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Herbst 1963. Das ganze Land schaut nach Lengede. Die Menschen leiden, trauern und fiebern mit: In einer Grube in dem niedersächsischen Örtchen sind Dutzende Bergarbeiter verschüttet.
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Sie erleben, wie in einer Aktion, die als "Das Wunder von Lengede" ins kollektive Gedächtnis übergegangen ist, elf von ihnen in letzter Sekunde gerettet werden können.
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Es ist eine Geschichte, die wie für den Film geschrieben scheint: Eine Geschichte der Treue und Kameradschaft unter Kumpeln. Eine Geschichte davon, dass sich Beharrlichkeit manchmal auszahlt.
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Sie beginnt am 24. Oktober, als im Schacht "Mathilde" der Eisenerzgrube Lengede-Broistedt ein Klärteich einbricht.
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Wassermassen dringen in die darunter liegenden Stollen ein. In der Tiefe befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch 129 Arbeiter. Es besteht höchste Lebensgefahr.
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Es rettet sich, wer kann. 79 der Arbeiter können innerhalb der ersten Stunden nach dem Zusammenbruch über den Hauptschacht und ein Wetterbohrloch entkommen. Oben warten Helfer, die sie versorgen.
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Der Rest ist eingeschlossen. Im Stollen fließt das Wasser langsam ab. Für elf weitere Kumpel ist das die Rettung. Für sie wird der Weg an die Oberfläche frei. Eilig beginnen Bergungskräfte am Unglücksort zu bohren. Doch zunächst ohne Erfolg.
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Zwei Tage nach dem Unglück hält die Bergwerksleitung 40 Männer für tot. Am 4. November soll in der örtlichen Schule eine Trauerfeier für sie stattfinden.
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Ein vorschnelles Todesurteil, wie sich herausstellen wird: Es ist einem treuen Kollegen zu verdanken, dass die Rettungsarbeiten weitergehen.
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Ein Hauer, dessen Schlepper unter den Totgesagten ist, bewegt die Einsatzleitung, weiterzubohren, als alle Hoffnung verloren scheint.
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Die Theorie: Im Moment des Unglücks könnten sich einige Männer in einen "Alten Mann" gerettet haben – einen stillgelegten Teil des Bergwerks. Dort könnte sich eine Luftblase gebildet haben, die eine minimale Chance zum Überleben bietet.
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Der Chef der Hütte soll gesagt haben: "Ausgeschlossen, dass da noch etwas ist. Aber wir bohren."
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Als der Bohrer auf der Tiefe des "Alten Mannes" angelangt ist, klopfen die Retter regelmäßig und warten auf Antwort.
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Am 3. November - ein Tag, bevor des Todes der Kumpel gedacht werden sollte - kommt ein schwaches Antwortzeichen aus der Tiefe. Es ist eine Sensation: Es gibt, zehn Tage nach dem Unglück, tatsächlich noch Überlebende.
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Über einen schmalen Versorgungsschacht bekommen die elf Männer erste Lieferungen aus der Außenwelt: Kleidung, Tee, Kaffee und Nahrung.
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Ein TV-Sender stellt ein Mikrofon bereit, das herabgelassen und über das Kommunikation möglich wird.
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Zum ersten Mal seit Tagen können die Kumpel mit ihren Angehörigen sprechen.
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Aber das Gestein über dem "Alten Mann" ist mürbe. Im schlimmsten Fall stürzt der Hohlraum ein und die Männer sterben.
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Rasch wird ein heikles Unterfangen begonnen: Mit einem größeren Bohrer muss ein 60 Zentimeter breiter Schacht geschaffen werden, durch die die standhaften Kumpel fliehen können. Das "Wunder von Lengede" gelingt: Am 7. November erreicht der Schacht die Kumpel.
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Mit einer sogenannten "Dahlbusch"-Bombe fahren nun die Männer einer nach dem anderen in die Höhe. Die torpedoartige Fahrkabine ist nach einer Grube in Gelsenkirchen benannt, wo sie erstmals zum Einsatz kommt.
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Nach acht Minuten in dem engen Metallkörper atmen die geretteten Kumpel wieder frische Luft.
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Oben empfangen sie grenzenloser Jubel, ihre Freunde und Verwandten und, im wahrsten Sinne des Wortes, die Welt.
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Denn das Fernsehen hat seinen Siegeszug in die Wohnstuben längst angetreten. Und so wird das Unglück von Lengede das erste Medienereignis in der Geschichte der Bundesrepublik.
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Der NDR überträgt für Deutschland, in entscheidenden Momenten ist die TV-Anstalt sogar live dabei. Es gibt täglich Sondersendungen, auch wenn es keine Fortschritte gibt. Was heute üblich ist, hat es zuvor so nicht gegeben.
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Auch über Grenzen hinweg verfolgen die Menschen gebannt das Drama. Neben deutschen Journalisten sind hunderte Kollegen aus der Welt da. Rund um den Erdball drücken die Menschen den Kumpeln von Lengede die Daumen.
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Es ist damals wie heute, wenn irgendwo das Schicksal zuschlägt und viele Menschen zusehen: Die Politik lässt sich am Ort des Geschehens blicken. Wirtschaftsminister Kurt Schmücker etwa und …
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… sogar Bundeskanzler Ludwig Erhard taucht auf.
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Es ist wie eine zweite Geburt für die Männer.
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Endlich können sie wieder ihre Liebsten in den Arm nehmen. Das Leben, das verloren schien, geht weiter.
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Doch in der Stunde des Jubels macht sich schnell auch Trauer breit. Denn 29 Männer überleben den Einsturz der Grube nicht.
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Bis heute gedenken die Menschen in Lengede der Toten. Ein Mahnmal erinnert an jene Kumpel, ...
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... die nicht so viel Glück hatten, wie die elf, denen das "Wunder von Lengede" widerfuhr.
"Das Wunder von Lengede" Elf Männer, dem Tod entronnen
Ihr Tod gilt schon als besiegelt, als aus der Tiefe plötzlich Klopfzeichen kommen. Elf Bergleuten, die im Erzbergwerk von Lengede verschüttet sind, gelingt im Herbst 1963 das Unglaubliche: Sie überleben zwei Wochen eingeschlossen in einem Hohlraum.
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