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Drei Modelabel, drei Welten: Klaus Unrath kam mit Vivienne Westwood nach Berlin.
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JR Sewing half mit T-Shirts beim Wahlkampf in Neukölln mit.
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Und Morten Naumann ist auf "Hüftgold" spezialisiert.
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Gehen Sie mit uns auf einen Streifzug durch die Modestadt Berlin, denn hier kann man ...
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... in Jogginghose zum Bäcker gehen, ...
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... aber auch zur Vernissage.
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Berliner mögen bei der Garderobe den Freistil.
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Doch Mode ist in der Hauptstadt längst nicht mehr nur lässige Nebensache, sondern zum Wirtschaftsfaktor geworden.
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Ein Pulli lässt sich nicht brennen, man muss ihn kaufen: Verglichen mit Musik ist mit Mode also noch gutes Geld zu verdienen.
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Zwischen 600 und 800 Designer soll es in der Stadt geben.
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Vom Mittwoch bis zum Wochenende ist wieder Fashion Week - ein Anlass für einen Streifzug durch die Berliner Modeszene.
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Wir beginnen bei Unrath & Strano am Gendarmenmarkt, ...
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... an einem der edelsten Plätze Berlins.
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Felix (7, im Bild allerdings Max) ist kurz ausgebüxt und hebt sein Bein vor einer Boutique am Gendarmenmarkt.
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Designer Klaus Unrath (rechts, mit Ivan Strano) ruft den Terrier zurück in den Laden und ist wieder beim Thema: Berlin als Modestadt.
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Der Designer ist dünn geworden. Er hat 16 Kilo abgenommen und so eine Wette gewonnen.
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Sonst hätte er sich auf dem roten Teppich als Schokoriegel zeigen müssen.
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Die Glamourwelt: Damit ist das 2002 gegründete Label Unrath & Strano groß geworden, denn früher gab es in Berlin nur wenige Adressen für das kleine Schwarze oder die Robe für den Bundespresseball.
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Katarina Witt, Barbara Schöneberger und Minu Barati-Fischer (im Bild) sind Kundinnen.
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Prominente haben das Label bekannt gemacht.
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Klaus Unrath und sein Partner Ivan Strano lernten sich in London bei der Mode-Ikone Vivienne Westwood kennen.
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Unrath kam mit Westwood als Dozent an die Berliner Universität der Künste.
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"Sie hat mich geprägt, weil sie eine Frau ist, die macht, was sie will." Sein Credo: Das Rad nicht neu erfinden, sondern das Bestehende modern umsetzen.
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Zur Palette von Unrath & Strano gehören neben funkelnder Abendmode Blusen und Hosen. "Wir haben uns ziemlich vom Abendkleid entfernt", sagt Unrath.
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Bestseller sind Kleider, die frau auch tagsüber tragen kann, ...
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.. schlicht und elegant, mit Schleifenkragen. "Kelly" und "Angie" heißen die Modelle.
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Sie kosten 890 Euro; Anwältinnen-Niveau, aber kein Fantasiepreis.
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Weibliche Kundschaft ist für ein bisschen Stretch dankbar. Die Größen reichen bis 44.
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2008 sahen sich Unrath & Strano durch einen Investor in arge Schieflage gebracht, auch andere Label gerieten in die Schlagzeilen. Die Designer mussten sich mit Direktaufträgen über Wasser halten.
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"Gott sei Dank haben unsere Freunde und die Promis uns die Stange gehalten." Der "Flagship Store" öffnete im September, das Comeback ist geschafft. Das Duo ist jetzt ein Trio: Mit Elna-Margret zu Bentheim ist eine neue Investorin an Bord, das ist Klaus Unrath wichtig. Jetzt steht die dritte FashionWeek nach dem Neustart an.
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Unten im Atelier, zwischen Schneiderpuppen, Schnittmustern und Stoffbergen, erzählt der Designer, dass ein Modeklischee auf ihn zutrifft: Er hat früher mit seinen Schwestern mit Barbie-Puppen gespielt.
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Und er nähte als Kind Mode aus Waschlappen.
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Seine Mutter hat früh an ihn geglaubt und war so mutig, seine ersten Entwürfe zu tragen. Zum Beispiel Generalsjacken mit Quasten, wie sich Klaus Unrath erinnert. "Was die Frau sich getraut hat!"
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Ortswechsel: Neukölln. Streetwear gibt es bei JR Sewing in Neukölln, das sich vom Brennpunkt- zum Szene-Viertel gemausert hat.
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Nachbarn des Ladens in der Hobrechtstraße sind ein Hostel und ein Cowork-Space, ...
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... wo sich die Laptop-Kreativen Arbeitsplätze mieten können.
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Junge Männer fallen hier auf, wenn sie nicht Buddy-Holly-Brille, Röhrenhose und Mode-Vollbart tragen.
