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Viele haben ihn für den letzten großen Modeschöpfer mit unverkennbarem Stil gehalten: lässig, edel und schlicht.
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Giorgio Armani hat das Sakko neu erfunden und ermöglichte es, dass man zum Anzug T-Shirt tragen kann - ...
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... was er bis zuletzt selbst noch vorgemacht hat, vorzugsweise in Blau.
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Jetzt ist Armani im Alter von 91 Jahren gestorben.
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Im Unterschied zu vielen sonstigen Größen seiner Branche war Armani nie in Paris zu Hause, sondern immer in Mailand.
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In der Via Borgonuovo, einer überaus eleganten Straße, gehörten ihm mehrere Gebäude. Der Firmensitz ist ein Palast aus dem Jahr 1662.
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Neue Kollektionen zeigt er auch im Keller seines Wohnhauses. Viermal pro Jahr Mailand, zweimal Herren-, zweimal Damenmode, dazu noch zweimal pro Jahr Paris.
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Geboren wurde der "Principe della Moda" (zu deutsch: Fürst der Mode"), wie sie ihn zu Hause nannten, nicht in Mailand, sondern eine Autostunde weiter, ...
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... in der Kleinstadt Piacenza, als zweites Kind einer Hausfrau und eines Speditionskaufmanns.
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Die Mutter legte Wert auf Kleidung, auch in den Kriegsjahren.
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Aber den größeren Einfluss in Sachen Mode hatte wohl der Großvater, der als Maskenbildner und Perückenmacher beim städtischen Theater sein Geld verdiente.
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Eines der wenigen Male, die man Armani in den letzten Jahren nicht einfach nur in Hose plus Pulli oder T-Shirt und vielleicht noch Sakko zu sehen bekam, war, als ihn die Universität seiner Heimatstadt zum Ehrendoktor machte: ...
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... Er trug Talar und Schärpe, wie es sich zum Doktorhut gehört. In seiner Dankesrede sagte er: "Diese Arbeit ist für mich das Leben, ein ständiger Akt der Liebe."
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Fast wäre aus Armani sogar ein echter Doktor geworden. Nach dem Abitur studierte er zwei Jahre lang Medizin. Beim Militärdienst in einem Hospital merkte er, dass das nicht seine Welt war.
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Eine Freundin vermittelte ihn zur Kaufhauskette "La Rinascente", wo er als Schaufensterdekorateur begann, dann Einkäufer wurde.
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So lernte er 1964 den Altmeister der italienischen Herrenmode kennen, Nino Cerruti. Ohne je den Beruf erlernt zu haben, machte er bei Cerruti seine ersten eigenen Entwürfe. Dann trennten sich die Wege.
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Später soll Cerruti einmal über Armani gesagt haben: "Armanis Talent hätte auch ein Blinder entdeckt."
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Mitte der 1970er Jahre gründete Armani mit seinem Lebensgefährten Sergio Galeotti dann eine eigene Firma: die Giorgio Armani SpA.
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Galotti soll Armani damals überredet haben, seinen VW Beetle zu verkaufen und mit dem Erlös ein paar Mitarbeiter einzustellen und ein Büro in Mailand zu mieten.
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Das war die Keimzelle eines Konzerns, der heute viele Milliarden wert ist: Das Geld kam anfangs durch Mode herein, dann auch durch Kosmetik, Uhren, Schmuck und Hotels.
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Die Aufteilung zwischen dem Liebes- und Geschäftspaar war klar: Während Armani der kreative Kopf war, kümmerte sich Galeotti um die Zahlen.
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Seit Galeotti im Jahr 1985 an Aids gestorben ist, gehört das Unternehmen nur Armani. Er lebte, soviel man weiß, seither auch allein.
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"Alle erwarteten, dass ich untergehe", soll Armani einst nach dem Tod seines Partners gesagt haben. Doch es kam anders.
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Rund um den Globus gehören zum Konzern heute 9250 Beschäftigte, mehr als 2000 Geschäfte, oft in besten Lagen, mit einem Jahresumsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro.
