Zwei Kombis im Vergleich Honda Accord und Opel Vectra
26.07.2004, 11:02 UhrVon Axel F. Busse
Es sind längst nicht mehr nur die Besitzer von Kleinbetrieben oder Riesenschnauzern, die im Autohaus nach den Kombis schauen. Sportvernarrte Singles transportieren ihre Ausrüstung ebenso wie die Familie ihr großes Urlaubsgepäck. Mit einem solchen Transporter kann jeder etwas anfangen, vorausgesetzt, er hat den richtigen gefunden. Zwei höchst unterschiedliche Vertreter aus der dieselnden Mittelklasse treten hier gegeneinander an:
Honda Accord Tourer gegen Opel Vectra Caravan.
Design und Auftritt
Das schmaläugige Gesicht des Fernost-Vertreters ist so eigenwillig wie seine ellipsenförmige Heckscheibe. Die Ästhetik der flach abfallenden Motorhaube wird seitlich fortgesetzt in einer deutlich ansteigenden Fensterlinie. Das Heck des Honda zeigt leichten Überhang und das ganze Design einen Hang zur Extravaganz. Den sollte man schon mögen, will man nicht gleich zum Opel überlaufen, dessen Außenhaut klar konservativer und unauffälliger geschneidert ist. Wuchtig erscheint die Front, erhaben der Aufbau (der Unterschied zum Honda beträgt aber nur drei Zentimeter), große Fenster schaffen Transparenz (die der Fahrer spätestens bei den ersten Rangiermanövern zu schätzen lernt.
Antrieb und Fahrspaß
Zwar verfügen beide Dieselmotoren über den gleichen Hubraum, der Honda zieht jedoch einen klaren Vorteil aus seinem top-modernen Antriebsaggregat. Der erste Dieselmotor des japanischen Herstellers überhaupt ist kultivierter, hat mehr Leistung und lässt eine bemerkenswerte Laufruhe erkennen. 340 Newtonmeter Drehmoment (gegenüber 280 beim Opel) sorgen für einen kräftigen Antritt. Im Stadtverkehr bei niedrigen Drehzahlen ist tatsächlich mehr vom Turbolader als vom Verbrennungsgeräusch zu hören. Ein sehr respektabler Wurf, der den Honda-Ingenieuren da gelungen ist. Die Servolenkung bei Honda ist nicht ganz so direkt, wie man sie sich wünschte, sie dürfte eher amerikanischem als europäischem Geschmack entsprechen.
Der Opel-Motor ist eher das Brot-und-Butter-Triebwerk aus ruhigeren Zeiten, genügsam, auch kraftvoll, aber ohne die agile Durchzugskraft des Honda. Mit 125 PS ist der solide Opel auch nicht gerade übermotorisiert. Dafür ist das Fahrwerk straff und Lenkbefehle werden direkt umgesetzt. Fairerweise muss man aber sagen, dass neuerdings im Vectra ein top-moderner Common-Rail-Diesel zu haben ist. Der 1,9-Liter CDTi wird mittlerweile auch im Vectra Caravan angeboten und leistet je nach Käuferwunsch 120 oder 150 PS. Die Fünfgang-Handschaltung, mit der beide Fahrzeuge serienmäßig ausgeliefert werden, ist beim Opel etwas präziser und knackiger.
Komfort und Nutzwert
Erste Pflicht des Kombis ist es, das von A nach B zu bringen, was man nicht in einer Kiste vor dem Bauch tragen kann. Der Opel tut dies in einem Frachtabteil, das in dieser Klasse seines gleichen sucht. Mit 1.850 Norm-Litern maximalem Ladevolumen distanziert er den Honda klar, der nicht nur wegen der nach hinten abfallenden Dachlinie Platz einbüßt (1.707 Liter). Auch in der nutzbaren Breite hat der Opel die Nase vorn, denn zwischen seinen glatten Seitenverkleidungen sind 70 Millimeter mehr Raum als im Honda (1,01 zu 1,08 Meter). Letztlich muss man beim Honda bereits bei 1,78 Metern Körpergröße den Kopf einziehen, während die lichte Höhe unter dem Opel-Schloss fast zehn Zentimeter mehr beträgt.
Beide Kontrahenten sind in Serie ordentlich ausgestattet, haben ESP und Klimaanlage an Bord, und geizen auch mit Sitzhöhenverstellung und Zentralverriegelung nicht. Wer beim Honda das Navigationssystem in Verbindung mit einem Schiebedach ordert, wird bei offener Fahrt die Erfahrung machen, dass das lobenswert großflächige Touchscreen-Display durch Lichtreflexionen so gut wie unablesbar ist. Beim Opel ist der Bildschirm zwar kleiner, dafür aber nicht so anfällig gegen Oberlicht.
Preis-Leistung
Mit einem Grundpreis von 24.695 Euro hat der Opel die Sparsamen auf seiner Seite. Dafür muss der Käufer des deutschen Produkts wegen des schwächeren Motors gewisse Einschränkungen in der Fahrdynamik hinnehmen. Aber: Selbst mit dem neuen 1.9-Common-Rail-Diesel und 150 PS wäre der Vectra noch um fast 600 Euro günstiger als der Honda. Für Preisbewusste dürfte der Fall damit klar liegen. Der Honda-Fahrer darf dafür den besseren Motor bewegen. Ob er damit den werksseitig angegebenen Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern hinbekommt, steht dahin. Im Test waren beide Autos mit rund sieben Litern je 100 km dabei.
Quelle: ntv.de