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Für Niederländer, Dänen und Norddeutsche beginnt das Weltwunder direkt vor der Haustür - auch wenn es mehr ein Wunder auf den zweiten Blick ist.
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Denn zunächst wirkt das Wattenmeer, das sich vom niederländischen Den Helder über mehr als 500 Kilometer Küstenlinie bis ins dänische Esbjerg erstreckt, öde und leblos.
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Doch der Eindruck täuscht.
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Die grau-braune Wildnis mit Schlick- und Sandwatt, die durch den steten Wechsel von Ebbe und Flut entsteht, ...
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... ist eine der ökologisch wertvollsten Regionen der Erde.
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Millionen Zugvögel rasten dort auf ihrem Weg von den arktischen Brutgebieten in die Winterquartiere in Afrika.
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Entlang der Küste von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden finden sie reichlich Wattwürmer, ...
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... Muscheln und Algen als Nahrung.
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Schon vor 40 Jahren wurde der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer am 1. Oktober 1985 gegründet. 1986 folgte der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und 1990 der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.
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Dass das Wattenmeer von "außergewöhnlichem universellem Wert" ist, erkannte auch die UN-Kulturorganisation UNESCO 2009.
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Seitdem gehört der Lebensraum nicht nur zu den drei Weltnaturerbstätten, die es hierzulande gibt.
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Es steht damit auch auf einer Liste etwa mit dem Great Barrier Reef vor der australischen Ostküste ...
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... und dem Grand Canyon in den USA.
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Um als Welterbe ausgezeichnet zu werden, muss ein Auswahlkriterium erfüllt sein.
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Das Wattenmeer punktete gleich dreimal: ...
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... Unter anderem wegen der geologischen und ökologischen Bedeutung ...
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... wurden am 26. Juni 2009 große Teile des deutschen und niederländischen Wattenmeeres in das UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen.
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2011 wurde die Liste um das Hamburgische Wattenmeer erweitert, ...
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... 2014 kam das dänische Wattenmeer hinzu.
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Mit dem Eintrag ist die Aufforderung verbunden, das Wattenmeer für heutige und künftige Generationen zu erhalten.
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Beim Schutz des Wattenmeeres arbeiten Dänemark, Deutschland und die Niederlande schon seit 1978 zusammen - allerdings ohne eine rechtlich bindende Vereinbarung.
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Die Aufnahme in die Weltnaturerbe-Liste sei von den Staaten als "Goldmedaille im Naturschutz" angesehen worden, sagt Sascha Klöpper, Exekutivsekretär des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven, das die Zusammenarbeit der Anrainer koordiniert.
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Durch den Status sei das Ansehen des Wattenmeeres gestiegen, sagt Hans-Ulrich Rösner vom Wattenmeerbüro des WWF.
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Es gebe reale Verbesserungen im Naturschutz und auch indirekte Verbesserungen.
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"Beim Weltnaturerbe ist es so, dass es moralisch schon eine sehr hohe Kategorie ist."
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Entscheidungen, die dem Wattenmeer schaden könnten, würden dadurch erschwert. Diesen Effekt könne man ganz deutlich sehen.
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Doch nun droht dem Wattenmeer ein herber Rückschlag.
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Rohstoffe wie Öl, Erdgas und Salz am Rande des Gebiets oder sogar innerhalb des Wattenmeeres zu fördern, sei nicht mit dem Welterbestatus vereinbar, machte die Welterbe-Kommission der UNESCO im September 2023 deutlich.
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Die UNESCO forderte daher die Anrainerstaaten auf, von Probebohrungen und neuen Rohstoffgewinnungen abzusehen.
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Außerdem sollten beim Bau neuer Stromleitungen für Offshore-Windparks Schutzmaßnahmen getroffen werden, mahnte die UNESCO.
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"Das war ein ziemlicher Warnschuss", findet WWF-Wattenmeerexperte Rösner.
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"Wir stehen aber vor einem Dilemma", erklärt Klöpper vom Wattenmeersekretariat.
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"Einerseits soll die Energiewende vorangetrieben werden, die ja notwendig ist, um Effekte des Klimawandels zu verlangsamen. ...
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... Das bedeutet aber auch, dass neue Strukturen geschaffen werden müssen."
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Dazu zählten etwa die Stromkabel durch das Wattenmeer. "Da wird versucht, Lösungen zu finden, dass der Einfluss auf den Naturraum so wenig wie möglich ist. Aber natürlich sind das Baustellen."
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Hoffnung macht Umweltschützern und Umweltschützerinnen, dass zumindest die deutsche Ölförderung im Wattenmeer spätestens 2041 enden wird.
