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Abenteuer im Weltall und mehr "Kinder sollten eigene Buchklassiker haben"

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Als Kind einfach mal ins All reisen und kunterbunte Abenteuer erleben? Britta Nonnast macht es möglich.

Als Kind einfach mal ins All reisen und kunterbunte Abenteuer erleben? Britta Nonnast macht es möglich.

(Foto: Illustration - Monika Parciak)

Britta Nonnast schickt ihre kleinen Helden gerne auf große Reisen. Ins Land der Träume oder, wie in ihrem neuesten Kinderbuch, gleich ins Weltall. Die Autorin wünscht Kindern mehr Abenteuer und eigene Lieblingsbücher.

Hatti hat große Träume. Mehr Sprachen lernen, mehr riechen, mal richtig heulen. Aber das ist nicht so einfach, wenn man nur ein Robotermädchen ist, das für das Weltraumhotel Galaxel Oschnaboss arbeitet und auf seine neue Programm-Version wartet. Aber den Auftrag von seinem Boss ein bisschen fantasievoll auslegen, das kann man. Und so lädt die Roboterin statt eines galaktischen Stars einfach ein Menschenkind namens Josch als illustren Gast für das Hotel ein. Was für ein Glück, dass Menschen ihr Hobby sind, denn so geht für Josch eine unglaubliche Reise ins All los. Mit nichts als einem gerade frisch adoptierten Meerschweinchen und einem müffelnden Käsebrot im Gepäck.

"Josch schaut sich neugierig um: Eine Gestalt mit überlangen Beinen, kurzem Bauch und einem winzigen Kopf läuft an Josch vorbei und glotzt ihn an. Auf einem Hocker sitzt einer mit glänzender Lederhaut und großen glühenden Flügelohren (...) Zwei kleine, schmale Wesen mit grünem Fell und großen Füßen laufen Hand in Hand und kuscheln sich aneinander." - Auszug aus "Käse im Weltall"

Wenn Britta Nonnast keine Kinderbücher schreibt, unterrichtet sie Yoga und stellt sich und andere auf den Kopf.

Wenn Britta Nonnast keine Kinderbücher schreibt, unterrichtet sie Yoga und stellt sich und andere auf den Kopf.

(Foto: Nicole Krüger)

Ob ins Reich der Träume ("Michi und Papa und ein Haus voller Träume"), in die Schule ("Hier kommt Henriette", Buchreihe) oder zu den Burggespenstern ("Kein Schatz für Zipfel", Buchreihe), die Kinderbuchautorin Britta Nonnast nimmt ihre Helden und ihre Leser immer wieder in neue Welten mit. Für "Käse im Weltall", ein Buch für alle Kinder, die vielleicht schon einen Ranzen besitzen, hat sie gleich eine ganze Galaxie mit Figuren bevölkert. Diese sind so liebevoll in ihren ganzen wundersamen Details beschrieben, dass für manchen erwachsenen Vorleser Erinnerungen an aufwendige Sci-Fi-Komödien wie "Men in Black" wach werden.

"Die Sprachen und Wesen zu erfinden, war nicht leicht, selbst wenn man voller Fantasie steckt - man ist ja kein Tolkien", sagt Britta Nonnast lachend im Gespräch mit ntv.de. Aber was wirklich kniffelig gewesen sei, sei die Beschreibung der Technik gewesen und dass sie sich nicht an die physikalischen Gegebenheiten hier auf der Erde hätte orientieren können. "Ich hatte zum Glück Hilfe bei der Beschreibung der Raumschiffe - wie startet und fliegt man so etwas? Danke noch mal an dieser Stelle!"

Wer zu gierig ist, platzt am Ende

Jede der außerirdischen Figuren ist mit einem Thema versehen - Gier, Liebe, Ehrgeiz. Während die kuschelnden grünen Twinianer beispielsweise nur im Doppelpack auftreten und nichts als Liebe verströmen, werden die Oligosen so von ihrer Gier getrieben, dass sie am Ende einfach platzen müssen. "Die Charakterzüge manifestieren sich in den Körperlichkeiten", erklärt Nonnast. "Der Oligose namens Patschlagier hat zwei Münder, wobei der Fressmund ausgeprägt ist, weil er so gierig ist und der Sprechmund verkümmert. Sein Wortschatz umfasst nur 20 Wörter, darunter so schöne Wörter wie Hunger, Haben, Mist, Bratze. Die Stiefel sind riesig, denn obwohl er kleine Füße hat, will er einen großen Abdruck hinterlassen – ganz so, wie man das bei machtgierigen Menschen kennt."

