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Nun ist es doch so weit. Es heißt, Abschied von Jopi zu nehmen. Nicht, dass es wirklich überraschend kommt, wenn jemand mit 108 das Zeitliche segnet, aber irgendwie haben wir doch jedes Jahr gedacht, dass Johannes Heesters ewig lebt.
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Seit Tagen lag er in einer Starnberger Klinik, sein Gesundheitszustand ließ die ganze Familie auf die Intensivstation kommen.
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Am 05. Dezember noch feierte er seinen 108. Geburtstag, allerdings schon so geschwächt, dass er ihn nicht - wie sonst üblich - auf der Bühne verbrachte.
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Nun ist Johannes Heesters an Heiligabend gestorben. Im Beisein seiner Ehefrau Simone Rethel und seiner Enkelin Wiesje Herold schlief der Künstler friedlich ein.
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(Foto: dapd)
Heesters gehörte zu den populärsten Bühnendarstellern des 20. Jahrhunderts und galt als der wahrscheinlich ältesten aktiven Schauspieler der Welt.
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(Foto: dapd)
In den vergangenen Jahren war naturgemäß alles ein wenig beschwerlicher geworden, aber laut seiner Familie war der Jopi ein Stehaufmännchen und er selbst hatte sich ja auch geschworen: ...
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(Foto: REUTERS)
... "Die 108 schaffe ich!" Und das hat er ja auch erreicht!
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Johannes "Jopi" Heesters feierte immer gerne Feste, ...
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(Foto: dpa)
... vor allem seinen Geburtstag.
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Und es gab reichlich Wiegenfeste für den "Dandy des Jahrhunderts".
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Er war so lebenslustig wie in der Rolle seines Lebens - als Graf Danilo in der "Lustigen Witwe" ...
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... und immer mit dem Evergreen "Heut' geh' ich ins Maxim" auf den Lippen.
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Schon als Heesters die 100 hinter sich gelassen hatte, meinte der Grandseigneur der Operette: ...
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... "Ich bin gut durchgekommen. Es war ein großes Abenteuer, das ruhig noch ein paar Jährchen dauern kann."
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Den Herrgott darum anbetteln dürfe er natürlich nicht, meinte der Katholik, der ursprünglich Priester werden wollte.
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"Aber ich habe ihn darum gebeten, ich würde mich sehr freuen, noch ein paar spannende Sachen zu erleben."
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Das ist wohl kaum einem so gut gelungen wie ihm: ""Alter schützt vor Arbeit nicht" war seine Devise.
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Er erinnerte sich oft und gern an die allerersten Auftritte - natürlich singend: "Ich habe den ersten Applaus noch in den Ohren".
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(Foto: dpa)
Dass manche Leute sagten, "Ach Gott, der lebt ja immer noch!", wusste Heesters auch, und er konnte darüber schmunzeln.
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Es waren auch die Leute, die mit dem Namen Heesters vor allem "Champagner, ...
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... Frack ...
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... und schöne Frauen" verbanden.
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Dabei lag dem in Ehren alt gewordenen Dandy auch immer eine Frage auf dem Herzen: ...
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.... Er würde Casanova gerne mal fragen, "ob er glücklich war in seinem Leben".
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(Foto: picture alliance / dpa)
Heesters selbst war überhaupt kein Casanova: 1930 heiratete er die belgische Schauspielerin Louise ‚"Wiske" Ghijs, mit der er bis zu ihrem Tod 1985 verheiratet blieb. Der Ehe entstammen zwei Töchter, Wiesje Herold-Heesters (l, Pianistin in Wien) und Nicole Heesters, ebenfalls Schauspielerin.
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(Foto: picture-alliance / dpa)
Seit 1992 war er nun mit Kollegin Simone Rethel verheiratet. Das Paar weiß, dass über sie geredet wird, deshalb erzählt Rethel den Lieblingswitz der beiden auch am liebsten selbst: ...
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(Foto: picture-alliance / dpa)
... "Es klingelt an unserer Tür. Jopi öffnet. Der Tod steht da, sagt: 'Du weißt ja, warum ich hier bin?' Da dreht sich Jopi um und ruft: 'Simone! Besuch für dich.'" Ob sie momentan darüber lachen kann, sei mal dahingestellt.
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Zu seiner Lebensdevise gehörte selbstverständlich auch, dass das "alte Zirkuspferd", ...
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(Foto: REUTERS)
... wie der in der Bühnenbranche bis vor Kurzem immer noch aktive Schauspieler achtungsvoll genannt wurde, an seinem Geburtstag auf den Brettern, die sein Leben und seine Welt bedeuten, stehen konnte.
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(Foto: dpa)
Daraus wurde in diesem Jahr nichts, auch wenn er seinen Optimismus deswegen noch lange nicht verloren hatte: "Ich werde so schnell wie möglich wieder auf die Bühne kommen", ließ er die "Bild"-Zeitung um seinen Geburtstag herum noch wissen.
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Er war es so gewohnt: Seinen 104. feierte er im Berliner Admiralspalast, die Stätte seiner großen Operettenerfolge der Vorkriegszeit.
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Vor dem benachbarten Friedrichstadtpalast verewigte sich Heesters mit seinem Händeabdruck und dem stolzen Ausruf "Ich bin noch da!" im "Walk of Fame" nach dem Vorbild Hollywoods.
