Besorgniserregender Trend Waldbrände starten früher und zerstören mehr
14.07.2022, 15:09 Uhr
Die besonders trockene und heiße Wetterlage in der Bundesrepublik führt zu einer höheren Gefahr für Waldbrand.
(Foto: picture alliance/dpa/AFP)
In Italien herrscht Dürre, in Frankreich werden Temperaturen von 40 Grad erwartet, und auch in Brandenburg hat es gebrannt: Schon jetzt zeichnet sich ein Rekordjahr für Waldbrände in Europa ab. Noch nie hat es so früh im Jahr so viele Feuer gegeben.
Waldbrände in EU-Ländern haben in diesem Jahr bereits eine Rekordfläche verwüstet. Das zeigen die Auswertungen des European Forest Fire Information System (EFFIS). Demnach sind bis zum 9. Juli in den 27 EU-Ländern rund 343.000 Hektar verbrannt - eine Fläche größer als das Saarland und das Dreifache des langjährigen Durchschnitts von 2006 bis 2021. Auch in Deutschland haben Waldbrände bereits eine Rekordfläche zerstört, ebenso wie in den osteuropäischen Ländern, wo die Feuer in diesem Jahr besonders früh ausgebrochen sind.
Im Durchschnitt der letzten 17 Jahre sind in Deutschland bis zum 9. Juli rund 270 Hektar Land verbrannt. Wie die Daten von EFFIS zeigen, wurden dieses Jahr im gleichen Zeitraum jedoch bereits 3209 Hektar Land zerstört - ein Anstieg um das Elffache gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von 2006 bis 2021. In diesem Zeitraum verwüsteten Feuer während des gesamten Kalenderjahres durchschnittlich 448 Hektar Wald. Dieselbe Fläche war 2022 bereits im März niedergebrannt.
Die besonders trockene und heiße Wetterlage in der Bundesrepublik führt zu einer höheren Gefahr für Waldbrand. Besonders Flüsse, Seen und Auen leiden nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) an niedrigen Wasserständen. Für die Wälder seien die Folgen gravierend. "Bundesweit sind die Wälder durch Waldbrand bedroht und bundesweit sterben Bäume in den Wäldern einzeln, in Gruppen oder sogar flächig ab, wenn der Wasservorrat des Bodens aus dem Winterhalbjahr aufgebraucht ist", sagt BUND-Sprecher Daniel Jahn der dpa.
Anhaltende Trockenheit allein löst zwar kein Feuer aus, dennoch begünstigt sie die Ausbreitung von Wald-, Vegetations- und Flächenbränden - wie zuletzt in Brandenburg und Sachsen. Nach Einschätzung von Feuerwehrexperten wird die Kombination aus großer Trockenheit und kräftigen Winden die Lage in den nächsten Tagen weiter verschärfen. Insgesamt hatte Europa den zweitwärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen, mit etwa 1,6 Grad über den Durchschnittstemperaturen, so die EU-Erdbeobachtungsagentur Kopernikus.
"Es ist zu befürchten, dass die Situation noch gefährlicher werden könnte als im Katastrophenjahr 2018", sagte Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und Vegetationsbrandexperte der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) laut einer Mitteilung. Im Jahr 2018 wüteten in Deutschland besonders viele Waldbrände. Allerdings erst im September. Im Juli gab es im Vergleich zu diesem Jahr nur wenige Waldbrände.
Südeuropa erwartet Rekordjahr
Auch im Süden Europas führen die anhaltenden Dürre- und Hitzewellen zu immer mehr Bränden in ausgetrockneten Wäldern. Kroatien, Slowenien, die Slowakei und Bulgarien erleben bereits ein Rekordjahr. In diesem Jahr sind in Rumänien bereits mehr als 150.000 Hektar Land durch Waldbrände zerstört worden - in den vergangenen 17 Jahren waren es bis zum 9. Juli durchschnittlich etwa 12.000 Hektar.
In Italien sind bis zum 9. Juli bisher fast 22.500 Hektar Land verbrannt. Üblich um diese Jahreszeit wäre etwa die Hälfe. In Italien werden in den kommenden Tagen Temperaturen von bis zu 40 Grad erwartet, was die Situation nur noch verschärfen wird. Auf der Ferieninsel Sizilien gilt in weiten Teilen noch immer eine erhöhte Waldbrand-Warnstufe, ebenso wie auf Sardinien. Zuletzt waren Feuerwehrkräfte immer wieder zu Wald- und Buschbränden ausgerückt, etwa in Südtirol, der Toskana sowie in und um Rom.
Quelle: ntv.de, cls/dpa/AFP