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Origineller Dreitürer von HyundaiVeloster sorgt für Unordnung

05.08.2011, 10:31 Uhr
imagevon Axel F. Busse
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In Ländern mit Linksverkehr soll der Veloster als Fünftürer angeboten werden. (Foto: n-tv.de/Busse)

Mit einem originellen Dreitürer will Hyundai seine Position auf dem deutschen Markt festigen. Das Modell Veloster hat Kunden mit Sinn für das Unkonventionelle im Blick, die auch den einen oder anderen Kompromiss nicht scheuen.

Ist es nun ein Dreitürer mit einer Tür zu viel oder ein Fünftürer, dem eine Klappe fehlt? Der neueste Hyundai mit dem Namen Veloster sorgt für Unordnung in der eingefahrenen Karosserie-Nomenklatur. Der coupéhaft geschnittene Kompakte hat außer der Heckklappe noch drei Öffnungen, um ins Innere zu gelangen. Zwei Türen auf der rechten und eine Tür auf der linken Seite, ähnlich wie der Mini Clubman.

Und ähnlich wie bei dem britischen Sonderling wird man fragen: "Was wird man auf den Straßen in England, Australien, Südafrika oder Japan sehen? Wird es für die Märkte mit Linksverkehr eine gesonderte Version geben?" Vielleicht eine dritte Tür auf der linken, dort also dem fließenden Verkehr abgewandten Seite? "Nein", lautet die klare Aussage von Werner H. Frey, der Geschäftsführer von Hyundai in Deutschland ist. Wo auf der linken Seite der Straße gefahren wird, soll ein klassischer Fünftürer angeboten werden, so wie es das bekannte Schnittmuster des Pkw-Baus vorsieht.

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Der Griff der rechten Tür ist im hinteren Scheibenwinkel versteckt. (Foto: n-tv.de/Busse)

Wenn im September der Verkauf des 21.600 Euro teuren Koreaners in Deutschland beginnt, blickt der Konzern Hyundai auf eine 20-jährige Präsenz hierzulande. "Anfangs sind wir viel belächelt worden", sagt Hyundai-Chef Frey, der seine Marke inzwischen stabil über zwei Prozent Marktanteil etablieren konnte. Geholfen hat dabei die Abwrackprämie, denn mit dem reichen Angebot an Kleinwagen hatte Hyundai die richtigen Offerten parat.

Enge über dem Scheitel

Außer dem ungewöhnlichen Türkonzept hat der Veloster eine aggressiv und dynamisch gestaltete Frontpartie zu bieten, lang gezogene Scheinwerfergläser und eine stark nach hinten abfallende Dachlinie, die erwachsene Passagiere auf der Rückbank nicht schätzen werden. Es herrscht eine geringe Kopffreiheit, die lediglich dadurch gelindert werden kann, dass man sich weit zurück lehnt und bis unter die ins Dach hinein ragende Heckscheibe schlüpft.

Der mit genarbten Oberflächen ausgekleidete Innenraum ist mit metallisch schimmernden Einfassungen kontrastiert, die Akzente sind stimmig und stilsicher platziert. Die Einbauteile passen kompakt und präzise zusammen, alles macht einen hochwertigen und gediegenen Eindruck. Mit gehobenem Qualitätsanspruch hat sich Hyundai von dem Image des Fernost-Billiganbieters emanzipiert und kann sowohl in der Außen- wie auch in der Innengestaltung zweifellos gegenüber den übrigen Anbietern mithalten. Lobende Erwähnung verdienen die bequemen und stabilen Sitze, die dem sportlichen Anspruch des Autos eine zusätzliche Note verleihen. Das Ausstattungsniveau ist angenehm hoch, nur der Sprung in die nächste Stufe mit 4600 Euro ist recht kostspielig ausgefallen.

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Die Heckklappe ist bis weit in die Dachfläche hinein gezogen. (Foto: n-tv.de/Busse)

Bis auf Weiteres wird der Veloster nur mit einer Motorisierung zu haben sein. Der Vierzylinder-Ottomotor treibt die Vorderräder an und holt aus 1,6 Litern Hubraum 140 PS. Das klingt ganz ordentlich, erst recht, wenn man sich das Leergewicht des Fahrzeugs von kaum mehr als 1200 Kilogramm vergegenwärtigt. Dabei wird aber die sportliche und dynamische Optik nicht von einem gleichwertigen Fahrauftritt untermauert. Der Motor verträgt zwar Drehzahlen bis jenseits 6000 Umdrehungen, aber wer will die schon fahren? Das bescheidene Drehmoment von nur 167 Newtonmetern macht sich denn auch bei fast jedem Gangwechsel bemerkbar, besonders wenn man spritsparend fahren und frühzeitig schalten will.

Start-Stopp nur gegen Aufpreis

Die häufige Abwesenheit von Durchzugskraft schmälert auch das Vergnügen, mit einem ungewöhnlichen und originellen Auto unterwegs zu sein. Der Motorlauf ist ruhig und kultiviert, auch das sechsgängige Handgetriebe ist gut abgestuft und schaltet exakt. Nur wenn man so etwas wie Temperament entfachen will, ist das Ergebnis eher enttäuschend. Nur gut, dass schon durchgesickert ist, es gebe einen Leistungs-Nachschlag. Die Rede ist von einem 200-PS-Turbomotor, bei dem mangelndes Drehmoment kein Thema mehr sein dürfte. Wann der allerdings den deutschen Markt erreicht, ist noch ungewiss. Deshalb wird vorerst als Höchsttempo 200 km/h gelten, die mit entsprechendem Anlauf sicher auch erreicht werden können.

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Das Cockpit ist originell gestaltet und die Materialien strahlen Wertigkeit aus. (Foto: n-tv.de/Busse)

Stimmt die Performance, werden die Kunden bestimmt großzügiger über kleine Schwächen hinweg sehen, die konstruktionsbedingt in Kauf genommen werden müssen. Da ist die schlechte Sicht nach schräg hinten beim Einparken (Rückfahrkamera gibt es als Teil des Navigationssystems für 1300 Euro extra), da ist die mit 85 Zentimetern recht hohe Ladekante, über die bis zu 1050 Liter Gepäckvolumen gehievt werden müssen. Da ist auch die fehlende Zugfeder am Fahrersitz, die das Einsteigen auf die Rückbank auch von der Fahrerseite erlauben würde.

Dem Zeitgeist entsprechend gibt es den Veloster mit einer Schaltpunktanzeige im Zentraldisplay und einer Start-Stopp-Automatik. Letztere ist allerdings an die Version "Blue" gekoppelt, die Mehrkosten von 390 Euro verursacht. Jeder kann sich ausrechnen, mit welcher Kilometerleistung diese Mehrkosten wieder herein geholt werden können, wenn die Verbrauchsdifferenz zwischen "Blue" und Nicht-Blue 0,6 Liter je 100 Kilometer beträgt. Nach EU-Norm ist der Handschalter mit einem Minimalverbrauch von 5,9 Litern angegeben.