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Dann läuft die Lizenz für die Bohr- und Förderinsel Mittelplate am Rand des Nationalparks Wattenmeer endgültig aus. Seit 1987 wird dort Öl in der Nordsee gefördert.
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Dänemark hat unterdessen das Vorhaben auf Eis gelegt, vor der Insel Rømø rund 450 Meter hohe Testwindräder ins Meer zu stellen.
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Im April 2025 begann jedoch der niederländische Energiekonzern One-Dyas mit der Förderung von Erdgas vor den Wattenmeerinseln Schiermonnikoog und Borkum.
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Nicht nur zahlreiche Tier- und Pflanzenarten leben von und im Wattenmeer.
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Auch für den Menschen ist es ein wichtiger Lebens- und Erholungsraum.
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Jedes Jahr kommen Tausende Touristen an die Küsten, um das Wattenmeer zu besuchen - ...
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... besonders die Insulaner wiederum leben vom Tourismus.
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Von und mit dem Wattenmeer leben auch die Krabben- und Muschelfischer.
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Die Fischerei mit Grundschleppnetzen, also Netzen, die den Meeresgrund berühren, soll in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig werden - auch im Wattenmeer.
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Das macht den Krabbenfischern Sorge und den Umweltschützern Hoffnung.
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Neben der menschlichen Nutzung der Nordsee schwebt über dem Weltnaturerbe-Titel eine menschengemachte Gefahr: ...
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... Folgen der Klimaveränderung an Land und auf See verändern zunehmend auf verschiedenen Ebenen das Ökosystem im Weltnaturerbe.
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"Das Wattenmeer verändert sich so schnell, dass es ganz anders aussieht als noch bei unseren Großeltern", sagt Christian Buschbaum, Ökologe beim Alfred-Wegener-Institut (AWI).
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Schon heute ist das Wattenmeer artenreicher als es vor 100 Jahren war. Viele Arten werden von Menschen eingeschleppt und sie fühlen sich hier wohl - auch weil das Wasser wärmer wird.
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Die Winter sind milder, die Sommer wärmer - und damit auch die Nordsee. Das Wasser hat sich bereits um zwei Grad über dem langjährigen Mittel erwärmt.
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"Die Erwärmung wirkt sich zum Beispiel auf die Lebensbedingungen für Fische, Bodenlebewesen, aber auch auf die Zugvögel und Brutvögel aus", erklärt Jannes Fröhlich, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros.
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Das Ökosystem werde sich möglicherweise nicht schnell genug anpassen können.
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Vor allem der steigende Meeresspiegel macht Expertinnen und Experten Sorgen. Wenn das Wattenmeer nicht schnell genug mitwachsen kann, droht es zu "ertrinken".
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"Bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs können, mit regionalen Unterschieden, sowohl die Wattflächen, als auch die Salzwiesen mithalten", sagt Gregor Scheiffarth vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
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Der Küstenschutz versucht schon, mit Sandaufspülungen den Meeresspiegelanstieg einigermaßen zu kompensieren.
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Doch wenn die bei Ebbe trockenfallende Wattfläche immer kleiner wird, wird das erreichbare Nahrungsangebot für die Wattenmeervögel stark abnehmen.
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Und auch Brutvögel leiden. Immer häufiger erreichen Sturmfluten Salzwiesen und Strände des Wattenmeers, Nester werden von den Fluten zerstört, Eier weggeschwemmt.
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"Vögel sind die besten Indikatoren für eine intakte Umwelt", sagt Nationalpark-Ranger Rainer Rehm.
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WWF-Experte Fröhlich ist unsicher, ob es gelingt, die Natur des Wattenmeeres an der Nordseeküste zu erhalten.
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Man brauche weiter gute Deiche, um sicher vor Sturmfluten an der Küste leben zu können, aber auch den natürlichen Küstenschutz durch Dünen, Salzwiesen und Wattflächen als Puffer gegenüber Sturmfluten. (sba/kse/dpa)
Seit 40 Jahren Nationalpark Das Wattenmeer - Sand und Natur, so weit das Auge reicht
Am 1. Oktober 1985 entscheidet sich Schleswig-Holstein, seinen Teil des Wattenmeers als Nationalpark unter Naturschutz zu stellen. Wattflächen, Salzwiesen, Priele, Sandbänke, Dünen und Sandstrände sind bis heute Lebensraum für zahlreiche, teilweise gefährdete Arten. Doch der Klimawandel sorgt für massive Veränderungen.
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