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Die Uni kann warten, entscheidet der junge Berliner Fotograf Fljora Stasch nach dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.
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Die Uni kann warten, entscheidet der junge Berliner Fotograf Fljora Stasch nach dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Im April 2023 fährt der damals 22-Jährige an die Front in den Donbass.
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Im April 2023 fährt der damals 22-Jährige an die Front in den Donbass.

Dort schließt er sich der internationalen Hilfsorganisation "Road to Relief" an. Zusammen mit anderen Freiwilligen verteilt er humanitäre Hilfslieferungen und evakuiert Menschen aus den ständig beschossenen Dörfern.
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Dort schließt er sich der internationalen Hilfsorganisation "Road to Relief" an. Zusammen mit anderen Freiwilligen verteilt er humanitäre Hilfslieferungen und evakuiert Menschen aus den ständig beschossenen Dörfern.

Immer mit dabei: seine Analogkameras. In den Ruinen der Häuser und in kalten Kellern begegnet Fljora immer wieder älteren Menschen, die ihre Heimat trotz allem nicht verlassen wollen.
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Immer mit dabei: seine Analogkameras. In den Ruinen der Häuser und in kalten Kellern begegnet Fljora immer wieder älteren Menschen, die ihre Heimat trotz allem nicht verlassen wollen.

Bei diesen Begegnungen entstehen eindrucksvolle Bilder, die dramatische Geschichten erzählen - voller Leid, aber auch Humor und Hoffnung.
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Bei diesen Begegnungen entstehen eindrucksvolle Bilder, die dramatische Geschichten erzählen - voller Leid, aber auch Humor und Hoffnung.

Im ntv.de-Interview erzählt Fljora von Oleksandr. Er sei "ein warmherzig lustiger Mann mit unglaublich schwerem Schicksal", sagt er. "Es heißt, Eltern sollten ihre Kinder nicht beerdigen müssen, aber Oleksandr muss dafür kämpfen, seinen Sohn überhaupt beerdigen zu können."
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Im ntv.de-Interview erzählt Fljora von Oleksandr. Er sei "ein warmherzig lustiger Mann mit unglaublich schwerem Schicksal", sagt er. "Es heißt, Eltern sollten ihre Kinder nicht beerdigen müssen, aber Oleksandr muss dafür kämpfen, seinen Sohn überhaupt beerdigen zu können."

Er wurde von den Russen entführt. Nach zwei Monaten erfuhr Oleksandr, dass sein Sohn in einem Schützengraben hingerichtet wurde. Um den Leichnam abzuholen, braucht er eine spezielle Genehmigung, doch sein erster Antrag wurde abgelehnt.
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Er wurde von den Russen entführt. Nach zwei Monaten erfuhr Oleksandr, dass sein Sohn in einem Schützengraben hingerichtet wurde. Um den Leichnam abzuholen, braucht er eine spezielle Genehmigung, doch sein erster Antrag wurde abgelehnt.

Auf seinem Grundstück stecken noch hier und da Raketen im Boden. "Die Russen hätten sein Plumpsklo, das im Garten stand, in die Luft gejagt, erzählte er lachend. Monatelang musste er zu Nachbarn gehen, wenn er mal auf die Toilette wollte", sagt Fljora.
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Auf seinem Grundstück stecken noch hier und da Raketen im Boden. "Die Russen hätten sein Plumpsklo, das im Garten stand, in die Luft gejagt, erzählte er lachend. Monatelang musste er zu Nachbarn gehen, wenn er mal auf die Toilette wollte", sagt Fljora.

Vera lebt in einem Dorf in der Region Charkiw. Explosionen sind für sie längst Alltag geworden. Die meisten Nachbarn sind lange fort. Vera kann und will nicht weg, sie ist 98 Jahre alt und sagt, eigentlich wäre sie froh darüber, wenn es mit ihr einfach aus wäre.
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Vera lebt in einem Dorf in der Region Charkiw. Explosionen sind für sie längst Alltag geworden. Die meisten Nachbarn sind lange fort. Vera kann und will nicht weg, sie ist 98 Jahre alt und sagt, eigentlich wäre sie froh darüber, wenn es mit ihr einfach aus wäre.

Sie hat niemanden. Ihre Nachbarn haben sich in letzter Zeit um sie gekümmert, aber sie wollen auch nicht mehr bleiben.
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Sie hat niemanden. Ihre Nachbarn haben sich in letzter Zeit um sie gekümmert, aber sie wollen auch nicht mehr bleiben.

Vladimir lebt in einem kleinen Schuppen aus Metallplatten auf einem Feld, im Nirgendwo zwischen Kramatorsk und Slowjansk.
11 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Vladimir lebt in einem kleinen Schuppen aus Metallplatten auf einem Feld, im Nirgendwo zwischen Kramatorsk und Slowjansk.

Vladimirs Zuhause (rechts im Bild) ist zwei mal drei Meter klein und ist nicht an Heizungs- oder Gasnetz angeschlossen.
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Vladimirs Zuhause (rechts im Bild) ist zwei mal drei Meter klein und ist nicht an Heizungs- oder Gasnetz angeschlossen.

Sein Essen bereitet Vladimir draußen auf einem selbstgebastelten Ofen aus Ziegelsteinen zu. Dort erledigt er auch seinen Abwasch in Eimern gefüllt mit Regenwasser oder aus einem See in der Nähe.
13 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Sein Essen bereitet Vladimir draußen auf einem selbstgebastelten Ofen aus Ziegelsteinen zu. Dort erledigt er auch seinen Abwasch in Eimern gefüllt mit Regenwasser oder aus einem See in der Nähe.

