
Königsgemahlin Camilla - mehr als eine Frau, die Bänder bei Autobahneröffnungen durchschneidet.
(Foto: dpa)
Camilla Parker Bowles - lange sah es so aus, als würde sie nicht ankommen können in den heiligen Hallen der "Firma", wie der Familienbetrieb der Windsors auch genannt wird. Doch - oh Wunder - die Zeiten haben sich geändert: Aus dem "Rottweiler" wurde eine Frau, die von vielen geliebt wird.
Ein Gespräch mit Angela Levin ist wie ein Plausch mit einer alten Freundin. Nur dass diese alte Freundin sich echt gut mit den Royals auskennt und selbst fast eine Freundin eines Royals ist. Nun ja, Levin ist Journalistin und Autorin und sie hat sich in den letzten Jahren auf Camilla konzentriert. Eine gute Entscheidung, denn so kann sie uns die Frau an der Seite des zukünftigen Königs von Großbritannien näher bringen als (fast) jede andere.

Angela Levin ist es ein Anliegen, Camilla in das Licht zu rücken, das ihr gebührt. Seit 2015 hat sie die Queen Consort mehrfach gesprochen und bei vielen Anlässen getroffen.
(Foto: MAX CISOTTI)
In ihrem Buch "Königsgemahlin Camilla. Die Biografie", das es inzwischen auf Deutsch gibt, erfahren wir viel Neues über die "Queen Consort". Levin, die unter anderem für die britischen Medien "The Observer", "Daily Mail", "Mail on Sunday" und "Telegraph" geschrieben hat, hält erfreulicherweise auch im Gespräch mit ntv.de nicht hinter dem Berg damit, was sie zum Beispiel von Harry und Meghan hält - aber vor allem nicht, wie sie Camilla sieht.
Die Royalexpertin hat 2018 bereits eine Biografie über Prinz Harry geschrieben. Ob ihr Urteil mittlerweile wohl ein anderes ist? "Of course", lacht sie, "seit Meghan in Harrys Leben ist, geht bei ihm ja so ziemlich alles den Bach runter." Aber sein Buch war doch sehr erfolgreich? Das sei aber auch alles, bekräftigt sie ihr Urteil über den Prinzen, der seine Prinzenrolle nicht mehr so ausfüllt, wie man sich das einmal vorgestellt hatte.
Doch zurück zu Camilla - sie wurde so oft falsch dargestellt, zuletzt von Harry in seinem Abrechnungs-Buch "Spare" mit der "Firma", also dem royalen Betrieb, dass Levin sich nun sehr glücklich schätzt, ihre Version von Camilla präsentieren zu können. "Sie ist weder ein Rottweiler noch hat sie je versucht, den Platz von Lady Diana einzunehmen", erzählt sie ntv.de. Im Gegenteil: Sie sei eine hingebungsvolle Mutter ihrer eigenen, leiblichen Kinder und eine noch hingebungsvollere Großmutter ihrer Enkel. "In der Weihnachtszeit ist sie bei einer Schulaufführung gewesen und hat mit den Kindern getanzt. Eine Weile ist es ihr sogar gelungen, unerkannt zu bleiben. Das ist für sie das Schönste."
Camilla fällt kein Zacken aus der Krone
Wie ordnen wir Camilla nun am besten ein? Sie hat sich gewandelt, das ist klar, auch ihr Stil ist über die Jahre damenhafter geworden. "Es war ihr früher nicht egal, wie sie aussah", weiß Levin, "aber sie war eben eher dieser praktische Typ." Mit den neuen Aufgaben hat sich das Bild gewandelt und spätestens seit ihrer Hochzeit mit Charles und der Akzeptanz durch die Familie hat sich auch ihr Äußeres gewandelt. Camilla weiß, dass sie an den Ikonen-Status einer Lady Diana nicht heranreichen wird, dass Fotografen sie - wahrscheinlich - nicht für Modemagazine ablichten werden, es sei denn, es geht um eine Strecke der absoluten Natürlichkeit.
