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"Typisch Theo!" Rasiersahne und Spitzmaus

Die Tage sind einfach nicht lang genug für Theo. Wer kann schon schlafen, wenn man aufregende Dinge mit Bergen von Rasiersahne oder mit Mamas Schuhen machen kann? Für ihr zweites Kinderbuch nach "Michi, Papa und ein Haus voller Träume" findet Britta Nonnast einen neuen kleinen Helden. Und verrät n-tv.de, wer ihr Liebling ist.

Erwachsene sind schon komisch. Wie kann man nur daran denken, so eine süße Spitzmaus zu begraben - in dunkler Erde! Selbst wenn das kleine Tierchen im Blumenbeet tot ist und der Opa glaubt, dass man krank wird, wenn man es anfasst. Konservieren müsste man dieses hübsche Ding, wie die Mammuts im Eis. Oder Omas selbst gebackene Brötchen. Im Gefrierfach ist doch noch Platz. Dass es aber vielleicht doch keine gute Idee ist, Mamas schöne neue Stöckel-Schuhe mit dem dicken, schwarzen Filzer zu beschriften, wie sie es immer mit seinen Kindergarten-Gummistiefeln macht, das hat Theo irgendwie im Gefühl. Leider erst, als das Malheur schon passiert ist.

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"Theo ist ein ganz mutiges Kind, experimentierfreudig und dabei nicht unanstrengend für seine Umgebung", bestätigt Britta Nonnast den ersten Eindruck. Nach ihrem Erstlingswerk "Michi, Papa und ein Haus voller Träume" ist nun im Beltz-Verlag der zweite Band mit Vorlesegeschichten der Autorin erschienen. "Typisch Theo" ist jedoch keine Fortsetzung der Vater-Sohn-Geschichten, in denen Michi und Papa gemeinsam die dunklen Gestalten, die Michis Träume bevölkern, verjagen - Theo ist ein ganz eigener Charakter. Woher er auf einmal kommt? "Aus meinem reichen Fundus", sagt die Autorin scherzend und breitet ihre Arme weit aus, um dessen Größe zu markieren. Im Ernst käme Theo schon lange in ihren Kurzgeschichten vor. "Und jetzt hat er sein eigenes Buch gekriegt." Eine Frage, die die meisten Schriftsteller quält, weil sie keines ihrer Geschöpfe bevorzugen wollen, kann Nonnast ganz einfach beantworten: Den Theo möge sie lieber, auf jeden Fall. Michi sei sensibel und müsse seinen Alltag in Träumen verarbeiten, das würde Theo wahrlich nicht im Traum einfallen. "Er geht auf das Leben zu."

In der Tat stürmt Theo wie ein Wirbelwind durch die zwölf liebevollen Geschichten und dreht beim Fest zu Omas 75. Geburtstag auch schon mal eine Nackedei-Runde in Lichtgeschwindigkeit um die Kaffeetafel. Und wie fast alle kleinen Jungen und Mädchen bringt Theo dabei nicht nur seine Eltern an den Rand der Geduld, sondern schießt auch schon mal über seine eigenen Grenzen hinaus. Ein Glück, wenn die Mutter zur Rettung schnell herbei radelt, wenn der übermütige Knirps etwa erst alleine in einen Bus einsteigt und dann Angst kriegt, als ihm klar wird, dass er nicht weiß, wohin es geht.

Wie schon bei "Michi, Papa und ein Haus voller Träume" seien auch in die Theo-Geschichten viele eigene Erlebnisse oder auch Streiche ihrer Kinder eingeflossen, erzählt die Autorin. Zwar hat noch keine Spitzmaus ihren Weg in das Tiefkühlfach des knallroten Kühlschranks, der in der gemütlichen Wohnküche der Familie Nonnast steht, gefunden. "Aber ich habe mal als Kind eine tote Spitzmaus auf dem Weg gefunden und gedacht, dass ich so etwas Süßes noch nie gesehen habe." Ihre Tochter wiederum habe wie Theo einen imaginären Bruder gehabt. "Sie konnte eine Zeitlang nur essen, wenn auch ihr eingebildeter Bruder einen Teller hatte", berichtet Nonnast. "Sehr viele Kinder haben imaginäre Geschwister, das ist faszinierend und manchmal auch erschreckend."

Bei der Umsetzung der Erinnerungen in Theos eigene Geschichten trifft Britta Nonnast die Sprache der kleinen Zuhörer und Leser zielgenau. Das lässt sich besonders schön beobachten, wenn sie sich auf Lesungen von ihrem 9-jährigen Sohn und seinem Schulkameraden begleiten lässt: Theos Sprache ist ihre Sprache. Und seine Streiche könnten auch ihr Unfug sein. "Es macht sehr viel Spaß gemeinsam mit Kindern zu lesen, da erreicht man die jungen Zuhörer deutlich besser", meint die 42-Jährige, die mit ihrer Familie in Potsdam lebt. An eine Episode erinnert sie sich besonders gerne: "In einer Schule in Berlin Tempelhof hatte die Direktorin vor der Lesung Bedenken. Vorlesen sei schwierig, das würden die Kinder gar nicht kennen. Doch es gab keinerlei Probleme, die ganze Klasse hörte gespannt zu", berichtet Nonnast. Nur ihre beiden Vorleser wären zum Schluss etwas düpiert gewesen, weil zwei Mädchen während der Lesung die Köpfe zusammensteckten und vernehmlich über den "süßen Jungen mit den Locken" flüsterten. Das wäre natürlich gar nicht gegangen, schließlich seien ihr Sohn und sein Freund bereits in der dritten Klasse, während die kleinen Zuhörer maximal in der zweiten waren.

Ob erste, zweite oder dritte Klasse: Auch wenn die Theo-Geschichten vom Beltz-Verlag bereits ab 5 Jahre empfohlen werden, können sie durchaus auch unter den jungen Lesern Freunde finden. Denn die Länge der einzelnen abgeschlossenen Geschichten ist nicht nur angenehm für Eltern, die wie Theos Mutter "die Motten kriegen", wenn sie schon vorgelesen und hundert Gutenachtküsse verteilt haben und die Gute-Nacht-Rituale trotzdem kein Ende nehmen. Auch kleine Erstleser finden Gefallen an den mit frecher Feder von Astrid Henn illustrierten Geschichten. Das Rezensionsexemplar bunkert jedenfalls eine junge Testleserin unter ihrem Bett und gibt es nicht mehr raus. Da muss dann ein zweites Buch her.

Können sich die Theo- und Michi-Fans schon auf neue Charaktere aus dem Fundus freuen? Sie denke gerade über ein Zwillingspaar nach, ein Mädchen und ein Junge, erzählt Nonnast. Frederik und Adela seien acht Jahre alt, also 16 Jahre zusammen. "Theo war ja etwas jünger, jetzt schreiten meine Helden im Alter voran. Meine Kinder werden ja auch größer."

Quelle: ntv.de

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