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Von der Mauer, die Berlin 28 Jahre lang teilte, stehen nur noch wenige, kleine Reste. Aber wer in die Hauptstadt kommt, will sie sehen.
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Auch die East Side Gallery besuchen viele Touristen - obwohl sie an einer stark befahrenen Hauptstraße steht und nicht wirklich schön ist.
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Aber etwas sehr Besonderes: Hier kann der Nicht-Berliner nachfühlen, wie es war, in einer Stadt zu leben, ...
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(Foto: dapd)
... die durch eine Betonmauer in zwei Hälften zerteilt wurde.
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Und man sieht in den Bildern der Freiluftgalerie entlang der Spree gleichzeitig ...
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... die Stimmung und Euphorie der Zeit des Mauerfalls. (Bild: Ines Bayer; "Es gilt viele Mauern abzubauen")
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Das mit 1,3 Kilometern längste erhaltene Mauerstück heißt East Side Gallery, weil hier die östliche Seite der Mauer bemalt wurde - von 118 Künstlern aus 21 Ländern.
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Vom Februar bis September 1990 durften sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen; am 28. September 1990 wurde die Galerie eröffnet.
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Ein Bild zeigt Stacheldraht, über dem die Sonne aufgeht (Gerhard Lahr, "Berlyn"), ein anderes die Friedenstaube, die die Kette eines Häftlings hält.
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Auf dem Gemälde des in Berlin lebenden iranischen Künstlers Kani Alavi strömen Menschenmassen durch die geöffnete Mauer - es heißt "Es geschah im November".
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Susanne Kunjappu-Jellinek hat in "Curriculum Vitae" den Lebenslauf der Mauer festgehalten.
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Schamil Gimajev griff den Ruf vieler Ostdeutscher nach Wiedervereinigung auf - sein Bild heißt "Wir sind ein Volk".
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Auch der Franzose Thierry Noir gehört zu den Künstlern, die sich an der East Side Gallery verewigten (Hier: "Hommage an die junge Generation") – so wie er es zuvor schon an der Mauer auf Westberliner Seite getan hatte.
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(Foto: REUTERS)
Manche Bilder sind weltberühmt geworden - wie der Trabant mit dem Nummernschild "Nov. 9-89", der die Mauer durchbricht ("Test the Rest" von Birgit Kinder), ...
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… oder der "Bruderkuss" mit Leonid Breschnew und Erich Honecker. Das Bild stammt von Dimitrij Vrubel und heißt in voller Länge "Mein Gott, hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben".
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Es ist besonders populär; viele Besucher lassen sich davor fotografieren, stellen das Motiv nach.
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Sehr kontrovers diskutiert wurde von Anfang an "Vaterland" von Günter Schaefer: die bundesdeutsche mit der israelischen Flagge vereint, laut Schaefer als "Friedenssymbol und Mahnmal gegen jeglichen Fanatismus". Das Bild bezieht sich zweifach auf den 9. November: die Reichspogromnacht im Jahr 1938 und den Tag des Mauerfalls im Jahr 1989.
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Seit 1990 wurde das Gemälde mehr als 40 Mal übermalt, verunstaltet und von Schaefer wieder restauriert - so wie hier im April 1998. Es war zuvor von einem selbsternannten Kunst-Terroristen zerstört worden.
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Auch wenn die bemalte Mauer natürlich von Händlern und Gastronomen kommerziell ausgeschlachtet wird, …
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… trotz Touristennepp, trotz der zu Postkartenkitsch verkommenen Motive ...
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(Foto: picture alliance / dpa)
.. ist die East Side Gallery für Berlin-Besucher doch von besonderer Bedeutung – ein Ort, ...
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(Foto: REUTERS)
... der Geschichte zumindest in abgeschwächter Form erlebbar macht.
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1991 wurde der Mauerstreifen der East Side Gallery unter Denkmalschutz gestellt.
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(Foto: picture-alliance/ dpa)
1996 gründete sich die Künstlerinitiative East Side Gallery, um sich für den Erhalt des berühmten Mauerstücks einzusetzen.
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Im Laufe der Jahre litten die Wandmalereien unter Verwitterung und den Abgasen des vierspurig vorbeirauschenden Verkehrs.
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Auch Vandalismus setzte den Gemälden zu – wie die unsäglichen "Wir waren auch schon mal hier"-Schmierereien.
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Ab April 2009, kurz vor dem 20. Jahrestag des Mauerfalls, wurden die inzwischen stark ramponierten Bilder saniert.
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Einige Künstler kamen erneut nach Berlin und malten ihre Bilder nochmal neu oder restaurierten sie - so wie hier der deutsche Maler Gerald Kriedner.
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(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Einige konnte Kani Alavi (im Bild), Vorsitzender der Künstlerinitiative, trotz großer Mühen nicht auftreiben, andere waren inzwischen verstorben.
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(Foto: picture-alliance/ dpa)
Etwa zwei Millionen Euro kostete die Sanierung, finanziert mit EU-, Bundes- und Landesmitteln. Die Künstler (hier der sardinische Maler Fulvio Pinna) erhielten ein symbolisches Honorar von je 3000 Euro.
