Leben

"Nicht meckern, sondern machen" Susan Sideropoulos führt uns aus dem Trott

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Tausendsassa Susan Sideropoulos - ihr Tag dürfte gern mehr als 24 Stunden haben.

Tausendsassa Susan Sideropoulos - ihr Tag dürfte gern mehr als 24 Stunden haben.

(Foto: IMAGO/eventfoto54)

"Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend", findet Susan Sideropoulos - und schreibt kurzerhand ein Buch. Darin nimmt sie die Leserinnen und Leser an die Hand und begleitet sie dabei, ihrer positiven Lebenseinstellung ein bisschen näherzukommen. Susan Sideropoulos zu treffen ist tatsächlich ein einziger positiver Energieschub. Mit ntv.de spricht sie über Liebe, Lebenslust und gute Zeiten. Ja, nur gute Zeiten, keine schlechten.

ntv.de: Wie schön, dass wir uns an deinem Lieblingstag - Montag - sprechen.

Susan Sideropoulos: Oder? (lacht)

Erzähl doch mal, wie du es geschafft hast, ausgerechnet diesen Tag zu deinem Lieblingstag zu machen. Ich habe dein Buch gelesen und aufgrund dessen heute Morgen gedacht: "Nee, komm' Sabine, denk mal positiv, es ist doch toll, wenn du um sechs schon bei der Arbeit bist. Dann kannst du früher gehen." Also nicht meckern, sondern machen?

Susan stellt ihr Buch vor - und alle kommen, auch viele "GZSZ"-Kollegen.

Susan stellt ihr Buch vor - und alle kommen, auch viele "GZSZ"-Kollegen.

(Foto: IMAGO/eventfoto54)

Sehr gut, das ist auf jeden Fall positiv! Deswegen habe ich mein Buch mit diesem Kapitel angefangen, weil ich tatsächlich glaube, dass dieser Gedanke hilft, dem üblichen Montagmorgentrübsinn eine ganz neue Seite abzugewinnen. Und dass das dann etwas mit dem ganzen Leben machen kann. Denn der Montag macht eine ganze Menge mit unserer Psyche. Wenn wir da aber den Fokus auf das lenken, was gut ist, ist es schwierig, sich weiterhin zu ärgern. Anstatt sich darüber zu ärgern, dass man aufstehen muss, sollte man dankbar sein, dass man aufstehen kann. Ist natürlich ziemlich groß, dieser Gedanke, aber eigentlich muss man sich nur an Momente erinnern, wo man zum Beispiel super erkältet war und dann irgendwann denkt: "Oh, endlich wieder normal aufstehen und in den Tag starten!" Das Essen schmeckt wieder und der Kaffee auch. Leider dauert dieser Moment der Dankbarkeit nur ein paar Sekunden (lacht), dann haben wir das alles vergessen und sind wieder im Trott. Aber das sollten wir uns immer mal wieder ins Bewusstsein rufen.

Lass uns kurz über eine weitere "Facette" von dir sprechen: Du bist ja zumindest kurzzeitig "die neue
Alte" bei GZSZ. Wann hast du bitte die Zeit, ein Buch zu schreiben? Bist du eine Art Duracell-Hase?

(lacht) Ich bin schon immer eher jemand, der wahnsinnig viel parallel macht. Ich muss mich eher bremsen. Es gibt diese zwei Arten von Menschen: Die einen, die immer ein bisschen zu viel machen, die gucken müssen, dass sie Pausen schaffen. Und dann gibt es die anderen, die nicht aus dem Quark kommen. Beide Kategorien spreche ich definitiv mit meinem Buch an, auf unterschiedliche Arten und Weisen. Und ich mache das, was mich begeistert, und dafür finde ich auch meine Räume. Das Schreiben liegt mir so auf der Seele, das muss raus.

Ich will seit Anfang des Jahres mal so ein bisschen Balance schaffen. Ist nicht einfach, wenn man in seinem Trott ist - den man ja auch mag.

