Range Rover Sport TDV8 Edel-Offroader mit dickem Diesel
19.03.2007, 13:02 UhrVon Axel F. Busse
Für die Fans der britischen Marke Land Rover dürfte der März ein Monat voller Frühlingsgefühle sein: In diesen Wochen beginnt nicht nur die Auslieferung des neuen Freelanders, sondern auch des Range Rover Sport TDV8. Der große Selbstzünder, der bereits im Topmodell Range Rover angeboten wird, erreicht somit die dynamische Variante des Edel-SUV.
Der Range Rover Sport zeigt, obwohl bekanntlich auf dem Modell Discovery aufbauend, mit dem Range Rover enge Verwandtschaft. Die flachere und gestrecktere Linienführung der Karosserie deutet aber an, dass er seine Daseinsberechtigung nicht nur im Gelände oder mit dem Ziehen des Pferdeanhängers sucht, sondern auch flott über die Autobahn bewegt werden will. Der Dieselmotor, der in Zusammenarbeit mit dem PSA-Konzern (Citroën, Peugeot) entstand, ist ein Vorbild an Laufkultur, Elastizität und Kraftentfaltung.
Erstaunlich ist, dass dieser V8-Diesel auch wie ein V8 klingt. Nämlich so, wie man es von den amerikanischen Small-Block-Benzinern her kennt. Sanft blubbernd in Bereitschaft, aggressiv fauchend unter Last. Die Soundtechniker haben offenkundig alle Register gezogen, das Dieseltypische Nageln weitgehend zu eliminieren und stattdessen akustische Assoziationen nach Freiheit und Abenteuer zu wecken.
In der Ruhe liegt die Kraft, das gilt bei diesem Motor auch, wenn Temperament gefordert ist. Wenn die beiden Turbolader ihre Arbeit aufnehmen, wird bereits ab 2000 Umdrehungen ein Durchzugsvermögen von 640 Newtonmetern an die Kurbelwelle gewuchtet. Dieses Drehmoment würde für zwei lebendige Mittelklasse-Limousinen reichen. Ehrlicherweise muss man hier aber eingestehen, dass der Range Rover Sport TDV8 auch fast so viel wiegt, wie zwei Kompakte: 2675 Kilogramm.
Wer dann noch die Zuladung (500 kg) und die maximal mögliche Anhängelast (3500 Kg) ausnutzt, ist im Nu mit fast sieben Tonnen Masse auf der Straße unterwegs. Die wollen Sauber kontrolliert werden. Deshalb spendierte Land Rover zumindest der Vorderachse ein Paar von den legendären Brembo-Bremsen, deren zupackendes Wesen im Bedarfsfalle die Tachonadel ins Bodenlose fallen lässt.
Der beherzte Antritt wird durch ein respektables Spurtvermögen untermauert. Autos dieses Kalibers, die unter zehn Sekunden auf Tempo hundert eilen, sind rar. Bei 209 km/h ist das Ende des Vortriebs erreicht, wer schneller mit einem Geländewagen fahren muss, soll halt einen Benziner nehmen. Der wird dann aber nicht mit elf bis 13 Litern auskommen, wobei es in diesem Falle ja noch das preisgünstigere Heizöl-Derivat ist.
Damit die sportliche Note für die Insassen erlebbar wir, sind zwei Faktoren ausschlaggebend. Die Innenraumgestaltung mit der hoch gezogenen Mittelkonsole einerseits, erinnert an den dynamischen Charakter sportlicher Limousinen. Das straff ausgelegte Fahrwerk andererseits ist gegen Wankbewegungen weitgehend immun. Das so genannte Dynamic-Response-System stabilisiert den Aufbau und hält ihn in der Waagerechten, auch wenn er der Querbeschleunigung nachgeben will.
Welche Kräfte bei einer solchen Wuchtbrumme wie dem Sport TDV8 wirken, lässt sich bei Versuchen ablesen, die Assistenz-Systeme zu überlisten. Zwar rollt das Auto auf 255/50er Reifen und 18-Zoll-Felgen, doch auch deren Seitenführungskraft hat eine Haftungsgrenze, wie man bei ausgeschaltetem ESP leicht testen kann. Unter Normalbedingungen ist das Fahrzeug äußerst gutmütig und trotz der hohen bewegten Massen leicht zu beherrschen. Die Luftfederung sorgt überdies für ein Höchstmaß an Komfort.
Sollte es doch mal abseits befestigter Wege gehen, steht das als „Terrain Response“ bekannte Allradsystem zur Verfügung. Dem Fahrer obliegt es, den Untergrund abzuschätzen und dann per Drehknopf zwischen „Normal“, „Gras/Schnee“, „Schlamm“, „Sand“ und „Felsen“ zu wählen. Je nach Programm ändern sich Federung, Lenkung, Getriebe und elektronische Regelsysteme wie das ESP. Natürlich gehören zu einem „richtigen“ Geländewagen auch die Möglichkeit, die Bodenfreiheit zu erhöhen und eine Getriebeuntersetzung – der TDV8 hat beides.
Der Range Rover Sport TDV8 vereint auf sehr spezielle Weise Komfort und Individualität, Dynamik und Souveränität. Sein größter Makel ist der Preis, denn der Einstieg ist nicht unter 67.700 Euro möglich. Die Hierarchie ist damit zwar in Ordnung, denn der Range kostet 76.800, doch wer fast 68.000 Euro locker hat, könnte auch mit einem BMW X5 oder einem Mercedes ML liebäugeln. Land Rover gehört zu den Marken, die 2006 einen – wenn auch bescheidenen – Zuwachs in ihren Absatzzahlen verzeichnen konnten. Da die Kundschaft naturgemäß eine hohe Zuneigung zu Dieselfahrzeugen pflegt (beim Defender praktisch 100 Prozent), dürfte das Angebot des Range Rover Sport auf fruchtbaren Boden fallen.
Technische Daten
3,6-Liter V8 Diesel mit Biturbo-Aufladung
Leistung (PS bei U/min) 272 (200) / 4.000
Drehmoment (Nm bei U/min) 640 / 2.000
permanenter Allradantrieb
Getriebe 6-Gang-Automatikgetriebe
Leergewicht (kg) 2.675
Zuladung (kg) 500
Kofferraumvolumen (Liter) max. 2.013
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h (s) 9,2
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 209
Verbrauch und Umwelt Kraftstoff Diesel Normverbrauch (l/100 km) 11 (9,0 – 14,7)
CO2-Emissionen (g/km) 294
Grundpreis (?) 67.700,- Euro
Empfehlenswerte Extras (?)
Adaptive Drive: 3.290
Ablagenpaket: 270
Außenspiel automatisch
abblendend: 320
Head-Up-Display: 1.340
Lederausstattung: ab 2.450
Lordosenstütze: 360
Quelle: ntv.de