Allradantrieb für den renovierten T5 Volkswagens Wüstenschiff
04.03.2010, 08:00 Uhr
Die an Karosserie und Motoren renovierte Version des T5 ist jetzt auch mit Allradantrieb zu haben.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Der "Bulli" begeistert seit 60 Jahren: Er ist unverwüstlich und legendär - und ab jetzt mit einem Allradantrieb ausgerüstet, der die Fangemeinde nicht enttäuschen wird.
Vier Monate nach dem Marktstart des modellgepflegten T5 komplettiert Volkswagen jetzt sein Angebot. Allrad für alle heißt das Motto, vom schlichten Transporter bis zum schicken Campmobil sind alle Variationen mit dem "4Motion" genannten Vierradantrieb zu haben. Ein erster Fahrbericht.
Seit 60 Jahren macht das Auto Klempnern und Aussteigern, Familien und Shuttlediensten gleichermaßen Freude. Er macht auch Freunde, wie der n-tv.de-Praxistest belegte, sein unverwüstlicher Charakter ist legendär. Und seit der Anhänger- und Omnibushersteller Kässbohrer 2007 Volkswagen die Namensrechte überlies, darf das Auto auch offiziell als "Bulli" vermarktet werden. In die Herzen der Fans war der aus "Bus" und "Lieferwagen" zusammen gesetzte Kosename schon seit Jahrzehnten eingebrannt.
In Deutschland wird etwa jeder zehnte mit der Modellreihen-Nummer T5 versehene Kleinbus nicht nur zum Waren- oder Personentransport eingesetzt, sondern auch bei Straßenmeistereien, Forstverwaltungen oder reiselustigen Zeitgenossen, die gern mal eingefahrene Wege verlassen. Das brachte schon vor 25 Jahren VW auf die Idee, einen Bulli mit Allradantrieb anzubieten. Das damals mit dem Zusatz "syncro" versehene Auto wurde auch von der Bundeswehr eingesetzt.
Haldex-Kupplung verteilt die Kraft
Eine Visco-Kupplung sorgte damals für die Verteilung der Antriebskraft zwischen den Achsen, der konstruktive Aufwand, um aus einem Einachsantrieb einen 4x4-Antrieb zu machen, war überschaubar und entsprach dem Stand der Technik. Heute wird eine Lamellenkupplung, wie sie erstmals der schwedische Hersteller Haldex vorstellte, für die Kraftverteilung genutzt. Da sie elektronisch gesteuert ist, verfügt sie über ein schnelleres Ansprechverhalten. Außerdem kann sie höhere Drehmomente übertragen, was für die Kombination mit modernen Turbo-Dieselmotoren auch dringend geboten ist.
Die Volkswagen-Allzweckwaffe, der zwei Liter große Vierzylinder-Diesel, der inzwischen vom Golf bis zum Amarok ist fast allen Baureihen zu finden ist, kommt nun auch im 4Motion-Modell zum Einsatz und ersetzt die bis dahin gebräuchlichen Fünfzylinder-Aggregate. Mit der Renovierung des T5 hatte VW den Abschied von den Pumpe-Düse-Motoren vollzogen. Die Kombination Allradantrieb und Benzinmotor ist nicht verfügbar. Der Selbstzünder ist in zwei Leistungsstufen zu haben, und zwar mit 140 und mit 180 PS. Während der stärkere Motor sein Drehmoment-Maximum bei 400 Newtonmetern hat, steht bei der 140-PS-Varianten ein Wert von 340 Nm zu Buche.
Eine nach oben schwingende Heckklappe ist Standard, aber es gibt auch senkrecht geteilte Hecktüren.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Diesen kräftigen Antritt braucht der T5 4Motion auch, denn selbst in der Kastenwagen-Version ohne hintere Sitzreihen oder besondere Innenverkleidungen wiegt das Fahrzeug 1900 Kilogramm. Beim Reisemobil California kann das Gewicht ohne Passagiere oder Gepäck bis auf 2700 Kilogramm steigen, so dass weniger als 140 PS wohl nicht in Frage kommen, will man vor Ferienende das Urlaubsziel erreichen.
