Astrazeneca: Normale Reaktion 30 Klinik-Angestellte melden sich nach Impfung krank
15.02.2021, 19:18 Uhr
Studien belegen eine stärkere Reaktion auf den Astrazeneca-Impfstoff bei der zweiten Dosis.
(Foto: picture alliance / empics)
Eine Klinik in Niedersachsen muss nach der Impfung eine Welle von Krankmeldungen verkraften. Damit der Dienstplan nicht kollabiert, wird künftig der Astrazeneca-Wirkstoff nur noch bei der Hälfte der Belegschaft eingesetzt. Experten sehen aber keinen Grund zur Sorge.
Rund 30 Angestellte des Klinikums Emden haben sich nach ihrer Corona-Impfung mit dem Verweis auf Nebenwirkungen krank gemeldet. Insgesamt waren 194 Mitarbeiter, darunter Pflegekräfte und Ärzte, am Freitag und Samstag mit dem Vakzin des Pharmaunternehmens Astrazeneca geimpft worden. Das sagte ein Sprecher der Trägergesellschaft, zu der auch die Kliniken in Aurich und Norden gehören. Die Angestellten gaben demnach unter anderem Kopfschmerzen, Müdigkeit und Fieber als Begründung an. Wie lange die angegebenen Nebenwirkungen anhielten, war zunächst nicht bekannt. Der NDR meldete, die Klinik werde nun den Impfplan entzerren, damit es auf den Stationen nicht zu Engpässen komme.
Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) können Impfreaktionen sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten Astrazeneca-Vakzin auftreten. Sie beginnen demnach in der Regel kurz nach der Impfung und halten wenige Tage an. Beim Astrazeneca-Impfstoff zählen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle zu den häufigsten Nebenwirkungen.
Die Impfreaktion etwa bei den in Emden berichteten Fällen sei "überhaupt nicht unerwartet", sagte der Erlanger Infektionsimmunologe Christian Bogdan der Deutschen Presse-Agentur. "Die Symptome sind Ausdruck der Immunantwort, die zeigt, dass im Körper tatsächlich etwas nach der Impfung passiert. Die hier genannten Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber entsprechen auch ganz dem, was bereits in Studien publiziert wurde", sagte Bogdan.
Hersteller: Nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig impfen
Der Hersteller Astrazeneca geht in einer Stellungnahme nicht direkt auf die Fälle in Emden ein, stellt aber fest: "Derzeit sind die gemeldeten Reaktionen so, wie wir sie aufgrund der Erkenntnisse aus unserem klinischen Studienprogramm erwarten würden." Dazu gehörten demnach vorübergehende lokale Reaktionen wie etwa Schmerzen an der Injektionsstelle und systemische Reaktionen wie etwa leichte Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost und Unwohlsein. Diese Reaktionen träten häufiger einen Tag nach der Impfung auf - nach einer zweiten Dosis seien sie seltener.
Aus Studien sei bekannt, so Bogdan, dass etwa die Hälfte der geimpften Personen nach solchen Impfungen milde Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen als Nebenwirkung angaben. Bis zu 70 Prozent fühlten sich nach einer Impfung müde. Neben den lokalen könnten diese systemischen Auswirkungen durchaus auch dazu führen, dass Angestellte vorübergehend wegen der benannten Symptome nicht arbeiten könnten, erklärte der Wissenschaftler. Hinzu komme, dass gerade bei jüngeren Menschen Impfreaktionen deutlicher ausfielen, da sie - im Gegensatz zu älteren Menschen - über das aktivere Immunsystem verfügten. Vor dem Hintergrund dieser bekannten Impfreaktionen der bisher zugelassenen Impfstoffe gegen Covid-19 sei es deshalb sinnvoll, die Mitarbeiter einer Station, Abteilung oder Klinik nicht alle gleichzeitig zu impfen.
Stärkere Reaktion nach dem zweiten Pieks
Bereits in der Vorwoche gab es Hinweise auf Nebenwirkungen nach der Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca. Einige Mitarbeiter des Rettungsdienstes im Kreis Minden-Lübbecke in NRW klagten über Nebenwirkungen. Mehrere Mitarbeiter des Rettungsdienstes hätten sich in der Folge krankgemeldet, teilte eine Sprecherin des Kreises am Freitag schriftlich mit. Dem Kreis zufolge handelt es sich um gewöhnliche Nebenwirkungen, die bei Impfungen gelegentlich auftreten. Die genaue Zahl der Mitarbeiter, die über Nebenwirkungen geklagt hätten, sei dem Kreis nicht bekannt.
Auch bayerische Kliniken hatten am Mittwoch über Nebenwirkungen nach der Impfung berichtet. Die zweite Dosis der Corona-Impfung rufe stärkere Nebenwirkungen hervor als der erste Pieks - aber zu einem größeren Ausfall von Ärzten und Pflegepersonal in Krankenhäusern hatte dies nach Angaben mehrerer großer Kliniken in Bayern nicht geführt. "Im Vergleich zur ersten Impfung klagten Mitarbeiter nach der zweiten Impfung vermehrt und verstärkt über typische Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit oder Schüttelfrost", erklärte ein Sprecher des Universitätsklinikums in Erlangen. Es habe auch Krankmeldungen an einzelnen Tagen gegeben. "Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf."
Quelle: ntv.de, mau/dpa