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Gebrauchtwagencheck VW Scirocco (3. Generation) - ganz viel Golf

In seiner dritten Auflage war der Scirocco der sportlichste Golf, den VW zu bieten hatte..

In seiner dritten Auflage war der Scirocco der sportlichste Golf, den VW zu bieten hatte..

(Foto: VW)

Der VW Scirocco sollte seinerzeit im Gegensatz zu seinem Genspender dem VW Golf sportlich orientierte Singles und Paare in den Bann schlagen. Bleibt die Frage, ob es für Gebrauchtwagenkäufer heute beim TÜV langweilig oder aufregend mit dem Sport-Golf wird.

Der eine oder andere wird bei der Erinnerung an den VW Scirocco in seligen Erinnerungen schwelgen. Besonders die erste Generation des Coupés (1974 bis 1981) und auch noch die zweite (1981 bis 1992) begeisterten die Fans. Als 2008 die dritte Auflage (bis 2017) nach 16 Jahren Pause debütierte, war die Hype um den sportiven Zweitürer längst abgeflacht. Andere Gattungen, darunter vor allem die SUV, gefielen der Kundschaft deutlich besser. Die Baureihe erhielt keinen Nachfolger.

Genspender VW Golf

Der VW Scirocco ist definitiv keine Familienkutsche.

Der VW Scirocco ist definitiv keine Familienkutsche.

(Foto: VW)

Genspender des 4,26 Meter langen Scirocco ist auch in seiner letzten Produktionseinheit der VW Golf, und zwar der mit der Nummer VI. Anders als zuvor lässt sich die Verwandtschaft auch optisch nicht verleugnen. Auf zu viel Eigenständigkeit wurde bei der Entwicklung aus Kostengründen verzichtet. Geblieben ist, dass der Scirocco etwas flacher (1,41 statt 1,44 Meter) und das Heck langgezogen ist. Und natürlich fallen die großen Türen auf. Diese ermöglichen einen einfachen Einstieg auf die vorderen Plätze, sofern man die Portale weit genug öffnen kann.

Nach hinten müssen sich die Passagiere eher winden und wenn sie ihren Sitz eingenommen haben, geht es auch noch ziemlich eng zu. Insofern ist klar, das Fahrzeug ist für Singles oder Paare gedacht, die selten Transportbedarf im Fond haben. Immerhin lassen sich die hinteren Rücksitzlehnen umklappen, so dass das Kofferraumvolumen je nach Sitzkonfiguration zwischen 312 und 1006 Liter variiert. Apropos Heck: Die Sicht nach hinten ist auf Grund der Bauart recht eingeschränkt. Parkpiepser und Rückfahrkamera sind hier empfehlenswert.

Das Cockpit hat der VW Scirocco vom Eos übernommen.

Das Cockpit hat der VW Scirocco vom Eos übernommen.

(Foto: VW)

Über ein eigenständiges Cockpit verfügt der Scirocco ebenfalls nicht. Es wurde das vom Cabrio Eos übernommen. Die Bedienung gestaltet sich einfach, die Anmutung des Innenraums ist wie man das bei VW erwartet ordentlich. Einen weiteren Pluspunkt verdienen sich die guten Sitze. 2014 erhielt der Scirocco ein Facelift. Es gab kleine Retuschen an den Leuchten und an der Frontschürze. Die Heckklappe wird seitdem über einen als VW-Logo getarnten Griff geöffnet.

Von zurückhaltend bis sportlich

Das Motorenangebot hält für jeden Fahrertyp von zurückhaltend bis sportlich das passende Aggregat bereit und umfasst Vierzylinder-Benziner und sogar Diesel. Käufer sollten jedoch beachten, dass bereits die Fahrzeuge mit der 122 PS starken 1,4-Liter-Einstiegsversion sowie der Ausbaustufe mit 160 PS, sich alles andere als komfortabel anfühlen. Das Fahrwerk ist grundsätzlich auf Härte ausgelegt und soll zum sportlichen Gesamteindruck passen, zumal die PS starken TSI-Benziner sowieso keinen Zweifel an ihrer sportlichen Ausrichtung lassen: Zur Wahl stehen der Zweiliter-TSI mit 200 PS (seit Ende 2009: 211 PS) und das Topmodell R mit 265 PS. Die Höchstgeschwindigkeiten der Otto-Triebwerke reichen von 200 bis 250 km/h, die Verbräuche liegen auf dem Rollenprüfstand ermittelt zwischen 6 und 8,1 Litern, was im Alltagsbetrieb natürlich absolut ausgedacht ist.

Die Optionsliste beim VW Scirocco war lang. Hier lohnt ein genauer Blick auf die Ausstattung.

Die Optionsliste beim VW Scirocco war lang. Hier lohnt ein genauer Blick auf die Ausstattung.

(Foto: VW)

Sparsamer sind in jedem Fall die 2,0-Liter-Diesel, die 140 PS und 170 PS (seit 2013: 177 PS) leisten und mit ihrem Drehmoment von 320 beziehungsweise 350 (380) Newtonmeter überzeugen. Im Schnitt fließen hier laut Datenblatt 4,5 bis 5,1 Liter durch die Leitungen.