Automatik nur für 180-PS-Variante
Geschaltet wird im Transporter, im Kleinbus Caravelle, dem Multivan oder dem California standardmäßig mit einem Sechsganggetriebe. Das ist fein abgestuft, schaltet sich flüssig und die serienmäßige Berganfahrhilfe lässt genügend Zeit, auch an der Ampel am Hang gemütlich einzukuppeln. Allerdings gebe man hier eine Dosis mehr Gas, damit die Drehzahl die leichte Anfahrschwäche kaschiere. Alternativ zur manuellen Schaltung gibt es für das 180-PS-Auto das 7-Gang-DSG-Getriebe, für das Volkswagen zu Recht soviel Beifall eingeheimst hat. Voraussetzung ist allerdings, dass komfortables Fahren mit gleichzeitiger Aussicht auf leichten Mehrverbrauch dem Kunden 2088 Euro Aufpreis gegenüber der manuellen Variante Wert ist.
Bei Testfahrten im flachen Münchner Hinterland sowie auf vereisten oberbayerischen Waldwegen ließ sich zweierlei feststellen. Einerseits ist der Allrad-T5 nur schwer aus der Ruhe zu bringen, souverän meistert er rutschige Steigungen oder aufgeweichte Wege und wird wohl auch nicht die Fangemeinde enttäuschen, die ihre Allrad-Bullis aus Jux am Wochenende durch die Kieskuhlen treiben. Andererseits schmilzt der tatsächliche Unterschied von 40 PS zwischen den beiden Motorauslegungen im gefühlten Bereich auf ein Minimum, so dass man guten Gewissens zu der kostengünstigeren Variante greifen kann. Beim Multivan zum Beispiel macht der Preisunterschied fast 3500 Euro aus.
Panamericana für Reiselustige
König der Straße: Eine aufrechte Sitzhaltung wie im Lkw macht das Fahrerlebnis im "Bulli" so typisch.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Zum schier unüberschaubaren Erwachsenen-Baukasten aus kurzen und langen Radständen, Flach-, Hoch- und Ausstelldachvarianten, Kastenwagen, Konferenzbestuhlungen und Küchenzeilen sowie Front- und Allradantrieb gehört auch das Modell Panamericana, das schon von seiner Optik her als geländetauglich erkennbar ist. Für den Multivan Panamericana ist ein aufpreispflichtiges Offroad-Paket mit verstärkten Federn verfügbar, das für eine um 30 Millimeter erhöhte Bodenfreiheit sorgt. All-Terrain-Bereifung in der Dimension 235/75-17 und ein stabiler Leichtmetall-Unterfahrschutz lassen das Fahrzeug deutlich wuchtiger als die Schwestermodelle erscheinen. Mit im Paket ist ein Riffelblech am Laderaumboden, sechs zweifarbige Ledersitze und eine serienmäßige Hinterachssperre, die die Offroad-Eigenschaften nochmals verbessert. In der Wüste bleibt man mit diesem Auto wahrscheinlich nicht stecken, Dürre kann aber leicht auf dem Konto eintreten: 51.100 Euro sind wenigstens zu berappen.
Dagegen nimmt sich der neue Caravelle 4Motion mit 39.662,70 Euro fast wie ein Sonderangebot aus. Die 140-PS-Version soll auf 100 Kilometer nicht mehr als 8,3 Liter (nach EU-Norm) verbrauchen, die stärkere nur 0,1 Liter mehr im Normzyklus. Wer große Transport- oder Platzbedürfnisse hat und deshalb mit drei Metern Radstand nicht zurecht kommt, kann auch 3,40 Meter Platz zwischen den Achsen bekommen und zahlt dafür 3380 Euro Aufpreis.
Quelle: ntv.de