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Die Kernspaltung, das wird am Ende des Zweiten Weltkrieges mit größtmöglicher Brutalität deutlich, hat unfassbare ...
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... zerstörerische Kraft. Im Bild: die japanische Stadt Hiroshima nach dem Abwurf der ersten Atombombe durch die USA am 6. August 1945. Doch diese Kraft lässt sich auch friedlich nutzen. Die Aussicht darauf elektrisiert in den 50er Jahren die Gemüter.
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Deutschland wird Atomland. Ab 1962 gehen in Bundesrepublik und DDR 37 Kernkraftwerke ans Netz - darunter Isar II bei München, das seit 1988 Strom produziert, ...
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... und wie die Meiler Emsland (Bild) und ...
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... Neckarwestheim zu den letzten drei Atomkraftwerken gehört, die noch bis zum 15. April 2023 in Betrieb sind.
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Das Ende dieser Ära ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Ringens um die Frage, ob Atomkraft unverzichtbarer Teil des Energiemixes ist oder ein ständiges, unkalkulierbares, tödliches Spiel mit dem Feuer.
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Die Bedenken gibt es nicht erst seit der Katastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986. Doch wird die Explosion dort, ebenso wie das ...
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... Desaster von Fukushima 25 Jahre später zum stärksten Argument der Gegner.
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Dabei beginnt die Ära der Atomkraft optimistisch, ja euphorisch. Kritik gibt es nur vereinzelt, die Hoffnungen sind groß und das parteiübergreifend - im Westen wie im Osten. Kernenergie gilt als sicher, wirtschaftlich und umweltfreundlich.
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Die erste Einspeisung in der Bundesrepublik erfolgt 1961 im Versuchsatomkraftwerk Kahl (im Bild) in Bayern.
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In der DDR geht 1966 die Anlage in Rheinsberg (heute im Land Brandenburg) in Betrieb, eines von drei AKW - von denen aber nur zwei tatsächlich Strom lieferten.
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Im Westen folgen zügig Stade und ...
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... Würgassen (beide 1972) und in den 70er Jahren immer mehr. Doch es regt sich ...
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... immer stärkerer Protest - zum Beispiel in dem Dorf Wyhl bei Freiburg.
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Aus Protest gegen ein geplantes AKW besetzen Einheimische, darunter Bauern und Winzer, im Februar 1975 den Bauplatz, wenige Tage später müssen sie Polizisten, Wasserwerfern und Hundestaffeln weichen.
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Der erzwungene Frieden währt nicht lange. Nach einer Kundgebung bewegen sich 28.000 Menschen auf das mit Stacheldraht eingezäunte Gebiet zu, etliche überwinden die Absperrung.
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Erst knapp neun Monate später verlassen die letzten Demonstranten den Bauplatz wieder. 1978 gibt die Regierung das Aus für Wyhl bekannt - mangels Bedarfs.
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Bestätigt fühlen sich die Atomgegner durch einen Zwischenfall im US-Atomkraftwerk Harrisburg, wo es 1979 zu einer teilweisen Kernschmelze kommt.
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Mit Sprüchen wie "Atomkraft - Nein, Danke!" werden in den kommenden 20 Jahren zahlreiche, teils gewalttätige Demonstrationen landauf und landab starten. Eine der größten ereignete sich in Brokdorf in Schleswig-Holstein.
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Dort sehen sich Zehntausende Demonstranten den Einheiten der Polizei gegenüber. Weitere Demo-Schauplätze sind Atom-Standorte wie Wackersdorf, Kalkar oder Krümmel.
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1979 erreicht die Anti-AKW-Bewegung mit einer Demonstration in Bonn, an der 150.000 Menschen teilnehmen, einen Höhepunkt.
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Anfang 1980 gründet sich eine neue Partei - die Grünen. Sie gehen auch aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervor.
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Protest in Gorleben. Den Atomkraftgegnern geht es nicht nur um das Risiko einer Kernschmelze, sondern auch um die Endlagerfrage. Der Atommüll bleibt über Millionen von Jahren gefährlich.
