umbau meist eine vierstellige Summe, doch dafür tanken sie für die Hälfte – oder weniger. Derzeit liegt der Abgabepreis für einen Liter Flüssiggas je nach Anbieter zwischen 62 und 66 Cent. Der geringe Steueranteil von nur neuen Cent ist bis 2018 gesetzlich festgeschrieben. Abhängig vom Nutzungsgrad des Fahrzeugs hat sich die Investition schon nach anderthalb oder etwas mehr Jahren amortisiert. Dass die LPG-Fahrt obendrein noch weniger CO2 emittiert als das Fahren mit herkömmlichem Super-Sprit, nehmen die Kunden natürlich gern in Kauf. So können sie aufgrund der schadstoff-basierten Berechnung der Kfz-Steuer auch noch die Abgaben an den Staat etwas kürzen.

Flächendeckendes Tankstellennetz

Der Tank in der Reserveradmulde fasst je nach Modell zwischen 35 und 45 Liter.

Der Tank in der Reserveradmulde fasst je nach Modell zwischen 35 und 45 Liter.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Ebenso wie andere Hersteller hat auch Opel zunächst auf den Ausbau des Fahrzeugsangebots mit Erdgasantrieb gesetzt. Auch jetzt noch ist zum Beispiel der Familienvan Zafira mit so genanntem GNG-(Compressed Natural Gas)-Antrieb zu haben. Doch der Markt hat sich anders entwickelt, vor allem der Ausbau des Erdgas-Tankstellennetzes stagniert. Das liegt an den hohen Investitionskosten, die die Betreiber für das technisch anspruchsvolle Drucksystem aufwenden müssen. Erdgas wird bei 200 bar gelagert und wird auch mit diesem Druck in das Fahrzeug abgegeben.

Bei LPG sind es lediglich acht bis zwölf bar, weshalb die Erfüllung der Sicherheitsanforderungen nicht so kostspielig ist, wie bei Erdgas. Derzeit sind nahezu 6000 Zapfstellen bundesweit verfügbar, häufig auf demselben Gelände wie die Benzin- und Dieselangebote der Mineralölgesellschaften. Auch in den europäischen Nachbarländern, wo der Boom schon einige Jahre vor dem in Deutschland einsetzte, ist das Netz gut ausgebaut. Bei etwa 30.000 LPG-Tankstellen europaweit ist auch die Urlaubsreise zur Hälfte der sonst üblichen Triebstoffkosten keine Utopie mehr.

Freilich hat Opel derzeit nur zwei Autos im Flüssiggas-Angebot, die für eine Urlaubsreise geeignet erscheinen. Der Astra Caravan sowie der Opel Zafira bieten ein entsprechendes Platzangebot. Ferner sind auch das Modell Agila und der Corsa als LPG-Variante verfügbar. Die vier Modelle sind in insgesamt sieben Motorvarianten erhältlich, dass heißt mit Einliter- 1,2-Liter, 1,4-, 1,6- und 1,8-Liter Motoren. "Wir haben dieses Angbeot in wenigen Wochen auf die Beine gestellt", freut sich Jürgen Keller. Seine rund 250 Mitarbeiter fertigen nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch für den Export der Flüssiggas-Opels in andere Länder.

Kein Stress mit der Garantie

Der Flüssiggastank und weitere Einbauteile bringen ein Mehrgewicht von etwa 70 Kilogramm mit sich.

Der Flüssiggastank und weitere Einbauteile bringen ein Mehrgewicht von etwa 70 Kilogramm mit sich.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Das Modell Agila 1.0 ecoFLEX ist bisher das Einzige, das bei Benzin- und LPG-Betrieb die gleiche Leistung bereit stellt. 65 PS sind von dem Kleinwagen zu mobilisieren. Bei den anderen Modellen muss mit einer Leistungsminderung zwischen zwei und elf PS gerechnet werden. Sie hat ihre Ursache nicht nur in dem grundsätzlich geringeren Energiegehalts des Flüssiggases gegenüber Benzin, sondern auch damit, dass für die Verbrennung weniger Sauerstoff im Zylinder ankommt. Gas füllt das Volumen nahezu vollständig aus, während bei der Benzinverbrennung der Anteil der angesaugten Außenluft wesentlich größer ist.

Jürgen Keller ist bei der aktuellen LPG-Kampagne seiner Firma besonders wichtig, das Prädikat "ab Werk" in den Vordergrund zu stellen. Natürlich gebe es inzwischen eine Fülle von Möglichkeiten, sich in der Kfz-Werkstatt einen Gastank in die Reserveradmulde einbauen, einen zusätzlichen Füllstutzen montieren und die nötigen Motorsteuerungen installieren zu lassen. Die volle Garantie für die Funktionstüchtigkeit, das heißt auch die werksseitige Reparatur eventueller Fehlfunktionen, könne nur die Hersteller-Garantie gewährleisten. Einzelne Hersteller weisen sogar ausdrücklich auf den Verlust der Werksgarantie hin, falls unautorisierte Werkstätten einen derartigen Umbau vornehmen.

Bis zu 6000 Fahrzeuge jährlich hat die OSV-GmbH in der Vergangenheit mit LPG-Antrieb ausgerüstet. Dazu noch einmal dieselbe Summe mit CNG-Antrieb. Um den Umbau für die Kunden zusätzlich attraktiv zu machen, hat Opel den Preisunterschied zwischen den konventionell betriebenen und den LPG-Modellen gerade um 50 Prozent reduziert. Gleichwohl müssen die Kunden bereits sein, dafür eine gewisse Komforteinschränkung hinzunehmen. Der Gastank kann auf der Basis der gegenwärtig verwendeten Technik nicht mit der Kraftstoffanzeige im Cockpit gekoppelt werden. Stattdessen zeigen Leuchtdioden ungefähr an, wie viel Gas noch in der Reserveradmulde wabert. Die Anzeige sowie der Umschalter, der einen manuellen Wechsel der Kraftstoffart erlaubt, befinden sich unterhalb des Lichtschalters links neben dem Lenkrad. Opel-Techniker Markus Grassmuck ist mit dieser etwas improvisiert anmutenden Technik auch nicht so richtig zufrieden, aber Abhilfe ist in Aussicht: "Daran arbeiten wir", verspricht der Ingenieur.

Quelle: ntv.de

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