Wieder was gelernt - Folge 109 Niemand will Kitas in Berlin bauen
25.03.2019, 07:27 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa)
In Deutschland brauchen wir dringend Kitaplätze. 3000 neue Betreuungsplätze sind geplant, aber daraus wird erstmal nichts: Die Behörden finden keine Baufirma. Daran ist der deutschlandweite Bauboom schuld, aber wie das Beispiel Berlin zeigt, auch die Stadt selbst.
Lesen Sie hier einen kurzen Auszug aus der Folge des n-tv.de Podcasts Wieder was gelernt.
Wer in Berlin oder auch in Bremen oder Leipzig einen Kitaplatz sucht, braucht Ausdauer und ziemlich viel Gelassenheit. Deutschlandweit fehlen 300.000 Kitaplätze. Berlin wollte das ändern: Ende 2017 hat der Senat gesagt, er wolle schnell 3000 neue Kitaplätze schaffen. Dafür wollte er 27 Modul-Bauten aus Holz benutzen. Berlins Baudirektorin Regula Lüscher hat uns gesagt, dass sich in dem EU-weiten Verfahren 30 Interessenten gemeldet hätten. Sechs Bewerber seien dann zugelassen worden.
"Von diesen sechs hat am Schluss keiner ein Angebot eingegeben. Die haben gesagt, der Bereich in den Firmen, die die Angebote schreiben, sei überlastet und im Übrigen hätten sie auch volle Auftragsbücher."

Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, Robert Momberg.
(Foto: Bauindustrieverband Ost e.V.)
Der Senat will den Bau nun neu ausschreiben. Dass die Auftragsbücher der Firmen zurzeit fast voll sind, ist aber nur ein Grund dafür, dass aus dem Kitabau erstmal nichts wird. Die Firmen haben auch deshalb abgelehnt, weil sie ungern für öffentliche Auftraggeber bauen. Sie beschweren sich, dass die Vergabeverfahren der Projekte oft viel zu kompliziert seien. Das hat uns Robert Momberg erzählt, Chef des Bauindustrieverbandes Ost.
"Es muss so eine Regelung geben, aber sie ist so überfrachtet mit Formularwesen, mit Nachweispflichten, auch mit sogenannten vergabefremden Kriterien. Unternehmen müssen viel einhalten, viel nachweisen, und das gibt es eben im privaten Baubereich nicht. Und das ist genau einer der wichtigsten Gründe, warum die öffentliche Hand als Auftraggeber im Moment nicht so attraktiv erscheint."
Die Folge ist: Die Baufirmen entscheiden sich oft eher für private Auftraggeber. Dazu kommt, dass in der Branche derzeit etliche Fachkräfte fehlen und zu wenige junge Leute Handwerker werden wollen. Nicht jeder Jugendliche möchte sich auf einer Baustelle die Hände schmutzig machen.
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Quelle: ntv.de, cam