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Zum 105. spielte Heesters an seinem Geburtstag in der Hamburger Komödie Winterhuder Fährhaus den greisen Kaiser Franz Joseph im Klassiker-Singspiel "Im weißen Rössl" und kokettierte auch dort natürlich gern mit seinem Alter: ...
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... "Sagen Sie, wie lange muss ich noch stehen? Man ist ja schließlich keine 100 mehr!"
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"Kleinere Malheurs" hatte der Entertainer schon immer schnell und diskret weggesteckt: Als er vor ein paar Jahren im Treppenhaus seines Tiroler Feriendomizils unglücklich stürzte und über eine Feuerwehrleiter mit Rippenbrüchen in ein Krankenhaus gebracht werden musste, ...
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... ließ er die Welt tags darauf wissen: "Heesters singt schon wieder!"
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Der Mann hatte schließlich Termine: Als die neue Metropolis-Halle in den legendären Filmstudios in Potsdam-Babelsberg eröffnet wurde, ließ er sich den Besuch nicht nehmen.
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Als letzter lebender großer Ufa-Star war das für Heesters eine Ehrenpflicht.
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Und natürlich sang der Frauenschwarm ganzer Generationen wieder aus dem "Bettelstudent" ("Ich knüpfte manche zarte Bande"), ...
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... schließlich war der Operettenfilm 1936 auch sein erster Film, den er in Babelsberg drehte.
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Seitdem führte ihn seine Karriere zu einer einzigartigen Popularität in Deutschland.
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(Foto: dpa)
"Heesters hier, Heesters dort" war bis zum Schluss die Devise, dabei war er keineswegs getrieben von seiner wesentlich jüngeren (1949 geborenen) Frau Simone, wie böse Zungen immer wieder kolportierten, sondern tat alles aus eigenem Antrieb.
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"Soll ich zu Hause sitzen und warten, bis man mich holt? Ohne Arbeit würde ich richtig krank werden," sagte er auch im allerhöchsten Alter noch.
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Natürlich musste der fast blinde und mit dem Gehör kämpfende "Dinosaurier" unter den Schauspielern von seiner Frau gestützt und auch zur Bühne geführt werden.
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Doch wenn Heesters sein Klavier erreicht hatte, war er in seinem Element.
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Die Stimme war noch immer erstaunlich kraftvoll, das Textgedächtnis bewundernswert, auch wenn er ab und an mal Hilfe brauchte.
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Das Geraune der Leute um das hohe Alter ihres Mannes und seine vermeintlich mühevollen Bühnenauftritte konterte Simone Rethel-Heesters: ...
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... "Mein Mann kann zwar nicht mehr gut sehen, aber ich wünsche jedem, dass er so altern kann wie Jopi."
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Und auch sagen kann wie er: "Manchmal denkt man schon, na, man hat doch was erreicht im Leben."
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In Deutschland hatte der am 5. Dezember 1903 im holländischen Amersfoort geborene Johannes Marius Nicolaas Heesters Generationen von weiblichen Verehrern ...
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... als singender Charmeur alter Schule.
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Ein Millionenpublikum lag dem gut aussehenden "Backfischidol", wie das damals hieß, seit seinen ersten Auftritten 1934 in Wien und ein Jahr später in Berlin zu Füßen.
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Wenn "Jopi" Lieder sang wie: "Man müsste Klavier spielen können" oder: "Ich möchte jede Nacht von Ihnen träumen", dann schmolzen die Damen dahin. (Auf den letzten beiden Bildern mit Marika Rökk)
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Einen Herzenswunsch konnte sich Heesters erst Anfang 2008 erfüllen, als er zum ersten Mal nach fast einem halben Jahrhundert wieder in seiner holländischen Geburtsstadt Amersfoort auftrat.
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"Das war für mich der schönste Abend", sagte der greise Schauspieler und Sänger unter tosendem Applaus an diesem Abend. Allerdings hatte es auch einige Gegendemonstranten gegeben.
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Wegen seiner Karriere in Nazi-Deutschland war Heesters, der "Lieblings-Danilo" Hitlers, von den niederländischen Bühnen jahrzehntelang boykottiert worden.
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Noch im hohen Alter setzte er sich in Berlin sogar vor Gericht zur Wehr gegen Behauptungen, er sei bei seinem Besuch mit dem Ensemble des Münchner Gärtnerplatztheaters 1941 im KZ Dachau dort auch aufgetreten.
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Der Besuch selbst wird in dem von seiner Frau 2006 herausgegebenen Fotoband ("Ein Mensch und ein Jahrhundert") dokumentiert.
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"Ich habe mein Leben gelebt und habe mich stets bemüht, den Weg gerade zu gehen", heißt es in einem Heesters-Lied der späten Jahre.
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Heesters wollte den Weg noch ein Weilchen weitergehen, die 110 hatte er sich fest vorgenommen.
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"Wenn er dann zu Ende ist, der Weg, dann kommt nichts mehr", so der Katholik, der an eine Wiederauferstehung nicht glaubte. "Mein Gott, was soll denn da noch kommen! Es muss irgendwann ja vorbei sein!" Gaat goed, Jopi! (soe/AP/dpa/rts)
Varwell, Jopi Johannes Heesters mit 108 gestorben
Seinen Geburtstag hat er noch - wenn auch bereits durch einen Schwächeanfall gezeichnet - gefeiert. Gerne hätte er immer so weitergemacht. Aber, wie er selbst bereits gesagt hatte: "Mein Gott, was soll denn da noch kommen! Es muss irgendwann ja vorbei sein!"
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