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Henry Kissinger ist vielleicht der berühmteste Diplomat in der Geschichte der USA.Bild 1 von 37 | Foto: AP
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Lange nachdem sich der Deutschamerikaner aus der Politik zurückgezogen hat, suchten Spitzenpolitiker noch seinen Rat. Und noch heute teilt Kissinger gern seine Meinung zu unterschiedlichen internationalen Themen mit der Welt.Bild 2 von 37 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
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Zugleich ist der ehemalige US-Außenminister eine kontroverse Figur. Loben ihnen die einen als brillanten Realpolitiker mit Verhandlungsgeschick, sehen ihn andere als skrupellosen Machtmenschen - ja gar als Kriegsverbrecher.Bild 3 von 37 | Foto: picture alliance / AP Images
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Kissinger kam am 27. Mai 1923 als Heinz Alfred Kissinger im mittelfränkischen Fürth zur Welt, an diesem Samstag wird er 100 Jahre alt.Bild 4 von 37 | Foto: picture alliance / dpa
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Er ist der Sohn eines deutsch-jüdischen Ehepaares. 1938 flieht die Familie vor den Nazis in die USA. Als Jugendlicher lebt Kissinger in New York. Es heißt, er sei damals so schüchtern gewesen, dass er kaum sprach.Bild 5 von 37 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
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Das könnte erklären, warum Kissinger bis heute einen deutschen Akzent hat. Nach seiner Einbürgerung wird er 1943 zum Militärdienst eingezogen, kämpft in den Ardennen und arbeitet dann in Deutschland für die Spionageabwehr der USA.Bild 6 von 37 | Foto: AP
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Nach seiner Rückkehr studiert er mithilfe von Stipendien an der Elite-Universität Harvard Politikwissenschaften und promoviert 1954. In den Folgejahren lehrt er an der Uni und macht sich als Spezialist für internationale Politik einen Namen.Bild 7 von 37 | Foto: picture-alliance/ dpa
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1969 holt ihn der republikanische Präsident Richard Nixon als Sicherheitsberater ins Weiße Haus. Später wird Kissinger zudem Außenminister und bleibt dies auch unter Nixons Nachfolger Gerald Ford.Bild 8 von 37 | Foto: AP
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Kissinger prägt die sogenannte Pendeldiplomatie - er reist zwischen Hauptstädten hin und her und verhandelt zwischen Konfliktparteien.Bild 9 von 37 | Foto: AP
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Als Außenminister wird er eine Art Berühmtheit, bekannt für Machtbewusstsein und Frauengeschichten.Bild 10 von 37 | Foto: AP
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Kissinger hat viele Erfolge vorzuweisen. Er sucht Entspannung mit China und der Sowjetunion, stiftet Frieden in Nahost, bemüht sich um Abrüstung. So fädelt er in Geheimgesprächen in der damaligen UdSSR das erste Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung (SALT I) ein.Bild 11 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Außerdem handelt er 1973/74 das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus.Bild 12 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Für viele gilt Kissinger bis heute als außenpolitisches Genie. - Das ist die eine Seite der Geschichte.Bild 13 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Kritiker sehen in ihm allerdings einen Machtpolitiker ohne Moral, der auch Diktaturen unterstützt, solange es seinen Interessen nutzt. Dabei, so der Vorwurf, habe der Zweck die Mittel geheiligt.Bild 14 von 37 | Foto: AP
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Zunehmend gilt Kissinger als selbstherrlich und verschlossen. In einem Interview aus dem Jahr 1972 vergleicht er sich mit einem Cowboy, der allein voranreitet und die Kolonne anführt. Später bereut er diese Worte.Bild 15 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Neben den außenpolitischen Erfolgen gibt es eine ganze Liste an Kriegen und Krisen, in denen Kissinger eine mindestens zweifelhafte Rolle spielt. Da ist zum einen der Vietnamkrieg: Kissinger soll 1968 einen nahen Friedensschluss verhindert haben, um Nixon zum Wahlsieg zu verhelfen.Bild 16 von 37 | Foto: AP
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1973 münden seine jahrelangen Geheimverhandlungen mit dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho schließlich in einen Friedensvertrag. Beiden wird der Friedensnobelpreis zugesprochen - obwohl der Krieg noch bis 1975 weitergeht.Bild 17 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Kissinger nimmt den Preis an, Le Duc Tho nicht.Bild 18 von 37 | Foto: picture-alliance / dpa
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Umstritten ist, welche Rolle Kissinger konkret bei der geheimen Bombardierung Kambodschas während des Vietnamkriegs spielt. Kritiker werfen ihm vor, dass die Folgen seines Vorgehens den Roten Khmer in dem Land in Südostasien zur Macht verholfen haben.Bild 19 von 37 | Foto: AP
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Auch die Unterstützung der blutigen Invasion Indonesiens in Osttimor 1975 ist ein dunkler Fleck in Kissingers außenpolitischer Karriere.Bild 20 von 37 | Foto: AP
