Erste Frau an Landesspitze Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot
12.07.2023, 17:03 Uhr Artikel anhören
Stand zwölf Jahre "ihrem" Bundesland Schleswig-Holstein als Ministerpräsidentin vor: Heide Simonis.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die SPD-Politikerin Heide Simonis ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Das bestätigt die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. Zwölf Jahre war sie Ministerpräsidentin in Schleswig-Holstein, bevor sie sich nach einer skandalträchtig gescheiterten Wiederwahl zurückzog.
Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot. Die SPD-Politikerin starb nach Angaben der SPD-Landesvorsitzenden Serpil Midyatli am Morgen wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag zu Hause in Kiel.
Die SPD-Parteispitze würdigte Simonis als bedeutende Fürsprecherin für soziale Gerechtigkeit in Deutschland. "Mit Heide Simonis verliert die Sozialdemokratie eine bedeutende Persönlichkeit, die Geschichte geschrieben hat", erklärten die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil. Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin sei für viele in der SPD und in ihrem Bundesland Vorbild und Mutmacherin gewesen. Sie habe tiefe Spuren nicht nur in Schleswig-Holstein hinterlassen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Simonis als "herausragende politische Persönlichkeit, die unsere Demokratie weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus geprägt, mitgestaltet und nicht zuletzt auch weiblicher gemacht hat". Sie "war eine leidenschaftliche Politikerin, die sich nicht hinter den Floskeln strategischer Kommunikation versteckte, sondern ihr Herz auf der Zunge trug. Sie war überzeugt, dass unsere Demokratie zuallererst von engagierten Bürgerinnen und Bürgern lebt, und sie hat diese Überzeugung gelebt, solange es ihr möglich war".
"Leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin"
"Ich trauere um eine große Politikerin und um eine leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin", erklärte der amtierende Kieler Ministerpräsident Daniel Günther zur Todesnachricht. Simonis habe "mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement, ihrer Menschlichkeit und ihrer Geradlinigkeit Schleswig-Holstein noch liebenswerter gemacht". Als Politikerin habe sie "nie ein Blatt vor den Mund genommen, war aufrecht, offen und immer geradeaus".
Simonis wurde am 4. Juli 1943 in Bonn geboren, 1972 zog sie mit ihrem Mann Udo Simonis nach Schleswig-Holstein. Von 1976 bis 1988 gehörte sie dem Bundestag an. Simonis wurde am 19. Mai 1993 erste Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes. Sie löste Björn Engholm ab, der an den Spätfolgen des Barschel-Skandals von 1987 gescheitert war. Zunächst führte Simonis eine SPD-Alleinregierung, von 1996 bis 2005 dann eine rot-grüne Koalition.
Simonis' Wiederwahl scheitert vier Mal
Ihre politische Karriere endete spektakulär: Bei der Ministerpräsidentenwahl am 17. März 2005 verweigerte ihr ein Abweichler in vier Durchgängen die Stimme; daran scheiterte ihre Wiederwahl im Landtag. Simonis wollte damals nach einer knapp ausgegangenen Landtagswahl mit einer rot-grünen Minderheitsregierung weiterregieren - unterstützt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein.
Nachdem dies gescheitert war, übernahm der damalige CDU-Landesvorsitzende Peter Harry Carstensen an der Spitze einer Großen Koalition mit der SPD das Ruder in Kiel. 2014 verlieh der damalige Ministerpräsident Torsten Albig Simonis die Ehrenbürgerwürde des Landes.
Vor mehreren Jahren machte Simonis ihre Parkinson-Erkrankung publik und zog sich allmählich aus der Öffentlichkeit zurück. Ausnahmen gab es in den vergangenen Jahren nur noch wenige - etwa als ihr die SPD zum 75. Geburtstag 2018 für ihr Lebenswerk die Willy-Brandt-Medaille verlieh, ihre höchste Auszeichnung.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP