Beats, Boliden und Bedauern VW mit Spar-SUV auf der Auto Shanghai
20.04.2013, 00:28 Uhr
Das Cross Blue Coupé soll Design-Elemente eines Sportwagens mit den Verbrauchswerten eines Kleinwagens vereinen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sieht so der nächste Volkswagen Touareg aus? Die Konzept-Studie Crossblue Coupé ist die wichtigste Premiere des VW-Konzerns auf der zu Beginn der nächsten Woche fürs Publikum öffnenden Messe Auto Shanghai 2013 in der chinesischen Metropole.
Der Viertürer mit dem auffallend flachen Dach könnte Vorbild für eine Neuauflage des Geländewagens Touareg werden, diesmal allerdings mit der von der Konzernleitung favorisierten Zukunftstechnologie Plug-in-Hybrid. Diese Antriebsvariante kombiniert Verbrennungs- und Elektromotor, erlaubt aber zusätzlich das Laden der vergrößerten Batterieeinheit an der heimischen Steckdose. Damit wird eine erhöhte elektrische Reic hweite erzielt, in diesem Fall 33 Kilometer.
Nach den Vorstellungen der Entwickler verfügt das Fahrzeug über einen V6-TSI-Motor, der 220 kW oder knapp 300 PS leistet. Zusätzlich sind zwei Elektromotoren an Bord, einer an der Vorderachse mit 40 kW und einer hinten mit 85 kW. Diese Kombination soll dem hochbeinigen SUV sportliche Fahrleistungen ermöglichen. Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg sprach in der Präsentation von einem Sprintvermögen von 5,9 Sekunden von null auf 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h. Gleichzeitig soll der nach EU-Norm ermittelte Verbrauch bei drei Litern je 100 Kilometer liegen.
Traditionell nutzt der VW-Konzern den Vorabend einer wichtigen Automesse für die komprimierte Präsentation von Neuerungen in der so genannten "Group Night". Dass Shanghai zu den wichtigsten Messen überhaupt gehört, steht außer Zweifel, denn im Reich der Mitte verkaufen die Marken der Unternehmensgruppe mehr Autos als irgendwo sonst auf der Welt.
Das dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass außer der Darbietung von Konzept- und Serienautos, von Musik, Akrobatik und Lightshow eine tief in der chinesischen Kultur verwurzelte Demutsgeste im Programmablauf einen Raum bekam: Der Kotau. Anlass für diesen ursprünglich im chinesischen Kaiserreich von Untertanen geübten ehrerbietigen Gruß war wohl die Aufregung über angebliche Qualitätsmängel bei Doppelkupplungsgetrieben, die im März das zeitweise blendende Verhältnis zwischen dem deutschen Autobauer und den chinesischen Behörden getrübt hatte. Nach einer kritischen Verbrauchersendung im staatlichen Fernsehen war von tausenden Fahrzeugrückrufen die Rede gewesen.
Verbale Kundenpflege von Vorständen
Das für China zuständige Vorstandsmitglied Jochem Heinzmann sprach von "persönlichem Bedauern" und auch Konzernchef Martin Winterkorn stellte in seinem zusammenfassenden Statement am Schluss der Veranstaltung klar, dass "nichts wichtiger" sei als "Sicherheit und Kundenzufriedenheit". Es gebe "null Toleranz", wenn es um die Qualität der Produkte gehe. Volkswagen will 2018 der größte Autobauer der Welt sein – ohne die Kunden der Volksrepublik China geht das nicht.
Zuvor waren eine Reihe von Fahrzeugen vor die rund 1000 geladenen Gäste gerollt, die so recht nach dem Geschmack der vermögenden Einwohner im Reich der Mitte sein dürften. Mit dem Bentley Continental Flying Spur hat die britische Nobelmarke eine luxuriöse Limousine runderneuert, deren 322 km/h Höchstgeschwindigkeit sogar die meisten Sportwagen nicht erreichen können. Noch schneller und noch teurer ist das Sondermodell des Lamborghini Aventador, der als Beitrag zum 50-jährigen Bestehen der Marke aufgelegt wird. Nur 100 Exemplare weltweit soll es von dem 720 PS starken Renner geben. Die Spitze der Exklusivität nimmt ebenfalls der Volkswagen-Konzern für sich in Anspruch, denn vom Bugatti Veyron Gran Sport Vitesse wird es ganze acht Exemplare geben. Mit mehr als 408 km/h hat der Sechzehnzylinder jüngst einen Weltrekord für offene Automobile aufgestellt. Am Steuer bei dieser Fahrt: Ein Chinese.
Eher für ein Massenpublikum sind da schon die Stufenheckversion des Audi A3 und der Seat Leon SC gedacht, die zusätzlich die Neuigkeitenregie ergänzten. Mit seinen serienmäßigen LED-Scheinwerfern nimmt der spanische Dreitürer eine Sonderstellung in seinem Segment ein. Die Kombiversion des Skoda Superb ist der Beitrag der tschechischen Marke zum Konzernauftritt. Auch für Skoda ist China längst der wichtigste Einzelmarkt der Welt geworden, obwohl erst seit fünf Jahren dort erhältlich.
Weil PS-Protzerei zwar sexy, aber politisch nicht mehr ganz korrekt ist, Nachhaltigkeit zwar begrüßenswert, aber langweilig, verlegen sich die Volkswagen-Verantwortlichen bei der Inszenierung ihrer Group Night immer stärker auf die kulturelle Ausgestaltung solch einer Show. Kräftiges Motorgrollen ist den meisten Gästen dieser Präsentation zwar ebenso vertraut wie angenehm, den akustischen Höhepunkt lieferte diesmal jedoch ein Steinway-Flügel. An den Tasten: der Star-Pianist Lang Lang.
Quelle: ntv.de