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(Foto: picture-alliance / dpa)
In den letzten Jahren wurden in die East Side Gallery einige Lücken gerissen – das 1,3 Kilometer lange Mauerstück ist längst nicht mehr so geschlossen wie früher.
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(Foto: picture alliance / dpa)
Investoren, die die nun begehrte Spreelage in der Mitte Berlins entdeckt haben, hatten für diverse Bauprojekte bereits Durchbrüche erstritten.
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(Foto: dpa)
Nun werden wieder Blöcke aus der Galerie herausgenommen – zum Entsetzen der Künstlerinitiative East Side Gallery, beteiligter Künstler und von Berlinern.
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Seit dem Morgen des 1. März 2013 klafft ein neues Loch in dem Denkmal.
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(Foto: AP/dpa)
Begleitet von Protesten ...
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(Foto: dpa)
... riss ein Kran ein bemaltes Stück aus der Mauer.
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(Foto: dapd)
Mehrere hundert Menschen protestierten und blockierten die Straße an der Open-Air-Galerie.
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(Foto: dapd)
Thierry Noir, hier vor einem seiner Bilder, sagte: "Ich finde es unerträglich, zu sehen, dass die Mauer hier einfach so brutal abgerissen wird."
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(Foto: Reuters)
"Hier wird ein gesamtdeutsches und weltweites kulturelles Erbe abgerissen", sagte Robert Muschinski von der Initiative "Mediaspree versenken!". "Das ist äußerst peinlich für diese Stadt. Ich schäme mich gerade, ein Berliner zu sein."
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(Foto: dapd)
Hintergrund des Teilabrisses von 22 Metern Mauer ist ein privates Bauprojekt zwischen der früheren Hinterlandmauer und der Spree.
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(Foto: picture alliance / dpa)
Auf dem Areal soll ein Hochhaus mit Luxuswohnungen entstehen. Die Pläne stammen zum Teil noch vom Anfang der 90er Jahre und wurden trotz Protesten nicht verhindert. (Computergrafik: geplantes Wohnhochhaus "Living Levels" hinter der East Side Gallery; 63 Meter hoch, mit 45 Design-Wohnungen)
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(Foto: Reuters)
Zudem geht es um den Wiederaufbau der Brommybrücke. Diese verband bis 1948 die beiden durch die Spree getrennten Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg. 2005 beschloss der Senat, die Brücke wieder zu errichten.
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(Foto: Reuters)
Was genau mit den herausgenommenen Mauer-Teilen passieren soll, ist noch nicht völlig klar. Laut Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) ...
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(Foto: REUTERS)
... will das Landesdenkmalamt dafür sorgen, dass zumindest keines der Bilder auseinandergerissen wird.
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(Foto: dpa)
Die herausgetrennten Segmente sollen im Park hinter der Mauer aufgestellt werden.
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(Foto: REUTERS)
Die Proteste gegen den Teilabriss gingen am Wochenende weiter.
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(Foto: REUTERS)
Am Sonntagnachmittag machten sich etwa 6000 Menschen auf einer friedlich verlaufenden Kundgebung für den Erhalt der East Side Gallery stark.
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Auch prominente Unterstützer wie Schauspieler Ben Becker (im Bild) oder DJ Dr. Motte redeten bei der Veranstaltung, die bei schönstem sonnigem Frühlingswetter stattfand.
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(Foto: dpa)
Fast alle Berliner Parteien sprechen sich mittlerweile öffentlich für einen Erhalt des gesamten Bauwerks aus.
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(Foto: REUTERS)
Der Bauherr des geplanten Wohnhochhauses, Maik Uwe Hinkel, weist die Kritik und die Verantwortung für den Teilabriss von sich - das Mauerstück müsse nicht wegen seines Neubaus entfernt werden. Der Stadtbezirk habe diese Lücke vorgesehen, ...
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(Foto: Andrea Beu)
... um die geplante Brommybrücke (hier die noch existierenden Reste) an die Straße anzubinden.
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(Foto: dapd)
Hinkel erklärte sich zum Stopp der Arbeiten zum Umsetzen der Mauerteile bereit. Im Stadtforum gebe es am 18. März eine Diskussion über die Bebauungspläne. Allerdings müsse mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg geklärt werden, wer die Kosten für den Baustopp übernehme.
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(Foto: dpa)
Zumindest ein erster Erfolg der Demonstranten. (Text: Andrea Beu, mit dpa/AFP)
Die bemalte Mauer in Berlin East Side Gallery
Jedes Jahr gehen Hunderttausende Berlin-Besucher an der East Side Gallery, dem längsten erhaltenen Stück Mauer in der Stadt, entlang. Hier bekommen sie eine Ahnung, wie die Teilung aussah - und können die mittlerweile weltberühmten Bilder bestaunen, die Künstler kurz nach dem Mauerfall auf die Betonwand malten. Nun werden Teile von ihr abgerissen - unter dem Protest von tausenden Berlinern und Künstlern.
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