Das Facelift nutzte VW, um die Motoren durch die damals aktuellen des Golf VII zu ersetzen. Einzug hielten vier Benziner in den Leistungsstufen 125 PS, 180 PS, 220 PS und - im Scirocco R - 280 PS. Gegenüber dem Vorgänger wurden die Triebwerke um bis zu 20 Prozent stärker und, auch das eine Aussage des Herstellers, um 19 Prozent sparsamer. Die beiden 2,0-Liter-Diesel leisteten nun 150 PS und 184 PS. Die Selbstzünder sind teilweise von Rückrufen im Rahmen des VW-Dieselskandals betroffen. Gebrauchtwageninteressenten sollten unbedingt darauf achten, dass diese Rückrufe durchgeführt wurden. Allerdings geht die dort angepasste Software auch mit einem Leistungsverlust einher.

Alle Motoren treiben die Vorderräder an, auch im R-Modell, das im Gegensatz zum entsprechenden Golf über keine Allradtechnik verfügt. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Sechsganggetriebe, alternativ sind die meisten Motoren auch mit einem über sieben Stufen schaltenden Doppelkupplungsgetriebe zu haben.

Kaum Probleme beim TÜV

Die stärkste und wirklich sportlichste Variante des Scirocco war die Ausführung als R.

Die stärkste und wirklich sportlichste Variante des Scirocco war die Ausführung als R.

(Foto: VW)

Passend zum seinerzeit recht hohen Neupreisniveau von mehr als 22.000 Euro, ist der Basis-Scirocco besser ausgestattet als ein Durchschnitts-Golf. Immer an Bord sind unter anderem 17-Zoll-Räder, Klimaanlage und Sportsitze. Die Lust zum Individualisieren weckte die lange Optionsliste, die neben Lederpolster, Navigation oder Panoramadach auch Rückfahrkamera oder das adaptive Fahrwerk aufführte. Zudem ließ sich der Scirocco optisch etwa durch Dekoreinlagen, oder größere Leichtmetallfelgen aufhübschen. Interessenten können gezielt nach einem der vielen Sondermodellen wie etwa "Team", "Edition", "Match", "Allstar", "Sound" oder "GTS" suchen. Diese Exemplare waren bereits ab Werk gut ausgestattet. In Sachen Sicherheit war der Zweitürer auf der Höhe seiner Zeit. Beim NCAP-Crashtest von 2009 erzielte er eine Fünf-Sterne-Bewertung.

Die TÜV-Prüfer sind mit den zur Hauptuntersuchung vorfahrenden Scirocco-Fahrzeugen über alle Jahrgänge recht zufrieden. Im Vergleich zum Durchschnitt aller untersuchten Fahrzeugen schneiden die Zweitürer im Alter bis 7 Jahren bei der Bewertung "ohne Mängel" besser als die Mitbewerber ab. Ab 8 Jahren liegen sie leicht darüber. Größter Schwachpunkt sind die Federbeinbrüche. Der tendenziell sportlicheren Fahrweise der Nutzer dürfte zudem der erhöhte Bremsenverschleiß der Fahrzeuge zu verdanken sein. Bei älteren Exemplaren kommt es zudem häufiger zu Defekten an der Auspuffanlage und zu Ölverlusten am Motor. Gebrauchtwagenkäufer sollten auf die bekannte Steuerkettenproblematik bei den 1.4 TSI-Motoren mit 122 PS achten.

Billig ist der VW Scirocco als Gebrauchter nur mit Laufleistungen über 200.000 Kilometern.

Billig ist der VW Scirocco als Gebrauchter nur mit Laufleistungen über 200.000 Kilometern.

(Foto: VW)

Fazit: Der VW Scirocco eignet sich für Interessenten, die den Golf zu langweilig finden, aber trotzdem auf vertraute VW-Technik und -Qualität setzen. Dass der Scirocco im Vergleich zum kompakten Bruder Abstriche beim Nutzwert verlangt, liegt in seiner Natur. Ab etwa 4500 Euro starten die Offerten in den Gebrauchtwagen-Portalen. Allerdings haben derart preiswerte Fahrzeuge in der Regel mehr als 200.000 Kilometer auf der Uhr.

Wer einen Scirocco sucht, der unter 100.000 Kilometer Laufleistung hat - und die sind unterdessen echte Mangelware - der muss mindestens 7000 Euro in die Hand nehmen, besser gleich 10.000. Und dann gibt es dafür auch nur den 1,4 TSI mit 122 PS, was keine wirklich sportliche Motorisierung ist. Die gibt es bei den R-Modellen mit 300 PS und mehr. Aber Achtung. In den Börsen stehen viele leistungsgesteigerte Fahrzeuge mit über 300 PS drin. Wer sich dafür interessiert, sollte unbedingt einem Fachmann befragen. Denn in der Regel sind die Motoren auf die Änderungen, die nur am Steuergerät vorgenommen werden, nicht ausgelegt.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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