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Seit zweieinhalb Jahren steht Beate Zschäpe in München vor Gericht.
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In dem Prozess muss sich Zschäpe für zehn Morde, zwei Bombenanschläge und zahlreiche Banküberfälle des Nationalsozialistischen Untergrund verantworten.
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Bisher hatte die Angeklagte nur eine Antwort auf diese Vorwürfe: Schweigen.
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Umso aufmerksamer wird verfolgt, wie sie vor Gericht auftritt.
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Als sie am ersten Tag des Verfahrens am Münchener Gerichtsgebäude aus dem gepanzerten Auto steigt, sind unzählige Kameras auf sie gerichtet.
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Vor allem die Angehörigen der Opfer wollen der Frau ins Gesicht schauen, die sie für eine Haupttäterin halten.
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Vor dem Prozess hatte es geheißen, Zschäpe werden in Handschellen und Fußfesseln erscheinen, bewacht von Beamten eines Spezialeinsatzkommandos.
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Doch Zschäpe wird nicht gefesselt in den Gerichtssaal geführt.
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Am ersten Verhandlungstag trägt sie eine weiße Bluse zum dunklen Hosenanzug, dazu Absatzschuhe.
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Sie wirkt wie eine Geschäftsfrau oder eine Anwältin.
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An anderen Tagen erscheint sie in Polohemd und Pullover oder ...
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... im grauen Hosenanzug.
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Mal trägt sie die Haare offen, mal zum Zopf gebunden, doch dem Business-Look bleibt sie treu.
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Minutenlang klicken vor jedem Prozesstag die Fotoapparate, um jede Regung Zschäpes festzuhalten.
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In den Minuten unmittelbar vor Prozessbeginn spricht sie mit ihren Verteidigern. Später wird sie das nicht mehr tun.
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Den Angehörigen der Opfer wendet sie den Rücken zu.
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Viele empfinden es als Affront, wenn sie sich abwendet, die Hände in den Rücken gestützt.
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Die Anklage wirft der inzwischen 40-Jährigen Mittäterschaft bei allen Taten des NSU vor.
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Von 1998 bis zur Aufdeckung des NSU 2011 hatte Zschäpe im Untergrund gelebt.
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Vor dem Prozess kursierten nur wenige, zum Teil Jahrzehnte alte, Fahndungsbilder von ihr.
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Es gibt einige Jugendfotos von Zschäpe wie dieses, das vermutlich aus dem Jahr 1990 stammt.
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(Foto: dapd)
Einige der Bilder hat das BKA veröffentlicht, um zu ermitteln, wo sich das NSU-Trio in den 13 Jahren im Untergrund aufgehalten hat.
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Diese Bilder zeigen Zschäpe im Ostseeurlaub in den 2000er Jahren.
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Zu sehen ist eine braun gebrannte, freundliche Frau. So beschreiben sie auch frühere Nachbarn, ...
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(Foto: dpa)
... die keine Ahnung von ihrer wahren Identität hatten.
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Zschäpe im Neoprenanzug auf dem Campingplatz, vermutlich 2009.
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Es ist schwierig, im Nachhinein in den Gesichtszügen von Zschäpe und ihren inzwischen toten Begleitern Uwe Böhnhardt (rechts) und Uwe Mundlos zu lesen.
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Wüsste man nicht, dass Beate Zschäpe zum Zeitpunkt dieses Porträtbildes - ebenfalls 2009 - mit ihren Komplizen mutmaßlich bereits zehn Menschen ermordet hat, könnte man diese Frau fast sympathisch finden.
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Dieses Passfoto befand sich unter anderem auf ihrer Bahncard. Unter fremdem Namen war sie damit unterwegs.
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Nach ihrer Festnahme wirkt Zschäpe müde und ein wenig verwahrlost.
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Sie ist nach dem Tod der beiden Uwes mehrere Tage auf der Flucht, bevor sie sich stellt.
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(Foto: BKA)
Das Bundeskriminalamt dreht später mit ihr ein Video, das für Gegenüberstellungen eingesetzt wird.
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Frauen üben vor Gericht eine extra-schaurige Faszination aus, auch, ...
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... weil sie vergleichsweise selten wegen Kapitalverbrechen angeklagt sind.
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Bei Zschäpe kommt hinzu, dass sie nur selten überhaupt eine menschliche Regung zeigt. Die Verlesung der Anklage verfolgt sie, ohne dass auch nur einer ihrer Gedanken oder Gefühle zu ahnen ist.
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Auch mit ihren Mitangeklagten spricht sie nicht.
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Die bisherige Inszenierung würde zum Bild der ordentlichen Hausfrau passen, die nichts vom mörderischen Treiben ihrer "Familie" ahnte.
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Doch als sie ihre Verteidiger Wolfgang Heer, Anja Sturm und Wolfgang Stahl nicht mehr für nützlich hält, versucht sie sie knallhart loszuwerden.
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Inzwischen ist Mathias Grasel der Verteidiger ihre Vertrauens, ein Mann, dem es nach Ansicht von Prozessbeobachtern sowohl an Erfahrung als auch an Statur für ein Verfahren dieser Ausmaße mangelt.
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Trotzdem könnte er es sein, der schließlich die erste Aussage Zschäpes in diesem Prozess verliest.
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Sturm, Heer und Stahl sind nun die Alt-Verteidiger, mit denen Zschäpe nicht mehr zusammenarbeiten will und die Mandat auch lieber abgeben würden.
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Mit einer Aussage würde Zschäpe womöglich fassbarer werden.
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Viele Nebenkläger wollen deshalb extra für diesen Verhandlungstag nach München kommen.
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Sie hoffen auf ein Wort der Entschuldigung oder wenigstens darauf etwas mehr zu verstehen, warum diese Frau so gehandelt hat.
Die schweigende Angeklagte, die nun doch spricht Die vielen Gesichter der Beate Zschäpe
Nach zweieinhalb Jahren eisernem Schweigen kündigt Beate Zschäpe eine Aussage im Münchner NSU-Prozess an. Es ist wohl auch der Versuch, die Deutungshoheit über das eigene Leben zurückzugewinnen.
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