""Das!", schwärmt der Oligose. "Haben! Ich haben, schnell! Jetzt!" Patschlagier grapscht nach dem Käsebrot, aber Hatti zieht Joschs Hand weg. Auch Bosso scheint der Käsegeruch zu gefallen. Seine Ohren ziehen sich in die Länge und vibrieren."- Auszug aus "Käse im Weltall"

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Ihre Lieblingsfigur sei die Roboterin Hatti geworden, meint Nonnast. Sie wolle Sprachen lernen, um mit allen Lebewesen im Universum reden zu können, und Schwächen zulassen. "Sie wünscht sich Emotionen, Angst, Freude und so weiter. Die bräuchte sie nicht zu haben, weil sie als KI perfekt ist. Aber in unseren Schwächen und Stärken sind wir ein Ganzes und das hat Hatti erkannt. Und darum mag sie Menschen so gerne. Die haben in der Galaxie wegen ihrer Unvollständigkeit einen schlechten Ruf, aber genau das zieht Hatti an."

Pädagogische Absichten habe sie nicht mit ihrer Geschichte gehabt: "Die jungen Leser sollen einfach Spaß haben. Vielleicht die Gewissheit mitnehmen, dass das Böse am Ende einfach platzt. Die Idee, dass ein stinkendes Käsebrot für andere ganz wertvoll sein kann. Wenn es eine Botschaft gibt, dann die, dass man sich was trauen sollte, auch als Kind. Also einfach ins Weltall fliegen, ohne alles mit den Eltern zu besprechen, nur so kann man wahre Geschichten erleben."

"Kinder sollten eigene Lieblingsbücher entdecken"

Dass Kinder immer weniger Raum haben, eigene Abenteuer zu erleben, findet Nonnast schlimm: "Das verunsichert die Kinder nur. Es gibt nämlich nichts Besseres im Leben, als Herausforderungen selber meistern zu können." Das fängt schon bei der Auswahl der Kinderbücher an: "Man sollte den Kindern überlassen, sich ihre eigenen Klassiker zu schaffen, die Zeiten wandeln sich einfach", sagt die Autorin mit Blick auf die Debatte um Bücher von Roald Dahl oder Karl May. "Was unsere Großeltern gut fanden, fanden wir als Kinder nicht unbedingt gut – der Struwwelpeter war einfach nur gruselig! Und es gibt so viele gute Kinderbuchautoren, die zu aktuellen Themen schreiben und verdient haben, verlegt zu werden, anstatt nur das alte hervorzuholen."

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Welche alten Kinderbücher sie aussortieren würde? "Der kleine Wassermann" von Otfried Preußler zum Beispiel. "Ich habe es selber erst mit meinen Kindern gelesen und da ist mir aufgefallen, was für konservative Verhältnisse da beschrieben werden, mit der Wassermann-Mutter, die ans Haus gekettet ist. Der "Pumuckl" von Ellis Kaut gefällt mir noch. Meister Eder kommt äußerlich als konservativer Typ daher, ist aber offen für jeden Schabernack. Und "Saids Geschichte" von Sigrid Heuck habe ich neulich entdeckt, das Buch ist aber fast schon zu komplex für ein heutiges Kinderbuch."

Wird Nonnast denn selber noch mal ins All reisen, mit all ihren Figuren? "Von mir aus geht die Reise weiter, den nächsten Plot habe ich schon im Kopf – die Galaxie ist groß!" Aber erstmal geht es in andere Welten. Im Herbst erscheint "Die kleine Maus und der Yoga-Schatz", ein Mitmach-Buch für Kinder zwischen 4 und 7 Jahren und ein besonderes Projekt für Nonnast, die auch als Yoga-Lehrerin arbeitet. Danach geht's für Erstleser ins Meer mit "Calamari und die Tutti-Frutti-Pizza". "Das fiel mir ganz leicht, unter Wasser kenne ich mich aus!"

Quelle: ntv.de

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