Leben

Eine für alle Camilla - neue Königin der Herzen?

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Als Royal muss man vor allem eines können: Spaß verstehen.

(Foto: REUTERS)

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So, jetzt ist es so weit, der Ernst des Lebens beginnt. Mit Mitte 70. Das hätte sich die junge Camilla Shand sicher nicht träumen lassen. Und auch die mittelalte Camilla, mit Hundenamen und Spott überzogen, hätte an alles geglaubt, nur daran nicht: Königin Camilla.

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So sah das aus, 2005.

(Foto: REUTERS)

Es wird weiterhin nicht einfach werden, das steht fest, denn eine Königin zu sein, in den Fußstapfen einer Queen Elizabeth zu wandeln, das ist wirklich ein hartes Brett. Aber wenn es eine kann, dann Camilla. Sie hat das richtige Schuhwerk und sie hatte lange Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Doch nun, wo es so weit ist, werden ihr viele Eigenschaften angedichtet, die sie in meinen Augen gar nicht hat. Angst zum Beispiel. Angst? Garantiert nicht! Wovor denn? Vor der britischen Presse? Die war bereits so gemein zu ihr, schlimmer kann es tatsächlich nicht werden. Angst vor dem Volk? Die Umfragewerte stimmen. Respekt hat sie bestimmt vor der Krönung, und das ist auch gut so, aber Angst? Nee, ehrlich, wovor sollte eine Camilla Angst haben? Sie hat den Mann, den sie seit Jahrzehnten liebt und mit dem sie nun mittlerweile auch schon fast zwei Jahrzehnte verheiratet ist, an ihrer Seite. Garantiert, bis dass der Tod sie scheidet. Ein Mädchentraum, ein Prinzessinnentraum.

Natürlich wird sie Bammel haben, Millionen Augen schauen auf sie, wenn sie gekrönt wird, Hater zählen ihre Falten, ihre Verfehlungen, ziehen ihre Fantasien genüsslich durch den Kakao beziehungsweise durch den Five-o'Clock-Tea. Ihre Freunde aber, ihre Bewunderer, ihre Fans, werden eine Frau sehen, in deren Alter sich die meisten längst aus dem Berufsleben verabschiedet haben und ihren eigenen Dingen nachgehen, so sie denn noch können. Sie werden eine Frau sehen, die sich gefunden hat. Außerdem hat sie die gestandensten Frauen an ihrer Seite, die man sich im Royal-Business nur wünschen könnte: Charles' Schwester Anne und Williams Frau Kate, ihre Quasi-Schwiegertochter. Ihre Nachfolgerin, bereits mit allen Wassern gewaschen.

Lilibet und Archie werden sauer sein

Camilla - und Charles - müssen von nun an strammstehen. Ihrem - nicht immer einfachen - Volk dienen. Sich noch mehr auf Schritt und Tritt beobachten und bewerten lassen. Auf einen großen Teil ihres Privatlebens verzichten, und das, obwohl Camilla eine leidenschaftliche fünffache Großmutter ist. Dieses alte Paar muss gute Ideen haben. Innovativ sein. Nachhaltig. Zum Glück war Charles schon als Prinz ein Spinner, ein Träumer, ein Öko. Dass ihm seine oft vorgeworfenen Eigenschaften inzwischen dabei helfen werden, ein zwar hochbetagter, aber moderner König zu werden, spielt ihm am Ende dann doch in die Karten. Wie schön!

Das Einzige, was mich an Camillas Stelle stören würde, wäre das Wiedersehen(-müssen) mit meinem jüngeren Stiefsohn. Wenn man sich so unverschämt und respektlos benimmt wie er, wenn man seine Stiefmutter in einem Buch so krass angeht, obwohl man weiß, wie glücklich der Vater ist, wie viel Mühe sie sich gegeben hat, und wenn man bedenkt, dass dieser Stiefsohn auch erwachsen ist und kein quengelndes Kleinkind mehr sein sollte, dann versteht man die Unlust, die ihr nachgesagt wird, auf diesen Rotzbubi treffen zu müssen.

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Hier steht nirgendwo "Not my Queen", by the way.

(Foto: AP)

Zum Glück kommt er ohne seine Frau, eine Schauspielerin, die momentan die Rolle ihres Lebens spielt ("Beleidigte Leberwurst"), für die sich ja tatsächlich niemand mehr interessiert. Was werden aber die Kinder, Archie und Lilibet, eines Tages sagen, wenn sie in den Archiven (oder im Internet) wühlen und lesen, dass ihre Mutter und sie, die Enkelkinder des Königs von England, nicht bei dessen Krönung waren? Die dürften sauer sein, weil sie so schwachköpfige Eltern haben. Also ich wäre es, wenn ich so hieße wie meine Ur-Oma, die ikonische Forever-Queen, und meinem Opa aber nicht die Hand halten durfte, während er den wichtigsten Tag seines Lebens zelebriert.

Dürfen wir das System "König und Königin" kritisieren? Ja. Für unzeitgemäß halten? Auf jeden Fall. Aber nun sind sie mal da. Und solange das so ist und keine andere vernünftige Lösung gefunden wurde, übrigens nicht nur für Großbritannien, sollte man diese Personen ernst nehmen, ehren und auch gerne feiern an diesem Wochenende. Ich tu's. Cheers.

Quelle: ntv.de

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