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Bei der Queen oder dem König beginnt und endet die Amtszeit eines jeden britischen Premierministers. So auch bei Boris Johnson. Der letzte Regierungschef, den Elizabeth II. verabschiedete.
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Die Umzugswagen standen jedenfalls schon vor Downing Street 10, dem Sitz des britischen Regierungschefs, um die schön und viel zu teuer renovierte Wohnung zu räumen.
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Denn eines kann man dem zurückgetretenen Alexander Boris de Pfeffel Johnson, der seinen zweiten Vornamen zum Rufnamen machte, nicht vorwerfen: dass er halbe Sachen macht.
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Immer voll drauf, immer voll rein ins Fettnäpfchen, …
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… sich ständig wendend und drehend, Aufmerksamkeit erhaschend, …
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… vor allem aber: immer so überspitzt und provokant, dass es zum Skandal reicht.
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Und immer so daneben, dass sich vor allem nicht-britische Beobachter fragen, ob das schon peinlich ist …
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… oder noch liebevoll spleenig.
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Oder eben einfach gut inszeniert.
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Aber wenden Sie ihren Blick nicht ab, sondern schauen Sie ruhig hin, …
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… auf den zweitbekannteste Blondschopf der Politik.
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Denn die politische Karriere von "BoJo" ist so vielfältig wie sein Stammbaum, der osteuropäisch-jüdische und türkische (im Bild sein Urgroßvater, der Innenminister des Osmanischen Reichs war, dann aber erschossen wurde) …
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… deutsche und natürlich britische Vorfahren aufweist und ihn zum Großneffen 6. Grades der Queen macht - sowie zum entfernten Verwandten der norwegischen, dänischen, belgischen, niederländischen und schwedischen Königshäuser.
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Ein Mann von Klasse, …
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… dem Erfolg alles bedeutet.
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So vielfältig wie seine Herkunft sind freilich auch die Ansichten Johnsons, der dafür bekannt ist, schnell mal seine Meinung zu ändern.
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Der siebenfache Vater steht für eine ganze Reihe bizarrer Auftritte, …
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… aufdringlich kumpelhafter Momente und …
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… eine ganze Menge so trotteliger wie …
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… - zugegeben - charmanter Fotos, …
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… bei denen man aber irgendwie immer das Schlimmste annehmen muss.
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Skandale und Eklats pflastern seinen Weg. Und das nicht erst als Politiker.
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Seine britische Eliteausbildung, darunter am Eton-College und in Oxford (Foto), wo er wohl jene elitäre Haltung annimmt, die er oft ausstrahlt, …
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… hält Johnson nicht davon ab, als Praktikant bei der "Times" rausgeworfen zu werden, weil er Zitate fälscht.
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Danach wird der Sohn eines EU-Parlamentariers, der in Brüssel auf eine Europäische Schule gegangen ist, EU-Korrespondent des "Daily Telegraph" - …
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… und erfindet Geschichten über absurde EU-Regularien, darunter die Einführung einer Einheitsgröße für Kondome.
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Als er danach Herausgeber des "Spectator" ist, sorgt ein Leitartikel des Blatts, der ganz Liverpool beleidigt, für einen handfesten Skandal.
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Das alles ist aber nur der Vorgeschmack auf seine politische Karriere, die wohl für immer mit dem Brexit in Verbindung stehen wird.
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Zunächst aber wird Johnson 2008 zum Bürgermeister von London gewählt - denn bei allen Skandalen, bizarren Auftritten und fehlender Moral ist eins immer klar: …
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… Bei den Wählerinnen und Wählern kommt Johnsons Art an, er trifft den richtigen Ton und erreicht Zielgruppen, die mit Politik nicht viel am Hut haben.
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Und nicht zuletzt sind seine Fettnäpfchen und bizarren Auftritte auch immer medienwirksam.
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Im Amt wird Johnson für die Förderung des Radverkehrs bekannt - er ist selbst ein begeisterter Radfahrer -, …
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… für die Einführung neuer Doppelstockbusse und …
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… das Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr sowie …
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… als Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2012, kurz nach seiner Wiederwahl (hier übernimmt er 2008 in Peking die olympische Flagge).
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Doch der Mann, der nach Aussage seiner Schwester schon als Kind "König der Welt" werden will, ist das natürlich nicht genug.
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Nachdem er schon von 2001 bis zum Amtsantritt als Bürgermeister im Unterhaus gesessen hat und Schattenminister der konservativen Opposition wurde, …
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… zieht er 2015 erneut ins Parlament ein, gerade rechtzeitig, um im folgenden Jahr vom zögerlichen zum bekanntesten Fürsprecher des Brexit zu werden.
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Kritiker werfen Johnson bereits damals vor, die Folgen des britischen EU-Austritts kleinzureden und den finanziellen Gewinn etwa für den britischen Gesundheitsdienst NHS zu übertreiben.