Sie steht zu ihren Falten und zu ihren Lastern und sie kann drei Schritte hinter ihrem Mann gehen, ohne dass ihr ein Zacken aus der Krone bricht oder sie deswegen unemanzipiert wirkt. "Sie zeigt damit ganz einfach ihren Respekt, wenn er zu einem Termin geht und sie dabei ist. Sie weiß seit Jahrzehnten, dass es sich bei der Frau an Charles' Seite nicht um eine vollkommen gleichberechtigte Beziehung handelt, aber sie weiß, wie sehr er es liebt, dass sie ihn begleitet. Und sie weiß vor allem, wie wichtig sie für ihn ist. Er braucht sie."
Camilla gibt gern: Anfangs habe sie versucht, Meghan unter ihre Fittiche zu nehmen, wie auch Kate, und ihr ein paar Kniffe und Tricks zu zeigen, aber Meghan war nicht interessiert, beschreibt Levin die Bemühungen. "Meghan dachte, dass, wenn sie erstmal am Hof ist, alles nach ihrer Pfeife tanzt. So war sie es gewöhnt als Schauspielerin. Sie ist ein Mensch, der sich nicht um andere kümmert, denn am meisten interessiert sich Meghan Markle für Meghan Markle." Ein Beispiel? "Meghan war alles zu piefig, sie hat ja bei jeder Gelegenheit betont, dass sie 'global' agieren möchte. Dazu hätte sie aber erstmal etwas 'regionaler' agieren sollen", schmunzelt die Autorin, die sich natürlich ganz klar im "Team Camilla" befindet, dennoch kein schlechtes Wort über Meghan verliert, sondern elegant und gewitzt, typisch britisch, lieber zwischen den Zeilen verrät, was sie wirklich denkt.
Dass die Queen noch "vor Meghan" war, damit konnte sie vielleicht leben, aber dass sie sich hinter Charles, Camilla, William, Kate und sogar noch hinter deren Kindern einreihen musste - damit kam (und kommt) Harrys Frau nicht gut klar. "Camilla ist einfach nicht daran interessiert, im Rampenlicht zu stehen, Meghan schon."
Das bedeutet jedoch nicht, dass Camilla weniger von sich hält. Hat sie sich da vielleicht etwas bei Prinz Philip über die Jahre abgeguckt? Auf jeden Fall, glaubt Levin. "Ihre Beziehung war anfangs nicht leicht und Charles musste mehrere 'Machtworte' an seinen Vater richten." Aber als Philip gemerkt hatte, dass er an Camilla nicht vorbeikommen wird, änderte sich ihr Verhältnis. "Er war damals ganz klar ein Diana-Fan und es war nicht einfach für ihn, nun Gefühle für die neue Schwiegertochter zuzulassen. Doch Camilla ist willensstark, und witzig. Beides schätzte Philip über die Maßen!" Er half ihr, denn eines Tages, das wusste er, würde sie quasi seine Rolle einnehmen müssen.
Mit ihrer freundlichen, den Menschen zugewandten Art hat sich Camilla durchgesetzt: Sie redet lieber mit dem Personal als mit anderen Prinzen, sie erinnert sich an Gesichter, sie hat ein Herz und zeigt es auch, zum Beispiel, wenn sie Wohltätigkeits-Termine wahrnimmt. Selbst ihre größten Kritiker sagen, dass sie nicht geglaubt hätten, dass eine wie Camilla sich für sie interessiert - und am Ende hatten sie das Gefühl, mit einer Freundin zu sprechen. Das geht nicht nur Dame Judi Dench so, sondern auch misshandelten Frauen in einem Frauenhaus oder todkranken Kindern in einem Hospiz.
"Poor Harry" ist seit Meghan nicht wiederzuerkennen

Camilla unterhält sich mit Emerald Fennell, die sie in "The Crown" darstellt: "Ich habe mich echt darüber geärgert, sagt Levin", sie wird ihr überhaupt nicht gerecht".