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Zusammen mit dem US-Geheimdienst CIA soll Kissinger 1973 außerdem in den blutigen Putsch von General Augusto Pinochet gegen Chiles gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende verstrickt sein.Bild 21 von 37 | Foto: Associated Press
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Kissinger erhält Vorladungen von Gerichten in verschiedenen Ländern, erscheint aber nie. Von den Vorwürfen gegen ihn will er bis heute nichts wissen.Bild 22 von 37 | Foto: dpa
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Auf die Kritik - und speziell Kambodscha - angesprochen, reagiert er in einem Interview für das US-Fernsehen ungehalten. Das Thema der Sendung sei doch, dass er 100 Jahre alt werde, schimpft er, …Bild 23 von 37 | Foto: AP
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… und nun komme man mit einer 60 Jahre alten Sache um die Ecke. Die jüngere Generation, die ihn verurteilt, stellt er als ignorant dar.Bild 24 von 37 | Foto: AP
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Nach Nixons Rücktritt bleibt Kissinger Außenminister unter Präsident Ford, ...Bild 25 von 37 | Foto: picture alliance / Vladimir Musaelyan/TASS
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... die politische Bühne verlässt er dann nach dem Amtsantritt des demokratischen Präsidenten Jimmy Carter 1977.Bild 26 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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Doch der Rückzug aus der aktiven Politik bedeutet für Kissinger nicht, sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Er gründet eine Beraterfirma, schreibt Bücher …Bild 27 von 37 | Foto: ASSOCIATED PRESS
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… und ist trotz seines hohen Alters bis heute ein gefragter Redner, wenn es um außenpolitische Einschätzungen geht.Bild 28 von 37 | Foto: AP
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Mittlerweile ist Kissinger schwerhörig und auf einem Auge blind. Er hat mehrere Herzoperationen hinter sich.Bild 29 von 37 | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
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Auch im russischen Krieg gegen die Ukraine fand sein Wort Beachtung - zumal er bis heute als einer der prominentesten Vertreter der "Realpolitik" gilt - was auch immer das genau ist.Bild 30 von 37 | Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
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Wie viele andere westliche Politiker (miss)verstand Kissinger die Ukraine lange als Land im Spannungsfeld zwischen dem Westen und Russland. Er forderte 2014 in der "Washington Post", das Land solle sich als "Brücke" verstehen.Bild 31 von 37 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
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Russland müsse einsehen, dass die Ukraine kein Satellitenstaat sei, aber der Westen müsse auch verstehen, dass die Ukraine "für Russland nie einfach ein fremdes Land sein kann". Damit akzeptierte Kissinger letztlich den Anspruch Russlands auf ein souveränes Land.Bild 32 von 37 | Foto: AP
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Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine warb Kissinger zunächst für eine Rückkehr zum Status quo, bei dem die Krim und der zuvor russisch okkupierte Teil des Donbass praktisch als russisch anerkannt worden wäre. Das war im Mai 2022 - also nach den Gräueln von Butscha, Irpin und anderen Orten.Bild 33 von 37 | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
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Für diese Positionierung gab es harsche Kritik, vor allem aus der Ukraine selbst. Die zentrale Frage an Kissinger war: Wie um alles in der Welt soll Russland dazu bewegt werden, sich auf diese Grenzen zurückzuziehen?Bild 34 von 37 | Foto: picture alliance/dpa/Sächsische Staatskanzlei
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Wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag warb er in einem Interview mit dem "Economist" dafür, die Ukraine nach dem Krieg in die NATO aufzunehmen - eine deutliche Abkehr von seiner ursprünglichen Position.Bild 35 von 37 | Foto: picture alliance/dpa
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An seiner Annahme, dass der Krieg mit einer Rückkehr zum Status quo enden werde, hielt Kissinger fest. Aber zugleich deutete er an, dass er mit Gebietsverlusten durch Russland rechnet: "Wenn der Krieg so endet, wie er wahrscheinlich enden wird, und Russland viele seiner Gewinne verliert, aber Sewastopol (die größte Stadt der Krim) behält, haben wir vielleicht ein unzufriedenes Russland, aber auch eine unzufriedene Ukraine - mit anderen Worten, ein Gleichgewicht der Unzufriedenheit", sagte er.Bild 36 von 37 | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency
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"Ich möchte, dass Russland viel von dem aufgibt, was es 2014 erobert hat, und es ist nicht meine Aufgabe, ein Friedensabkommen auszuhandeln." (hvo)Bild 37 von 37 | Foto: picture alliance / Kyodo

100 Jahre Henry KissingerFriedensnobelpreisträger und Machtpolitiker ohne Moral

27.05.2023, 07:22 Uhr

Einhundert Jahre alt wird Henry Kissinger an diesem Samstag. Geboren in Fürth, wird er im Kalten Krieg einer der einflussreichsten US-Diplomaten - und ist bis heute eine kontroverse Figur.