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Bugatti-Baby unterm Hammer Schlumpf-Erbe wird versteigert

Einige der Oldtimer der Schlumpf-Kollektion sind 1981 im Museum in Mülhausen zu sehen.

Einige der Oldtimer der Schlumpf-Kollektion sind 1981 im Museum in Mülhausen zu sehen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Jahrelang hatte der Schweizer Industrielle Fritz Schlumpf gemeinsam mit seinem Bruder Hans in der ganzen Welt alte Luxuslimousinen aufgekauft und in einer stillgelegten Fabrikhalle im Elsass gesammelt. Bis vor gut 32 Jahren die "Affäre Schlumpf" für einen der größten Industrieskandale der französischen Nachkriegsgeschichte sorgte: Aufgebrachte Arbeiter, die nach dem Bankrott des Schlumpf-Textilimperiums keine Löhne mehr erhielten, stürmten im März 1977 die Halle im südelsässischen Mülhausen - und standen fassungslos vor rund 500 wertvollen Oldtimern, darunter der weltweit größten Sammlung von Bugatti-Modellen.

Die Brüder Schlumpf starben Anfang der 90er Jahre in der Schweiz, wo sie nach dem Bankrott Unterschlupf fanden. Jahrelang waren sie gegen die Verstaatlichung "ihrer" Sammlung vor Gericht gezogen. Vergeblich: Die "Collection Schlumpf" wurde ein nationales Museum, das heute Autonarren aus aller Welt nach Mülhausen lockt.

Ein Bugatti für den Sohn

Immerhin ein Stück seiner konfiszierten Sammlung erhielt Fritz Schlumpf zurück - einen Bugatti-Baby mit Elektromotor, den der legendäre Autobauer Ettore Bugatti 1927 für seinen damals fünfjährigen Sohn Roland bauen ließ. Nun sucht das blaue Gefährt nach einem Käufer: Es ist Teil des umfangreichen Nachlasses von Fritz Schlumpf, der am 5. Juli unter den Hammer kommt. Ort der Versteigerung ist das elsässische Molsheim bei Straßburg - wo Ettore Bugatti 1909 sein Unternehmen gründete und der Volkswagen-Konzern seit einigen Jahren die Luxuslimousine Bugatti-Veyron für die Reichen der Welt baut.

Neben dem Bugatti-Baby (Nennpreis 25.000 Euro) kommen auch zwei Autos der oberen Luxusklasse unter den Hammer, die Schlumpf in den letzten Jahren seines Lebens kaufte: Ein weißer Rolls Royce Silver Spirit aus dem Jahre 1991 (Nennpreis 20.000 Euro) und ein roter Ferrari Testarossa (40.000 Euro). Versteigert werden zudem Möbel, Gemälde und andere Kunstgegenstände aus dem Besitz des Industriellen. Darunter eine Sammlung von alten Lithographien mit Auto-Motiven und Werbeplakaten für verschiedene Automarken, die meisten aus den 50er Jahren.

Rechtzeitig zur Versteigerung hat der Straßburger Verlag La Nuée Bleue eine Biographie von Fritz Schlumpf auf den Markt gebracht, verfasst von dessen Witwe. Die vor einem Jahr verstorbene Arlette Schlumpf legt darin ihre Version von der "Affäre Schlumpf" dar. Sie versucht, das Bild der 1988 wegen Veruntreuung, Steuerhinterziehung und Bankrott verurteilten Brüder weißzuwaschen.

Energisch weist Arlette Schlumpf den Vorwurf zurück, die Industriellenbrüder hätten mit ihrer Sammelwut ihr Unternehmen in den Konkurs getrieben und hunderte von Arbeitern um den Job gebracht. Nach ihrer Darstellung wurde das Schlumpf-Textilimperium durch Billig-Importe zugrundegerichtet und seine Gründer Opfer "machiavellistischer" Machenschaften vor allem der Gewerkschaften. Die Biografie "Pour l'amour de Fritz" soll im Oktober bei der Frankfurter Buchmesse vorgestellt werden.

Quelle: ntv.de, Jutta Hartlieb, AFP

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