58.950 geländetaugliche Euro BMW X5 gegen Cadillac SRX
04.05.2005, 09:28 UhrVon Axel F. Busse
Auf dem Ernährungssektor klappt die Unterscheidung zwischen Berlinern, Frankfurtern oder Amerikanern noch zuverlässig. Wenn es um automobile Identität geht, verschwimmen die Grenzen zusehends. US-Fahrzeuge geben sich betont europäisch, während vermeintlich ur-bayerisches jenseits des Atlantiks gebaut wird. Geländegängigkeit und Komfort zeichnet ebenso "echte" wie "falsche" Amerikaner aus, was den Cadillac SRX 4.6 und dem BMW x5 4.4i unterscheidet, lesen Sie hier:
Karosserie und Design
Die fast 30 Zentimeter mehr Fahrzeuglänge gegenüber dem BMW lassen den Cadillac wie einen hochbeinigen Kombi erscheinen, während das Bayern-Schiff eher den gewohnten Proportionen eines SUV entspricht. Die wuchtige Karosse kommt den Platzverhältnissen im Innern zugute, denn der Cadillac bietet bei Bedarf eine dritte Sitzreihe an. Zudem hat das kantige US-Design mit den senkrecht stehenden Scheinwerfergläsern auf deutschen Straßen noch immer seltenheitswert, so dass es trotz klarer Markenidentität noch immer etwas fremd wirkt. Im Unterschied zum Cadillac hat der BMW eine geteilte Heckklappe, was beispielsweise den Transport von sperrigen Lasten erleichtern kann. Allerdings machen die elektromechanischen Tasten zu Öffnen nicht nur Freude, während der robuste Griffbügel beim Cadillac ehrliche Handarbeit zu schätzen weiß.
Antrieb und Fahrspaß
Das V8 Northstar-Triebwerk ist eigentlich ein Denkmal amerikanischer Motorenbaukunst, dessen Zugeständnis an den Zeitgeschmack heute zwei obenliegende Nockenwellen und eine moderne Steuerungselektronik sind. An der ausgezeichneten Laufkultur und der – dank 427 Nm Drehmoment – brachialen Kraftentfaltung gibt es nichts auszusetzen. Eingefleischte Fans werden jedoch den vertrauten, brabbelnden V8-Sound vermissen, der einem dezenten Säuseln gewichen ist. Auch bei aufflackernder Drehzahl ist dem Motor keine Anstrengung anzumerken.
Ein wenig kerniger ist da schon die Geräuschkulisse des mit etwas weniger Hubraum ausgestatteten BMW-V8. Die mit sechs Gängen ausgestattete Automatik ist mit einer Fahrstufe mehr ausgestattet als das Getriebe des Kontrahenten. Tadellos ist bei beiden die zügige und ruckfreie Umsetzung von Gaszufuhr in Vortrieb, wobei der Cadillac durch einen härteren Kraftschluss eine Spur mehr Spontaneität vermittelt. Härter ist dagegen beim BMW die Fahrwerksabstimmung. So spürt der Fahrer auf der Straße den Hang zur Sportlichkeit und im Gelände griffige Souveränität. Der Charme des Cadillac liegt da eher im vornehm gedämpften Cruisen, das schnelle Kurven mit einer stärker spürbaren Seitenneigung quittiert. Im Gelände gibt er sich keine Blöße, lässt aber durch wahrnehmbares Karosseriewanken erkennen, dass dies nicht sein eigentliches Zuhause ist. Überraschender Weise unterstützt die Servokraft des BMW die Lenkradbewegung stärker als die des Cadillac, was sich vor allem beim Rangieren bemerkbar macht.
Komfort und Sicherheit
Die reichliche Verwendung von Holz und Leder in Innenraum sorgt im Cadillac für eine gediegene und wohnliche Atmosphäre, er verfügt in der Grundausstattung über eine lange Reihe von Annehmlichkeiten. Lederausstattung mit Sitzheizung, Tempomat, CD-Wechsler und Einparkhilfe gibt es beispielsweise ab Werk, was beim BMW als kostenpflichtiges Zubehör geliefert wird. Die elektrische Pedalverstellung verdient besondere Erwähnung wie auch die Tatsache, dass die hintere Sitzreihe fünf Zentimeter höher montiert ist als die Vordersitze und den Fondpassagieren besseren Blickkontakt zur Außenwelt erlaubt. Außerdem ist die Rückbank in Längsrichtung verschiebbar. So gar nicht komfortabel, eher antiquiert, ist leider die Tankentriegelung mittels Extra-Schlüssel.
Im BMW dominiert die Sachlichkeit, aber auch die vertraute und funktionelle Ergonomie. Die Polsterung ist straffer als im Cadillac, steht dem in Bequemlichkeit aber nicht nach. Wer die Zusatzkosten nicht scheut, wird die Komfortsitze ordern (2.400 Euro), die eine optimale Anpassung an individuelle Sitzgewohnheiten erlauben. Dass beide Fahrzeuge die Komplettausstattung an Airbags, ESP, Traktionskontrolle und anderen Sicherheitsfeatures bieten, ist selbstverständlich. Dem BMW ist zusätzlich und serienmäßig eine automatische Bergabfahrkontrolle mit variabler Sollgeschwindigkeit mitgegeben.
Nur im Ausnahmefall dürfte ein solches Fahrzeug ohne Navigationssystem ausgeliefert werden. Die Bedienbarkeit des Siemens-VDO-Systems im BMW ist einfach und logisch, die Grafik detailliert und übersichtlich. Das gilt leider nicht für das im Cadillac verwendete Delphi-System, weshalb eine gewisse Übungs- und Eingewöhnungsphase dem Nutzer wohl kaum zu ersparen ist. Dafür lassen sich beim Cadillac die CDs über die Mittelkonsole in den Wechsler laden, während beim BMW der Weg zum Abspielgerät nur über die Heckklappe und eine Seitenabdeckung führt.
Preis und Leistung
Für einen Grundpreis von 58.950 Euro bietet der Cadillac ein erstklassiges Niveau an Ausstattung und Bequemlichkeit, gepaart mit reichlich Leistung und hohem Nutzwert. Praktisch, kraftvoll und schnell ist auch der BMW für mindestens 62.700 Euro, dessen Aufpreisliste das für Zusatzkomfort veranschlagte Budget jedoch erheblich belasten kann. Selbst mit Panorama-Glasdach und DVD-Video-System für die Rücksitze lag der Testwagenpreis des Cadillac noch um fast 15.000 ? unter dem des BMW (81.370 ?). Da kann der Caddi-Käufer im Zweifelsfalle gleich noch über den flotten Kompakten als Abiturpräsent für den Filius nachdenken. Beide Motoren erfüllen lediglich die Euro 3-Norm, der geringfügig größere Hubraum macht den Cadillac bei Steuern und Betriebskosten etwas teurer. Der größere Tank verhilft dem BMW zu deutlich mehr Reichweite.
Fazit
Auch wenn er in Spartanburg (South Carolina) gebaut wird, bleibt der x5 ein BMW, was einen Imagevorsprung und relative Wertstabilität gegenüber dem Cadillac verspricht. Der "echte" Amerikaner ist jedoch eine ernst zu nehmende Alternative, die Leistung und Komfort in reichem Maße bietet, gleichzeitig aber mit einem deutlich geringeren Anschaffungspreis lockt. Für einen starken Auftritt auf dem Boulevard und der Überholspur sind beide bestens gerüstet, im Gelände holt der BMW dank des aufwändigeren Fahrwerks einen Punktevorsprung vor sich heraus.
Quelle: ntv.de