Wir sind Gewohnheitstiere und ein bisschen muss man auch gucken, in welche Kategorie Mensch man gehört, denn es ist ja nicht für alle das Gleiche gut oder schlecht. Also ich sauge auch Energie daraus, viel zu tun. Vor allem, wenn das so Sachen sind, die einem Freude machen und Erfolgserlebnisse schaffen, wenn man etwas Cooles im Job schafft oder auch im Privatleben. Dann ist es ja eigentlich immer eine gute Energie und trotzdem muss man auf sich aufpassen.

Neigst du zur Übertreibung?

Sagen wir mal so, ich werde manchmal schmerzlich daran erinnert, dass man doch auch mal Pausen machen muss. Da muss ich mich noch ein bisschen besser konditionieren. Aber ich glaube auch, dass man nicht zu streng zu sich sein darf. Wenn ich mir krampfhaft vorbete: So, jetzt aber mal komplett auf die Bremse treten, keine Party, keine Freunde, keinen Alkohol und nur Yoga und schlafen und pausieren, dann ist das ja auch eine Art von Druck, weil ich das gar nicht bin. Da muss man gucken, dass man eine gute Mitte findet und nicht zu streng mit sich ist. Also, sich durchaus mal zu sagen, okay, ich habe jetzt ein bisschen übertrieben über die Feiertage, ich mache jetzt mal einen Tag gar nichts, ist richtig, aber dann reicht es vielleicht auch schon wieder mit dem Understatement (lacht).

Das Wichtigste ist, finde ich, dass man sich selbst erkennen und einschätzen muss und sich eben dafür, dass man so ist wie man ist, nicht fertigmachen sollte. Einige ziehen ihre Energie daraus, dass sie immer irgendwas machen oder Menschen treffen, andere ziehen ihre Energie aus der Ruhe. Wie war denn die Corona-Zeit für dich und deine Familie?

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Tatsächlich muss ich sagen, dass Corona uns sehr wenig Schlechtes anhaben konnte. Ich glaube, wir gehören zu den Familien, die viel Positives daraus gezogen haben. Für mich war das sogar ein super erfolgreiches Jahr, ich habe mein erstes Buch im Lockdown geschrieben. Das hat mich natürlich autark gemacht. Mit den Kindern zu Hause war das zumindest im ersten Lockdown noch eine schöne Zeit. Ich glaube, die war für die meisten noch so relativ schön, weil man irgendwie dachte, dass wir ja für die große Sache zusammenhalten (lacht). Im zweiten Lockdown, ganz klar, war es schon ein bisschen niederschmetternder, da war dann auch Winter. Und ich konnte zum zweiten Mal mein Theaterstück nicht aufführen. Das war schlimm für mich. Aber ich konnte schon besser damit umgehen, und das beschreibe ich auch im vorigen Buch: Dass das Annehmen der Situation und das Lernen, Dinge anzunehmen, die nicht zu ändern sind, mir dann so viel Energie gibt, Altes loszulassen. Dass ich mich auf das Neue konzentrieren kann und auf das, was geht.

Dein Learning war also, Dinge mehr in dem Moment zu machen, nicht mehr zu schieben.

Ja. Man hat sowieso keine Kontrolle, heute so, morgen so. Natürlich waren auch viele Herausforderungen dabei, aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, wir haben uns nie komplett isoliert. Wir haben alles so gemacht, wie man es nun mal musste, aber wir haben uns unsere kleinen Freiräume geschaffen. Meine Schwiegereltern haben irgendwann gesagt, lieber sterben wir an Corona als an Einsamkeit. Bitte besucht uns.

Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich diese Zeit nicht romantisch verkläre, wenn ich zum Beispiel an eine menschenleere Stadt denke, durch die ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren durfte, endlich konnte ich den Keller aufräumen, wir spielten Spiele mit den Kindern, der Rotwein am Gartenzaun ...

Dann hast du diesen Blick durch die rosarote Brille. Andere haben eher festgestellt, was alles nicht mehr geht. Davon war ja wohl niemand ganz frei. Deswegen beschreibe ich in meinem Buch jetzt in einem Kapitel, was wegkann. Und sich immer noch über Corona aufzuregen, das kann definitiv weg.

