Praxistest

Rustikal, klassisch, stark & edel Der Jeep Commander im Test

von Axel F. Busse

Es klingt ein bisschen wie "Stillgestanden", der Motor zischt kurz auf, dann ist er wach und einsatzbereit: Der Commander hat kein Problem mit rustikalem Habitus. Die Optik des neuesten Jeeps lässt auch keine Zweifel an seiner Bestimmung aufkommen – aufrechte Frontscheibe, vertikale Seitenflächen, Zierschrauben an den Ausbuchtungen der Radläufe – der Commander gibt sich martialisch – aber auch klassisch.

Kontrastprogramm im Innenraum: Edle Hölzer, samtiges Leder, Chromgriffe und Zierringe. Der neue Siebensitzer des Herstellers, der einer ganzen Fahrzeuggattung den Namen gab, will ein Offizier und Gentleman sein. Herzhaft im Auftritt, behaglich für die Insassen und wenn die Asphaltwelt mal zu Ende ist, dann auch kompromisslos leistungswillig im Gelände.

Mit drei Motoren ist der Jeep Commander vor wenigen Tagen in Deutschland an den Start gegangen. Der Dreiliter-Diesel dürfte davon der am häufigsten georderte werden. Es ist die bekannte Allzweckwaffe aus dem Hause DaimlerChrysler mit 218 PS und 510 Newtonmetern maximalem Drehmoment. Wer lieber authentisch amerikanisch V8 fährt, hat die Wahl zwischen 4,7 und 5,7 Litern Hubraum mit 231 oder 326 PS.

Nach Offroad aussehen und im Schlammloch kapitulieren ist des Jeeps Sache nicht. Allrad ist obligatorisch, Geländeuntersetzung und Sperrdifferential ebenso, wo der Fahrer einen Willen hat, findet sich auch ein Weg. Sich durch mannshohe Sandhügel und durch knietiefe Pfützen zu wühlen klappt problemlos auch ohne grobstollige Sonderbereifung, wie die erste Testfahrt der Pressepräsentation belegte. Und selbst der lange Radstand von mehr als 2,7 Metern ist für das Überwinden steiler Kuppen nicht hinderlich, denn 214 Millimeter Bodenfreiheit geben Sicherheit.

Für den Fahrkomfort haben die Jeep-Entwickler tief in die Trickkiste gegriffen. Höchste Geländetauglichkeit auf der einen Seite und straffes, stabiles Verhalten bei Richtungsänderungen auf der anderen sind gewöhnlich entgegengesetzte Punkte auf einer Leistungskurve. Zwar können Querstabilisatoren Neigungs- und Wankbewegungen minimieren, für große Verschränkungen, wie sie im Gelände nun mal auftreten, sind sie aber völlig ungeeignet.

Für die Auflösung dieses Gegensatzes verfügt der Commander über schaltbare Stabilisatoren, die die Radaufhängung der Vorderachse gleichsam entriegeln, wenn Achsverschränkung gefragt ist, aber geschlossen sind, wenn die Sensoren dem Kontrollsystem größere Querbeschleunigung signalisieren. Dynamic Handling System (DHS) nennt Jeep dieses innovative Fahrwerk-System. Dass auch kräftige Schläge aus Querrillen kaum bis in den Innenraum durchdringen, versteht sich da fast von selbst.

Die Modelle mit Diesel- und 5,7-Liter-Motor sind serienmäßig mit dem Quadra-Drive II-Allradantrieb ausgestattet, der bisher nur im Jeep Grand Cherokee zu haben war. Er ermöglicht es, durch eine elektronische Drehmomentverteilung im Bedarfsfalle fast sämtliche Motorkraft auf ein einzelnes Rad zu lenken. Dort, wo tatsächlich Grip vorhanden ist, zieht es die Fuhre vorwärts – und die wiegt schon ohne Passagiere 2,3 Tonnen.

Obwohl nicht einmal vier Zentimeter länger als der Grand Cherokee, verfügt der Commander über drei Sitzreihen, die als "Theaterbestuhlung" konzipiert sind. Das heißt, die Polster sind nach hinten aufwärts gestuft, was den Passagieren ein angenehmes Raumgefühl vermitteln und Übersicht geben soll. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass man vorn am besten sitzt und der Zustieg in die dritte Reihe Kompromissbereitschaft erfordert.

Die Preisliste beginnt bei 40.090 Euro, das kostet der Commander mit 4,7 Liter-Benzinmotor. 2.000 Euro mehr muss man für den Diesel hinlegen, der zwar deutlich günstiger im Verbrauch ist, dafür langt das Finanzamt bei der Steuer kräftiger hin. Auch wenn der Gestus ziemlich militärisch anmutet, erhält man in jedem Falle ein sehr ordentliches Sicherheits- und Komfortpaket ab Werk. Es beginnt mit Reifendruck-, Regen- und Parksensor, setzt sich mit Traktionskontrolle und Bremsassistent fort und ist bei Annehmlichkeiten wie CD-Radio, Bordcomputer, elektrisch verstellbaren Sitzen und Tempomat noch nicht zu Ende.

Ein bisschen hat es den Anschein, als wolle der Commander den Kunden "Rührt Euch" befehlen.

Quelle: ntv.de

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