"Blaues Auge" bei Bundestagswahl Die Wahlschlappe der Linken in Grafiken
30.09.2021, 03:11 UhrAuch nach der Bundestagswahl 2021 werden die Linken in Fraktionsstärke im Deutschen Bundestag vertreten sein - obwohl sie die Fünf-Prozent-Hürde gerissen hat. Möglich machen dies die drei Direktmandate, die im Osten gewonnen wurden. Das Wahlergebnis der Linken in Grafiken.
Mit 4,9 Prozent hat die Linke laut vorläufigem amtlichen Endergebnis ihr schlechtestes Zweitstimmenergebnis bei Bundestagswahlen seit der Verschmelzung von Linkspartei/PDS und WASG im Jahr 2007 eingefahren. In Fraktionsstärke kann die Partei nur dank ihrer drei errungenen Direktmandate in Berlin (2) und Leipzig sowie der daran geknüpften Grundmandatsklausel in den neuen Bundestag einziehen.
Schon direkt nach der Wahl kündigte die Partei an, sich neu erfinden zu wollen. Es müsse jetzt darum gehen, "die kommenden vier Jahre zu nutzen und die Partei neu aufzustellen", erklärte die Co-Parteivorsitzende Janine Wissler. Ihre Co-Chefin Susanne Hennig-Wellsow sprach von einem "blauen Auge" für die Partei. Die Auswertung der Wahlergebnisse zeigt deutlich, dass die Partei nicht nur regional, sondern flächendeckend verloren hat - auch im gesamten Osten. In allen 16 Bundesländern ...
... sowie in allen 299 Wahlkreisen verschlechterte die Linke ihr Zweitstimmenergebnis im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 - und das oft deutlich. Durchschnittlich verlor die Partei bei der aktuellen Bundestagswahl in jedem Wahlkreis 4,3 Prozentpunkte.
Dennoch zeigt sich die historisch starke Verwurzelung der Partei im Osten Deutschlands auch im Wahlergebnis 2021. Färbt man die Wahlkreise umso kräftiger ein, je höher das Zweitstimmenergebnis für die Linke ausgefallen ist, wird eine klare West-Ost-Teilung sichtbar.
Alle Hochburgen der Partei mit einem zweistelligen Ergebnis liegen in den östlichen Bundesländern, wobei die Linke in keinem einzigen Wahlkreis ein Zweitstimmenergebnis über 20 Prozent erzielen konnte. 2017 war das immerhin noch in neun Wahlkreisen gelungen mit einem Spitzenergebnis von 29,3 Prozent in Berlin-Lichtenberg. Auch 2021 blieb die Linke in diesem Wahlkreis bundesweit am erfolgreichsten, allerdings mit einem Ergebnis von nur noch 18,2 Prozent.
Die flächendeckende Verluste der Partei spiegeln sich auch in Auswertungen des Wahlergebnisses von Infratest dimap nach Tätigkeiten und Alter, die jeweils für die ARD erstellt wurden.
In allen Tätigkeitsgruppen verlor die Partei deutlich an Zustimmung - lediglich bei der Gruppe der Arbeitslosen konnte sie ihren Stimmenanteil von 2017 bestätigen. Bei der Auswertung nach Altersgruppen verlor die Partei sogar in allen Kategorien an Zuspruch, wobei der Rückgang bei den ab 45-Jährigen etwas stärker ausfiel.
Laut Schätzungen von Infratest dimap zur Wählerwanderung (zur Grafik) hat die Linke bei der Bundestagswahl 2021 im Vergleich zu 2017 rund zwei Millionen Wählerinnen und Wähler verloren. Die größten Wanderungsverluste erlitt die Partei demnach zur SPD (-640.000), den Grünen (-480.000) sowie an die Gruppe der Nichtwähler (-320.000).
Quelle: ntv.de, cwo