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Es ist der wahrscheinlich größte Kriminalfall Schwedens - und eine offene Wunde des Landes: Am 28. Februar 1986 wird Ministerpräsident Olof Palme kurz vor Mitternacht auf offener Straße von hinten erschossen. Er ist gerade auf dem Rückweg von einem Stockholmer Kino.
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Das Ehepaar Palme schaute sich an jenem Freitag die schwedische Komödie "Bröderna Mozart" (Die Brüder Mozart) an. Durch Stockholms Innenstadt spazieren sie ohne Personenschutz nach Hause. Während er das Attentat nicht überlebt, wird seine Frau durch einen Streifschuss nur leicht verletzt.
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Auf die Tat folgen die Ermittlungen, die zu den umfassendsten und teuersten der Welt zählen. Zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen präsentieren die Ermittler einen Verdächtigen. Palmes Frau Lisbeth identifiziert ihn. Er wird verurteilt - und nach einem Berufungsverfahren mangels einwandfreier Beweise wieder freigesprochen. 2004 stirbt er. Der Fall bleibt ungelöst.
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Über die Jahre verschlingen die Ermittlungen Hunderte Millionen schwedische Kronen. Rund 130 Personen gestehen den Mord und immer wieder tauchen neue Spuren, Zeugen und Hinweise auf - meistens kurz vor dem Jahrestag der Tat.
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34 Jahre später, im Sommer 2020, erklären der leitende Ermittler Hans Melander sowie Staatsanwalt Krister Petersson, dass sie den mutmaßlichen Täter ausgemacht hätten.
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Demnach soll Sig Engström den damals 59-jährigen Regierungschef erschossen haben.
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Die Spur zu Engström, von den Medien "Skandia-Mann" genannt, gilt schon seit Längerem als heiß: Er soll am Mordabend in der Nähe des Tatorts gewesen sein, Zugang zu Schusswaffen gehabt und Palmes Politik gehasst haben. Im Jahr 2000 stirbt er.
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Doch dass nun Engström als Täter genannt wird, wirft erneut ein Schlaglicht auf die teils schlampigen Ermittlungen. So soll Engström unmittelbar vor der Tat am Haupteingang der Skandia-Versicherungsgesellschaft mit Sicherheitspersonal geplaudert haben. Knapp 20 Minuten später kehrte er in das Gebäude zurück, um den Wachen zu erzählen, was auf der Straße passiert ist. Danach soll er nach Hause gegangen sein. Bei späteren Befragungen sind seine Aussagen widersprüchlich und die Ermittler rücken wieder von ihm ab.
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"Ich bin der Ansicht, dass wir so weit gekommen sind, wie man es von der Untersuchung verlangen kann", sagt nun Staatsanwalt Petersson zum Fall Palme. "Wir kommen nicht um eine Person als mutmaßlichen Täter herum, und diese Person ist Stig Engström, der sogenannte Skandia-Mann. Weil Stig Engström verstorben ist, kann ich keine Anklage gegen ihn erheben oder ihn verhören, sondern habe beschlossen, die Voruntersuchungen einzustellen."
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Damit enden die Ermittlungen zu einem Fall, der ganz Schweden schockt. Palme (hier 1980 mit der schwedischen Königin Sylvia) ist zwei Mal schwedischer Ministerpräsident. Seine erste Amtszeit beginnt 1969. Zuvor ist er Staatsrat, Verkehrs- sowie Bildungsminister.
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Seine erste Amtszeit endet 1976, als das bürgerliche Lager in Schweden eine Mehrheit erringt. Mit der Wahlniederlage enden auch 44 Jahre, in denen die Sozialdemokraten ununterbrochen regiert haben. Doch 1982 übernimmt Palme erneut das Amts des Ministerpräsidenten.
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In seiner Regierungszeit gibt er Schweden vor allem außenpolitisches Gewicht.
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Er ist ein harter Kritiker des Vietnamkrieges (hier mit US-Außenminister Henry Kissinger), vermittelt für die UN im Irak-Iran-Konflikt und bemüht sich weltweit um eine Abrüstung.
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Dadurch wird Palme auch in der DDR populär und erfährt Unterstützung - etwa durch einen staatlich inszenierten Friedenslauf 1987 in Dresden.
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Er ist auch ein gern gesehener Gast bei den sozialdemokratischen Parteien in Europa - hier 1982 mit Egon Bahr beim SPD-Parteitag in München.
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Palme (hier mit Norwegens dreimaliger Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland) gilt daheim vielen als Architekt des modernen Schweden mit seinem ausgeprägten Wohlfahrtsstaat.
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Andere aber kritisieren ihn, weil unter seiner Ägide die Steuern erhöht werden und die Gewerkschaften an Einfluss gewinnen.
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Sein Tod löst jedoch ein nationales Trauma aus. Zehntausende Menschen säumen die Straßen der Hauptstadt, als der Sarg mit Palme am 15. März 1986 zum ...
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... Adolf-Fredrik-Friedhof gebracht wird.
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Bis heute wird immer wieder seiner gedacht.
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Auch international genießt Palme wegen seiner Friedensbemühungen hohes Ansehen. Allein in Deutschland sind heute - wie in Berlin vor dem Zoologischen Garten - knapp zwei Dutzend Straßen und Plätze nach dem ermordeten Regierungschef benannt.
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Der Mord 1986, vor allem aber die jahrzehntelangen, erfolglosen Ermittlungen bleiben dennoch ein Trauma des Landes.
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Zumal er nicht das einzige Attentat auf einen Spitzenpolitiker ist: 2003 wird die damalige Außenministerin Anna Lindh (hier 1984 mit Palme) in einem Stockholmer Kaufhaus niedergestochen. Der Attentäter Mijailo Mijailovic wird zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. (jwu/dpa/rts)
Schwedens größter Kriminalfall Die Akte Olof Palme wird geschlossen
Fast dreieinhalb Jahrzehnte bemüht sich Schweden um die Aufklärung des Mordes an Ministerpräsident Olof Palme. Das Attentat vom 28. Februar 1986 ist ein nationales Trauma. Mit mehr als drei Jahrzehnten Verspätung lösen die Ermittler das Rätsel um den mutmaßlichen Täter nach eigenem Bekunden im Sommer 2020. Eine Anklage gibt es nicht.