Du bist so ein positiver Mensch, voller Energie. Meistens läuft es gut bei dir. Nicht, dass du nicht auch irgendwelche Rückschläge hättest oder mal traurig bist. Aber du hast die Gabe, das Beste draus zu machen. Was ist mit denen, die das nicht hinkriegen? Weil nebenan ein Krieg tobt, weil Leute verhungern oder erfrieren. Wie kann ich da die Balance finden?

Schwer, definitiv. Auch ich habe meine Herausforderungen, keine Frage. Aber alle, die mit mir in meinem Buch jetzt mitgehen, als Leitfaden, als Begleiter, werden sehen, dass ich die meiste Zeit über mich selber lache. Weil ich bin wie alle. Ich bin ja nicht die, die jetzt alles gecheckt hat und große Töne schwingt, sondern eigentlich geht es darum, dass ich mich auch immer wieder an diesen Punkten befinde und dann aber frage: Wie komme ich da raus? Und das ist natürlich genau das, was ich gerne weitergeben möchte, dass das jeder kann mit ein paar Tipps und Tricks und Tools.

In meinem Lieblingskapitel geht es um die Gleichzeitigkeit, in der wir uns befinden: Wir waren immer und wir werden immer in einer Gleichzeitigkeit sein. Es ist eine Illusion, dass es auch nur einen einzigen Moment in unserem Leben geben könnte, in dem es nicht so wäre. Ja, in der Ukraine ist Krieg, ein Erdbeben war in der Türkei, und weil wir jetzt Internet haben, bekommen wir alles mit, was auf der ganzen Welt passiert. Aber es gab keinen Tag bisher auf der Erde, ohne dass an der einen Stelle Krieg ist und an der anderen Party. Dass hier einer stirbt und dort einer geboren wird. Dass es hier fair zugeht und dort ungerecht. Es passieren ständig schlimme Dinge.

Thema "Häusliche Gewalt": Ich bin Botschafterin der "Arche", seit 15 Jahren. Die Geschichten, die ich da höre, was hier mitten unter uns passiert, die will ich eigentlich nicht hören, weil ich sonst keine Nacht mehr schlafen würde. Aber es ist ja trotzdem so. Und wir können nur helfen, indem wir für Frieden in uns selbst sorgen. Das heißt: Fang bei dir an, räum bei dir auf. Das machen wir im Laufe des Buches. Und wenn die Kapazitäten wieder frei sind und wir verstanden haben, dass das Gesündeste ist, zu verstehen, dass wir auf der einen Seite akzeptieren und loslassen müssen, um dann die Kraft zu haben, das zu machen, was in unserer Macht ist, dann haben wir gewonnen. Und dann können wir der Welt - und uns - etwas zurückgeben.

Unter einem Foto von dir und deinem Vater auf Instagram hast du geschrieben: "Zu viel Liebe geht ja gar nicht." Hörst du manchmal von anderen, jetzt halt mal den Ball flach, Susan. So viel Liebe, so viel gute Laune - das können manche vielleicht gar nicht.

Zu viel Liebe gibt's nicht: Susan mit ihrem Papa.

Zu viel Liebe gibt's nicht: Susan mit ihrem Papa.

(Foto: IMAGO/eventfoto54)

Ja, definitiv. Letztens hat mir jemand bei Instagram geschrieben: "Ewig diese toxische gute Laune". Da habe ich auch gedacht: "Okay, krass, interessant." Toxische gute Laune? Ich finde es unfassbar interessant, wie man diese Begriffe in einen Zusammenhang bringen kann. Für mich bedeutet das, wenn da jemand ein Thema hat mit Optimisten, Leichtigkeit und Freude, dass da etwas fehlt bei der Person. Eben genau das: Optimismus, Leichtigkeit, Freude. Dann bin ich natürlich der Triggerpunkt dieser Person, die kann das nicht ertragen bei anderen. Aber so zu sein, wie ich bin, das ist meine Entscheidung. Und Optimist zu sein bedeutet auch nicht, dass man 24 Stunden gute Laune hat. Es bedeutet lediglich, dass man versteht, dass unser Leben im Wandel ist, dass alles im Fluss ist. Das Leben besteht aus Momentaufnahmen. Optimisten wissen, dass es nach einem crazy Höhenflug auch wieder bergab geht. Das ist auch ein Teil der Realität.

Mit Susan Sideropulos sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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