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An die Börse ging Armani nie. Alle Übernahmeangebote lehnte er ab. Er wolle nicht "vom Markt dirigiert" werden, begründete er seine Entscheidung immer wieder.
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Inzwischen schätzen Experten den Wert des Konzerns auf 10 Milliarden Euro. Das Privatvermögen von Armani liegt laut dem Bloomberg-Billionaires-Index bei knapp 7 Milliarden Euro.
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Auf die "Fast Fashion"-Firmen wie H&M oder Zara mit ihren schnell wechselnden Kollektionen, die ihm in den Innenstädten durchaus Konkurrenz machen, blickte Armani mit Missachtung herab.
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"Ein Designer muss Mode kreieren, die einzigartig ist und sich nicht jede Woche ändert."
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Sein Markenzeichen: Er reduzierte Mode auf das Wesentliche.
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Aus den früher oft noch uniformartigen Sakkos entfernte er Polster und Einlagen. Die Hemdkragen wurden weniger steif, die Knöpfe nach unten gesetzt. Dazu beschränkt er sich auf zeitlose Farben wie Grau, Beige und Weiß.
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"80 Prozent von dem, was ich mache, ist Disziplin", pflegte er zu sagen. "Der Rest ist Kreativität. Meine Grenze ist der gute Geschmack."
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Der Durchbruch in Hollywood gelang Armani in den 1980ern, ...
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... indem er Richard Gere als "American Gigolo" ("Ein Mann für gewisse Stunden") einkleidete.
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Auf der Leinwand folgten Kevin Costner ("Die Unbestechlichen"), Tom Cruise ("Mission Impossible") und Leonardo DiCaprio ("Wolf of Wall Street").
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Mit der TV-Serie "Miami Vice" wurde das T-Shirt zum Sakko alltagstauglich.
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Für seine Landsleute war der wohl gealterte Mann der Vorzeige-Italiener schlechthin.
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Sie verziehen Armani die Bestechung von Steuerfahndern und sogar, dass er für eine Fußball-WM ausgerechnet die englische Nationalmannschaft ausstattete.
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Der Nachteil aller Einzigartigkeit: Wie es einmal weitergehen wird mit der Marke Armani, war bis zuletzt unklar.
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Schätzungen zufolge stagnierte der Umsatz zwischen den Jahren 2014 und 2022 bei ungefähr 2,5 Milliarden Euro.
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Andere Unternehmen aus dem Segment haben derweil jährlich im Durchschnitt unter anderem um mehr als zehn Prozent zugelegt.
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Der "Principe" unterkieß, sich auf eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger festzulegen.
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Zuletzt machte allerdings ein geheimes Dokument die Runde, indem die künftigen Führungsgrundsätze und die Erben festgelegt sein sollen.
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Da Armani selbst keine Kinder hat, werden demnach sehr wahrscheinlich seine Schwester, drei weitere Familienmitglieder, die bereits im Unternehmen arbeiten, ein langjähriger Mitarbeiter und eine gemeinnützige Stiftung den Nachlass von Armani erben.
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In dem Dokument soll auch geregelt sein, dass eine Börsennotierung des Unternehmens frühestens fünf Jahre nach Armanis Tod möglich ist.
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Als ihn die Zeitung "La Repubblica" zu seinem 90. Geburtstag befragte, antwortete er: "Mein größter Traum ist, dass Armani ein Ausdruck des italienischen Stils bleibt, auch in 50 oder 100 Jahren noch."
Weißes Haar und braun gebrannt Der Vorzeige-Italiener Giorgio Armani
Für seine Landsleute war der auch im Alter gut aussehende Mann der Vorzeige-Italiener schlechthin. Mit Giorgio Armani ist einer der letzten großen Modeschöpfer gestorben. Noch bis ins hohe Alter führte er sein Unternehmen. Der Konzern ist heute viele Milliarden Dollar wert.
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