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Die Geschichte ist bekannt: Die Briten entscheiden sich am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union, Premier David Cameron tritt zurück und Johnson wird …
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… nicht sein Nachfolger. Überraschend tritt er gar nicht erst an. Stattdessen kommt Theresa May ins Amt und muss die schwierigen Verhandlungen mit Brüssel führen.
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Johnson wird ihr Außenminister und kann seine Chefin fortan genüsslich vor sich hertreiben.
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Denn Kompromisse will er nicht machen, er ist für einen klaren Schnitt, notfalls auch einen No-Deal-Brexit ohne Anschlussabkommen.
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Im Streit über den politischen Kurs tritt 2018 nicht nur Brexit-Minister David Davies zurück, sondern auch Johnson. Und auch May kann sich nicht mehr lange halten: …
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… Nach mehreren Niederlagen im Unterhaus, in denen ihr viele Torys die Gefolgschaft verweigern, schmeißt sie hin und macht damit Platz für …
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… Johnson, der am 24. Juli 2019 von der Queen zum britischen Premier ernannt wird.
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Was ihm zum Glück noch fehlt ist jedoch eine Mehrheit, die das politische Patt im Brexit-Streit beenden kann. Johnson zeigt erneut sein Talent für Wahlkämpfe und …
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… holt im Dezember 2019 eine satte Mehrheit für seine Torys (und verteidigt außerdem seinen Sitz gegen die Kandidaten Bobby "Elmo" Smith und Count Binface).
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Doch seine Amtszeit wird nicht nur durch die weiterhin zähen Verhandlungen mit der EU geprägt, in denen Johnson durch die Ablehnung des Nordirland-Protokolls für enorme Unruhe sorgt - …
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… auch noch nach Unterzeichnung des historischen Handelsabkommens im Dezember 2020.
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Vor allem prägt die im Frühjahr 2020 in Europa ankommende Corona-Pandemie Johnsons Jahre in Downing Street 10 (dieses Bild entstand aber schon 2016).
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Der Premier selbst infiziert sich Ende März und muss auf einer Intensivstation behandelt werden.
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Gleichzeitig fährt er einen unklaren Kurs bei den Corona-Maßnahmen, die insgesamt lockerer ausfallen als in anderen europäischen Ländern.
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Versorgungsengpässe, fehlende Arbeitskräfte und ein überfordertes Gesundheitssystem sind Probleme, mit denen sich Johnson herumschlagen muss, und die einen Schatten auf seinen Brexit-Kurs werfen.
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Hinzu kommen einige Skandale wie die teure Renovierung der Privatwohnung in Downing Street 10, die Gegenstand einer Untersuchung wird.
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Es ist der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, mit dem sich Johnson wieder profilieren kann, indem er sich ohne Kompromisse auf die Seite der Ukraine stellt.
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Nicht nur gehört Großbritannien deshalb zu den größten militärischen Unterstützern der Ukraine.
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Johnson reist auch bereits im April 2022 nach Kiew, um Präsident Wolodymyr Selenskyj zu treffen. Weitere Besuche folgen.
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Doch die außenpolitischen Achtungszeichen verhindern Johnsons Sturz nicht. Schon Ende 2021 beginnt die Partygate-Affäre, …
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… in der sich Johnson für immer mehr Verstöße gegen Corona-Auflagen rechtfertigen muss.
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Der Premier erhält sogar einen polizeilichen Strafbefehl über eine Geldstrafe und wird damit der erste Regierungschef der britischen Geschichte, der im Amt aktenkundig gegen das Gesetz verstößt.
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Zwar übersteht Johnson noch eine Vertrauensabstimmung im Parlament, doch kurz darauf bringt die Beförderung von Chris Pincher zum Mehrheitsbeschaffer der Torys im Parlament das Fass zum Überlaufen.
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Denn entgegen erster Beteuerungen weiß Johnson da bereits von Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Pincher. Vielen konservativen Abgeordneten und Ministern seines Kabinetts reicht es: Sie treten zurück und zwingen Johnson damit, …
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… am 7. Juli seinen Rücktritt als Parteichef zu verkünden. Damit endet auch seine Amtszeit als Premier, die er zumindest noch weiterführt, bis die Nachfolge feststeht.
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Allerdings gelingt es ihm nicht, seitdem skandalfrei zu bleiben: Während große Teile Großbritanniens unter Dürre und stark steigenden Preisen leiden, …
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… fährt Johnson im Sommer gleich zweimal in Urlaub, mit seiner dritten Ehefrau Carrie Symonds, die er 2021 geheiratet hatte.
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Im Sommer 2023 ist dann auch Schluss im Parlament. Johnson legt sein Mandat im Unterhaus nieder und zieht sich aus der Politik zurück - zumindest vorerst.
Zwischen Spleen und Peinlichkeit Der "König der Welt" - Boris Johnson wird 60
Am Ende stolperte er dann doch über einen Skandal. Es ist einer zu viel in der Karriere des Boris Johnson. Der ehemalige britische Premier benutzte so manche Fettnäpfchen auf seinem Weg nach oben und bewegte sich stets auf dem schmalen Grat zwischen Peinlichkeit und charmantem Spleen.
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