"Michi, Papa und ein Haus voller Träume" Wer hat Angst vor Monstermann?
06.03.2011, 08:18 UhrWüste Träume von Räubern, Barbaren und Krokodilen machen Michi das Leben schwer. Wie gut, dass er Papa hat, dem immer etwas einfällt, um die nächtlichen Unholde zu kleinen, albernen Figuren schrumpfen zu lassen. In zehn bunten Vorlesegeschichten präsentiert Britta Nonnast ein unschlagbares Vater-Sohn-Gespann.
Eigentlich ist alles gut: Michi und Papa haben ein schönes Haus von Tante Röschen geerbt, mit einem großen Zimmer für Michi, Blick auf den Fluss, und Kletterbäumen im Garten. Und beim netten Emiliano vom Obst- und Gemüseladen nebenan gibt es für den Fünfjährigen Eis satt. Wenn nur nicht seit dem aufregenden Umzug zottelige Räuber, üble Barbaren und der doofe Monstermann Michis Träume bevölkern würden. Doch Papa hat immer eine gute Idee, um den Quälgeistern beizukommen. Und wenn die Piratentücher, die Schneebälle in der alten Babybadewanne oder die Bananen für das traurige Schimpansenbaby Mickybo erst einmal griffbereit neben den Bett liegen, dann sind Michi und Papa beim nächsten Traum gemeinsam stärker als alle Nachtgespenster zusammen.
In ihrem Erstlingswerk „Michi, Papa und ein Haus voller Träume“ nimmt sich Britta Nonnast der großen und kleinen Nöte an, die Kinder bis in den Schlaf verfolgen können. Die Idee zu dem Buch sei ihr gekommen, als eine Freundin ihr von den wiederkehrenden Albträumen ihres Kindes erzählte und sie gemeinsam überlegten, was man dagegen tun könne, sagt Nonnast im Gespräch mit n-tv.de. "Ich kenne das gut, weil ich selber immer mal wieder von Albträumen geplagt wurde, bis mir jemand erzählte, dass die beste Form der Traumbewältigung sei, in die eigenen Träume einzusteigen." Ob das schon geklappt hat? "Und ob!", lacht die Autorin. Einmal sei sie in einem Traum von Schnee umgeben gewesen und steckte fest. "Dann habe ich mir gedacht: Schwimme doch einfach! Schon ging es wieder vorwärts." Diese Erfahrung, wie man negative Träume in positive verwandeln kann, wollte sie weitergeben.
Für Klein und Groß
Dem lustigen und warmherzigen Buch merkt man an, dass sich Britta Nonnast in den kleinen Köpfen und Herzen gut auskennt. Zum Teil bestünden die Geschichten tatsächlich aus Erlebnissen mit ihren eigenen zwei Kindern, bestätigt Nonnast. Zum Teil seien es aber auch Erinnerungen an die eigene Kindheit. Etwa, wenn es darum geht, was für ein Malheur passieren kann, wenn man sich in der neuen Schule nicht auf die Toilette traut. "Das ist einem Klassenkameraden von mir in der Grundschule passiert und diese Szene habe ich bis heute lebhaft vor Augen." Doch auch an die Vorleser ist gedacht: "Der Erwachsene hört immer mit", weiß die Journalistin, die jahrelang als Wirtschaftsredakteurin gearbeitet hat, aus eigener Erfahrung. Sie hat daher bewusst viele Dinge berücksichtigt, die ihr selber beim Vorlesen wichtig sind – zum Beispiel, dass die Texte gut vorlesbar sind und die Geschichten gut portionierte Längen haben müssen, um ein Ende beim abendlichen Ritual zu finden.
Mit der farbigen Sprache und dem flüssigen Erzählstil hat Britta Nonnast ihr Ziel erreicht, auch dem Vorleser Freude zu machen. Zudem kann man sich als geplagter Erwachsener gut mit Michis Papa identifizieren, denn er ist alles andere als ein perfekter Vater: "Er ist auch mal müde und erschöpft von der Arbeit und will dann lieber Kaffee trinken und Zeitung lesen, als mit seinem Sohn im Schnee spielen", erklärt Nonnast. "Er kämpft auch aus Klugheit so engagiert gegen Michis Albträume, weil er selber seinen Nachtschlaf dringend braucht. Man könnte also auch sagen, dass seine lustigen Aktionen Eigenschutz sind. Er hat verstanden, wie das Prinzip funktioniert: Dass man Träume ernst nehmen muss, um sie ins Positive verkehren zu können."
Ein Plädoyer für starke Väter
Was auffällt ist, dass es in Michis Welt außer der lustigen Tante Greta und der Kindergartenfreundin Ilayda keine weiblichen Figuren gibt – Michis Vater ist offensichtlich alleinerziehend. "Ich fand es angenehm die Mütter mal raus zu lassen", sagt Nonnast. Ihrer Beobachtung nach hätten Männer oft einen erfreulich undogmatischen Erziehungsstil. Und so gehe der Papa in den Geschichten typisch männlich an die Albträume ran: verspielt und gleichzeitig pragmatisch.
"Michi, Papa und ein Haus voller Träume" versammelt 10 "Mutmach-Abenteuer", die den kleinen und großen Leser Spaß und bösen Albträumen den Garaus machen. Vom Beltz-Verlag ab 5 Jahren empfohlen, lassen sich auch schon etwas größere Kinder von den spannenden Abenteuern gerne gefangen nehmen. Zu den schönen Illustrationen im Retro-Stil von Heike Herold blättert man dabei immer wieder hin und zurück, um ganz sicher zu gehen, dass die düsteren Unholde der Nacht auf dem schwarzen Papier wirklich zu albernen, kleinen Winzlingen schrumpfen.
Ob wir Michi noch mal wiedertreffen werden? Sie könne sich eine Fortsetzung gut vorstellen sagt Nonnast. Doch momentan kümmert sich die Autorin um einen ganz anderen Charakter: "Paulchen ist zwar wie Michi fünf Jahre alt, aber ein Junge mit ungezähmten Forscherdrang – und damit recht anstrengend für seine Umwelt." Zudem arbeite sie parallel an einem Kinder-Roman. Darin geht es um einen dreizehnjährigen Berliner Jungen, der sich zum ersten Mal verliebt. Jede Menge Stoff also für weitere Vorleserunden.
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Quelle: ntv.de