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Als am 26. April 1986 der Reaktor des vierten Blocks des Kernkraftwerks Tschernobyls explodiert, bekommt die Anti-AKW-Bewegung neuen Schub.
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Im selben Jahr beschließt die SPD den langfristigen Ausstieg aus der Atomkraft. Die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP wollen dagegen an der Atomenergie festhalten.
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Es vergehen zwölf Jahre, bis 1998 die rot-grüne Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder (l.) und dem grünen Vizekanzler Joschka Fischer (M.) den Atomausstieg beschließt.
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Vom Kohleausstieg ist dagegen keine Rede - trotz miserabler CO2-Bilanz. Dabei ist der Klimawandel zumindest in Fachkreisen seit Jahrzehnten ein Thema. Aber für die SPD wäre ein Abschied von der Kohle als Partei der Bergarbeiter kein Gewinnerthema.
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Die Unionsparteien wollen den Atomausstieg dagegen rückgängig machen - allen voran die promovierte Physikerin Angela Merkel, die als Bundeskanzlerin mit dem Thema in den Wahlkampf 2009 zieht - und nach dem Wahlsieg gemeinsam mit der FDP den "Ausstieg vom Ausstieg" betreibt.
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Doch dann kommt Fukushima - nach einem Erdbeben erreicht eine Tsunami-Flutwelle das japanische Atomkraftwerk. In drei Reaktorblöcken kommt es am 11. März 2011 zu Kernschmelzen, große Mengen Radioaktivität werden freigesetzt.
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Die Welt ist geschockt und Merkel legt eine 180-Grad-Wende hin. Statt "Ausstieg aus dem Ausstieg" will sie das Kapitel Atomkraft nun doch beenden. Ende 2022 sollen die letzten Meiler vom Netz gehen.
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Billiges Gas aus Russland soll die Kernkraft ersetzen, als "Brückentechnologie", bis ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Das ist ganz nach dem Geschmack der SPD.
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Doch mittlerweile dringt die junge Generation vehement auf konsequenten Klimaschutz. Inspiriert vom Schulstreik Greta Thunbergs geht sie ...
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... 2019 unter dem Motto "Fridays for Future" zu Zehntausenden auf die Straße. Sie sind vor allem gegen Kohle-, weniger gegen Atomkraft. Und sie setzen den Klimaschutz endgültig auf die politische Agenda.
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Es stellt sich nun die Frage: War es richtig, zuerst aus der Atomkraft und erst danach aus der Kohle auszusteigen?
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Die russische Invasion am 24. Februar 2022 unterstreicht diese Frage. Infolge drohenden Gasmangels holt die neue Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP Kohlekraftwerke aus der Reserve, hält aber am Ziel des Atomausstiegs bis Jahresende fest.
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Auf Drängen der FDP und nach einem Machtwort von Kanzler Olaf Scholz wird die Laufzeit der drei verbliebenen Atomkraftwerke noch einmal verlängert - bis zum 15. April 2023. In dieser Lage könne man auf keine Energie verzichten, sagt FDP-Chef Lindner.
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Dabei bleibt es. Am Ende dieser Ära tragen die drei letzten deutschen AKW noch etwa sechs Prozent zum deutschen Strommix bei. Zwischen 1961 und Ende 2021 wurden 5560 Milliarden Kilowattstunden Strom in deutschen AKW produziert.
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(Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp)
Die Zukunft sieht so aus. Wind- und Solarkraft sollen in den kommenden Jahren kräftig ausgebaut werden und eine neue Ära sauberen, klimafreundlichen Stroms ermöglichen.(vpe)
Jubel, Protest und neue Zweifel Ende einer Ära: Atomkraft in Deutschland
Die Atomkraft erlebt in Deutschland eine wechselvolle Geschichte. Sie erstreckt sich von anfänglicher Euphorie zu Protesten der 70er und 80er Jahre, ist von größten anzunehmenden Unfällen geprägt und erlebt bis zu ihrem Ende neue Zweifel am Ausstieg. Ein Rückblick in Bildern auf fast 70 Jahre.
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