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JR Sewing verkauft typische Berliner Streetwear. Auf 20 Quadratmetern Altbau bieten mehrere Designer ihre Kreationen an: Berlin-T-Shirts. Ohrringe mit Mini-Kassetten. Stoffbeutel mit dem Slogan "Grüngänger leben länger". Designerin Jana Reiche, die Frau hinter JR Sewing, trägt einen ihrer Kapuzenpullis mit dem Spruch "Is mir egal, ich lass das jetzt so."
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Den bisher besten Einfall hatte die Berlinerin zusammen mit ihrer Kollegin Nina Leonhard. Sie verdanken ihn den Worten von Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky: "Wo Neukölln ist, ist vorn - und sollten wir mal hinten sein, dann ist eben hinten vorn!"
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Das brachte sie dazu, "The Big Buschkowsky" ein T-Shirt zu widmen. Der SPD-Politiker machte sogar Wahlkampf damit.
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Martin Mai verkauft im Laden T-Shirts mit Siebdruck. Und er hat sich bei einer Party ein Bier ("Profanbier") ausgedacht - noch bevor es überhaupt gebraut wurde.
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"Wir haben damals behauptet, es kommt aus England." Jetzt gibt es das Bier wirklich. Mai holt stolz zwei Flaschen aus dem Lager.
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Von Mode zu leben, ist für die Jungkreativen nicht leicht, vieles läuft über das Internet. "Jeder hat noch irgendeinen Job", hat Jana Reiche beobachtet. Das "Bitte klingeln"-Schild hängt an der Tür, wenn die Designerinnen nebenan T-Shirts versandfertig machen oder Buttons selbst pressen.
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Abschließen ist keine schlechte Idee - in der Gegend wird geklaut, wenn keiner im Laden steht.
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Über den Hype um Neukölln jammern, das machen die Drei nicht mit. "Wir freuen uns, wenn Touristen kommen", sagt Nina Leonhard.
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Und was braucht man nächste Saison unbedingt? "Stil", lautet da die Antwort.
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Nur einen Katzensprung entfernt: Unser Liebling, Kreuzberg.
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Auch Morten Naumann ist so ein unabhängiger Kopf. Er ist Kreativdirektor von Hüftgold, einem Label, das sich auf Tücher, Schals und Gürtel spezialisiert hat. Begonnen haben Naumann und sein Kompagnon Dirk Bommersheim im Jahr 2003 mit Lederarmbändern.
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Ein Freund kam bei einem Konzert in Köln auf den Namen - es war ein Zufall. Die Marktlücke war da: "Da gab es noch kaum junge, moderne Anbieter für Gürtel." Und auch der Indoor-Schal für Männer war noch neu.
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Hüftgold hat sich kontinuierlich entwickelt. 2006 zog das Label aus Köln nach Berlin in eine luftige Fabriketage in Kreuzberg. "Wir wollten einfach dieses Abenteuer miterleben", sagt Naumann zum Standort-Wahl.
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Berlin habe sich zur kreativen Metropole entwickelt. "Ich bin froh, angekommen zu sein."
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Wer meckert, dass Berlin bald nicht mehr cool ist, dem hält Naumann entgegen: In London und Paris sei es viel schwerer, sich zu etablieren.
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Sein Vater war Damenschneider. "Das hat mich sehr geprägt." Und der Vater sei immer sein Vorbild gewesen, nicht Stars wie Lagerfeld und Joop.
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Vier Kollektionen entwickeln die 15 Angestellten heute im Jahr und beliefern 350 Einzelhändler, darunter das KaDeWe in Berlin und das Alsterhaus in Hamburg.
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Die Ledergürtel kommen aus Italien, die Tücher werden in Indien produziert. Die Themen der Kollektion für den Herbst/Winter 2012: Pop Art, Circus, King Kong.
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Das bleibende Markenzeichen von Hüftgold ist aber simpel: schlichter Gürtel und einfarbiges Tuch, farblich passend. Das Label macht nicht jede Mode mit. "Wir suchen nicht nach Trends."
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Was sich beobachten lässt: Bei Männern sind die Gürtel schmaler geworden. Wie bei Naumann, der einen "Dreier", also ein drei Zentimeter breites Modell trägt. Klamotten sind ihm selbst nicht so wichtig. "Ich nehme das nicht wirklich ernst." Selbst wenn jemand eine Handytasche am Gürtel trägt: "Ich fände den Mann deswegen nicht doof." Vorschriften liegen Naumann nicht. "So ein Modediktat aufzustellen fällt mir schwer." Das passt zur Freistilstadt Berlin. (dpa)
Die Berliner und die Mode Fashion for one week
So, jetzt zum letzten Mal, für alle, die es immer noch nicht kapiert haben und Mode nur in Mailand, Paris oder New York vermuten: In Berlin, der Hauptstadt aller Deutschen und auch aller Modemuffel, findet zum 13. Mal eine Fashion Week statt.
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