Rückrufaktionen, wohin man schaut Toyota lenkt ein - Chrysler wehrt sich
06.06.2013, 15:15 Uhr
Vor zwei Jahren hatte Toyota über 100.000 Prius wegen Problemen mit der Lenkeinheit zurückgerufen.
Rückrufe bei Autoherstellern gehören spätestens seit den rutschenden Fußmatten und klemmenden Gaspedalen von Toyota im Jahr 2009 und 2010 zum Alltag. Derzeit steht neben Toyota auch Chrysler vor einer riesigen Rückrufaktion. Doch während die Japaner dem Nachkommen, wehren sich die US-Amerikaner mit Händen und Füßen.
Die Autobranche wird mal wieder von technischen Problemen heimgesucht. Der weltgrößte Hersteller Toyota muss rund 242.000 Autos in die Werkstätten zurückrufen. Wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab, ist davon vor allem der Erfolgs-Hybrid Prius betroffen. Im aktuellen Fall kann sich nach Angaben des Herstellers der Bremsweg verlängern.
Bei den Hybrid-Modellen erzeugt eine Hydraulikpumpe den Bremsdruck, mit der Fußbremse gibt der Fahrer nur noch an, wie viel Druck das System an die Bremse geben soll. Die Hydraulikeinheit kann in diesem Fall undicht werden, dann würde die Bremse verzögert reagieren und damit den Bremsweg verlängern. In Deutschland könnten knapp 4400 Fahrzeuge betroffen sein, hieß es. Toyota schreibt die Fahrzeughalter an. Das Bauteil wird anschließend in der Werkstatt überprüft und nötigenfalls kostenfrei ausgetauscht.
Die Mehrzahl der betroffenen Wagen wurden aber in Übersee verkauft: In Japan würden 117.000 Autos zurückgeholt und 91.000 in Nordamerika, wie eine Sprecherin mitteilte. In ganz Europa seien es immerhin 30.000. Berichte über Unfälle oder Verletzte wegen der Probleme habe es nicht gegeben. Vor zwei Jahren hatte Toyota schon einmal über 100.000 Prius wegen Problemen mit der Lenkeinheit in die Werkstätten zurückholen müssen.
Der neuerliche Rückruf ist für Toyota auch in andere Hinsicht ärgerlich. Die Kaufzurückhaltung bei Elektroautos und Hybridfahrzeugen führt nämlich dazu, dass die Protagonisten der Technik seit Jahren finanziell draufzahlen. "Ich kann es heute öffentlich sagen. Wir hatten anfangs mit jedem verkauften Prius ein Auto Verlust", war erstmals von Toyotas oberstem Hybridplaner und Vorstandsmitglied Koei Saga anlässlich der internationalen Elektromobilität-Konferenz in Berlin zu hören.
Chrysler stemmt sich gegen Rückruf
Während Toyota mit Blick auf den millionenfachen Rückruf in den Jahren 2009 und 2010 , als sich das Gaspedal unter rutschenden Fußmatten zu verklemmen drohte, schnell und ohne viel Aufsehens den Rückruf einleitet, stemmt sich US-Rivale Chrysler gegen einen von der US-Verkehrssicherheitsbehörde vor kurzem geforderten Rückruf. Geht es nach den staatlichen Aufsehern von der NHTSA, müsste der Autobauer 2,7 Millionen ältere Jeep Grand Cherokee und Jeep Liberty zurückrufen. Die Behörde sieht bei einem Auffahrunfall am Heck eine Feuergefahr, die vom Tank ausgehen könnte.
Beim Grand Cherokee geht es um die Modelljahre 1993 bis 2004 und beim kleineren Liberty um 2002 bis 2007. Die Autos seien sicher, teilte der zum italienischen Fiat-Konzern gehörende Hersteller mit breiter Brust mit. Und wirft der Behörde vor, sie habe bei ihrer Analyse eine Reihe von Fehlern gemacht. "Das Unternehmen bürgt für die Qualität seiner Fahrzeuge", erklärte Konzernchef Sergio Marchionne. Chryslers Standpunkt in der Sache sei eindeutig. Man beabsichtige nicht, die Wagen zurückzurufen.
Dass sich ein Hersteller derart gegen die NHTSA stellt, ist eher selten. Spätestens seit dem millionenfachen Rückruf von Toyota fürchten die Firmen solchen Fällen einen enormen Imageschaden. Bei Chrysler dürfte hinzukommen, dass eine Rückrufaktion in diesem Ausmaß für eine ernsthafte Schieflage des Unternehmens führen könnte, dass gerade auf dem Weg ist mit guten Absatzzahlen in den USA zu gesunden. Sogar so sehr, dass Fiat davon profitieren kann.
Quelle: ntv.de, hpr/dpa