(Foto: IMAGO/i Images)
Ist Camilla vielleicht sogar ein neues Idol? Levin sieht zwei Gruppen von Leuten und wie sie Camilla beurteilen: Die ewig Gestrigen, die ihr schwachsinnigerweise die Schuld an Dianas Tod geben oder gar finden, dass ihre Ehe mit Charles gar keine ist beziehungsweise nicht gilt, da sie nicht in einer "richtigen Kirche" geschlossen wurde. Und die andere Gruppe, die in Camilla eine Frau sieht, die handfest ist und mit beiden Beinen auf dem Boden steht, die anpacken kann, aber auch schweigen, die ein warmes Herz hat, ein offenes Ohr, und die eine Freundin sein kann. Unter anderem deswegen, weil sie sich nicht ständig um sich selbst dreht, wie die arme Diana seinerzeit, die so durch und durch unglücklich war.
Kommen wir zu dem, was alle interessiert - denn nun gibt es eine andere Frau, die die Nation spaltet. Dachte man anfangs noch, endlich habe Harry ein nettes Mädchen getroffen - und er hatte schon viele nette Mädchen zuvor getroffen - eine, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und dem Jungen Halt gibt, wurde man schnell eines Besseren belehrt. Levin sagt: "Armer Harry, er ist nicht mehr wiederzuerkennen. Seit Meghan auf der Bildfläche aufgekreuzt ist, hat er sich so verändert, dass man kaum mehr erkennen kann, was für ein Mensch er früher mal war." Was war er denn für ein Mensch ? Immerhin hat die Britin ja ein ganzes Buch auch über ihn geschrieben: "Früher war Harry freundlich. Verletzt, ein Suchender, aber er hatte selbst gesagt, dass er Camilla für eine wunderbare Frau hält und sich freue, dass sein Vater glücklich ist. Meghan hat sehr viel Boshaftes aus ihm herausgekitzelt."
Can they patchwork it out?
Man fragt sich nur: Warum? Ist das Paar es nicht müde, diese Opferrolle zu spielen, das ist doch äußerst unattraktiv? Levin findet das auch und glaubt, dass Camilla ihm sogar verzeihen würde, dass er sie in seinem Buch eine Schurkin nennt. Glaubt sie, dass er fremdgesteuert ist? "Das weiß ich nicht", antwortet die Autorin ehrlich, "auch nicht, wie Meghan es geschafft hat, Harry einzureden, dass seine komplette Familie ganz schrecklich ist, inklusive William und Kate, mit denen er sich vorher wirklich gut verstanden hatte. Eines aber weiß ich: Dass Camilla sich weder in die Erziehung eingemischt hat noch dass sie jetzt an Entscheidungen wie zum Beispiel, die beiden aus Frogmore Cottage rauszuwerfen, beteiligt ist. Sie steht Charles beratend zur Seite, ist seine Stütze, aber sie drängt ihn nicht. Ich glaube viel eher, dass Charles solche Dinge auch oft mit William, dem nächsten König, bespricht. Der übrigens unglaublich sauer auf Harry ist, weil er seine Privatsphäre auf eine noch nie dagewesene Art und Weise verletzt hat."

Autorin Levin hat mit Freunden, Angestellten, Mitstreitern Camillas gesprochen. Ihr Buch ergibt ein rundes Bild.
(Foto: dpa)
Meghan wusste doch, worauf sie sich einlässt, oder? "Levin lacht: "Nicht so ganz. Sie dachte, dass Harry mehr Geld hätte. Sie wollte mehr Macht. Und war sehr enttäuscht, als sie begriff, dass alles nicht so werden würde, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie ein bisschen Schwung in die verstaubte Bude bringen würde - dafür hätte sie aber eine Weile in der Familie leben müssen. Und das hat sie ja nicht, wie wir alle wissen." Sie war also zu ungeduldig? "Wenn Sie es so freundlich ausdrücken wollen", lacht Angela Levin.
Camilla wird noch einiges zu tun haben und Angela Levin sollte sich auf eine Fortsetzung gefasst machen. Denn Camilla ist da angekommen, wo sie sein wollte - an der Seite des Mannes, den sie liebt, ob man das nun versteht oder nicht, und außerdem wird es noch so viel zu erzählen geben: "Alle Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben mir ihren Namen gegeben. Das spricht erstens dafür, dass alles stimmt, und zweitens: Sie haben mir sehr viel erzählt", so Levin.
Quelle: ntv.de