In Siwersk spielt sich das Leben seit zwei Jahren in Kellern ab. "In einem dunklen Raum ohne Fenster und Frischluft leben knapp zehn ältere Frauen und ein paar Männer nebeneinander, zusammen mit Ratten und Mäusen", erinnert sich Stasch an einen Besuch in der Stadt.
14 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

In Siwersk spielt sich das Leben seit zwei Jahren in Kellern ab. "In einem dunklen Raum ohne Fenster und Frischluft leben knapp zehn ältere Frauen und ein paar Männer nebeneinander, zusammen mit Ratten und Mäusen", erinnert sich Stasch an einen Besuch in der Stadt.

"Leben kann man das nicht nennen, wir existieren", soll ihm eine der Frauen gesagt haben. Mit der kleinen Rente können sie es sich nicht leisten, in den Westen der Ukraine zu ziehen. "Nirgendwo braucht man uns", erklärten sie Stasch.
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"Leben kann man das nicht nennen, wir existieren", soll ihm eine der Frauen gesagt haben. Mit der kleinen Rente können sie es sich nicht leisten, in den Westen der Ukraine zu ziehen. "Nirgendwo braucht man uns", erklärten sie Stasch.

Auch Sergej lebt in einem feuchten Keller ohne Strom, Wasser und Heizung. Trotzdem "bot er uns zu essen an und bestand darauf, dass wir mit ihm seinen selbst gemachten Schnaps trinken", erinnert sich Stasch.
16 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Auch Sergej lebt in einem feuchten Keller ohne Strom, Wasser und Heizung. Trotzdem "bot er uns zu essen an und bestand darauf, dass wir mit ihm seinen selbst gemachten Schnaps trinken", erinnert sich Stasch.

Einige der Fotos zeigen freiwillige Helfer während ihrer Missionen (hier im Bild) oder auch ukrainische Soldaten.
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Einige der Fotos zeigen freiwillige Helfer während ihrer Missionen (hier im Bild) oder auch ukrainische Soldaten.

Da "Road to Relief", die Organisation, mit der Fljora zusammengearbeitet hatte, auch medizinisches Personal hatte, hatte sie auch teilweise ukrainische Soldaten ausgebildet.
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Da "Road to Relief", die Organisation, mit der Fljora zusammengearbeitet hatte, auch medizinisches Personal hatte, hatte sie auch teilweise ukrainische Soldaten ausgebildet.

"Einige der Fotos sind bei einer solchen Übung an einem geheimen Ort entstanden", sagt Fljora im ntv.de-Interview.
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"Einige der Fotos sind bei einer solchen Übung an einem geheimen Ort entstanden", sagt Fljora im ntv.de-Interview.

"Mir wurde ein Punkt auf der Karte gezeigt, wo wir hinfahren sollten. Wir mussten in den Flugmodus gehen und die Handys ausschalten …
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"Mir wurde ein Punkt auf der Karte gezeigt, wo wir hinfahren sollten. Wir mussten in den Flugmodus gehen und die Handys ausschalten …

… vor Ort mussten wir darauf achten, was wir fotografieren. Verständlicherweise soll nicht rauskommen, wo der Ort ist, weil er dann beschossen wird."
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… vor Ort mussten wir darauf achten, was wir fotografieren. Verständlicherweise soll nicht rauskommen, wo der Ort ist, weil er dann beschossen wird."

An dem geheimen Ort gab es auch einen Schießplatz.
22 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

An dem geheimen Ort gab es auch einen Schießplatz.

Dort lernte Fljora den ukrainischen Soldaten Artjom kennen (im Bild). Der Fotograf chattete später immer wieder mit ihm, auch als Artjom an der Front im Einsatz war.
23 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Dort lernte Fljora den ukrainischen Soldaten Artjom kennen (im Bild). Der Fotograf chattete später immer wieder mit ihm, auch als Artjom an der Front im Einsatz war.

"Und irgendwann antwortete er nicht mehr", sagt Fljora.
24 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

"Und irgendwann antwortete er nicht mehr", sagt Fljora.

"Dann vergehen Monate ohne Antwort, und schließlich kriegt man eine Benachrichtigung, dass diese Nummer nicht mehr existiert."
25 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

"Dann vergehen Monate ohne Antwort, und schließlich kriegt man eine Benachrichtigung, dass diese Nummer nicht mehr existiert."

Im Kriegsgebiet hat allerdings nicht jeder Zeit und Lust, mit einem deutschen Fotografen zu sprechen.
26 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Im Kriegsgebiet hat allerdings nicht jeder Zeit und Lust, mit einem deutschen Fotografen zu sprechen.

Diese zwei Soldaten etwa - einer davon "sieht wie Rambo aus" - mussten schnell wieder los, nachdem Fljora sie an einer Straße im Donbass fotografiert hatte. "Auf dem Foto sieht man das nicht, aber seine Sonnenbrille ist eigentlich pink. Wilder Typ", lacht Stasch. (uzh)
27 / 27 (Foto: Fljora Stasch)

Diese zwei Soldaten etwa - einer davon "sieht wie Rambo aus" - mussten schnell wieder los, nachdem Fljora sie an einer Straße im Donbass fotografiert hatte. "Auf dem Foto sieht man das nicht, aber seine Sonnenbrille ist eigentlich pink. Wilder Typ", lacht Stasch. (uzh)

Mittwoch, 01. Mai 2024

Front-Fotos von Fljora Stasch Von wilden Typen und Kellermenschen: Unterwegs im Donbass

Drei Monate lang lebt der junge Berliner Fotograf Fljora Stasch an der Frontlinie in der Ukraine. In verlassenen Dörfern begegnet er älteren Menschen, die nicht fliehen wollen - oder können. Dabei entstehen eindrucksvolle Bilder, die dramatische Geschichten erzählen - voller Leid, aber auch Humor und Hoffnung.
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