Schiffsunglück in Südkorea 36 Jahre Haft für "Sewol"-Kapitän
11.11.2014, 06:43 Uhr
Mehr als 300 Menschen, darunter etwa 250 Schüler, starben beim Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol". Nun hat ein Gericht den Kapitän des Unglücksschiffes zu 36 Jahren Haft verurteilt. Vom Vorwurf des Mordes wird Lee Jun Seok aber freigesprochen.
Der Kapitän der südkoreanischen Unglücksfähre "Sewol" ist in Kwangju zu 36 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dies berichten südkoreanische Medien. Zur Begründung sagten die Richter, Lee Joon Seok habe seine Pflichten verletzt, was zum Tod von Menschen geführt habe. Mit dem Urteil geht ein fünfmonatiger, dramatischer Prozess zu dem Schiffsunglück zu Ende, bei dem am 16. April 304 Menschen vor der Küste Südkoreas ums Leben gekommen waren, darunter etwa 250 Schüler.
Der Kapitän war unter den ersten, die das Schiff verlassen hatten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe verlangt. Zwar trug der 69-Jährige nach Ansicht der Richter die Verantwortung für alles, was auf der Fähre passierte - dennoch sprach die Kammer ihn vom Mordvorwurf frei. Die drei mitangeklagten Besatzungsmitglieder verurteilte das Gericht zu Haftstrafen von 15, 20 und 30 Jahren.
Lee räumte in dem Prozess Fehler ein, wies aber den Vorwurf zurück, er habe den Tod der Passagiere bewusst in Kauf genommen. Der Untergang der Fähre mit 476 Menschen an Bord hatte landesweit Empörung hervorgerufen: Nach einem Anfang Juli veröffentlichten Bericht trugen neben der Inkompetenz der Besatzung auch Behördenversagen, Korruption sowie Geldgier der Reederei zu der Katastrophe bei.
Kurz vor der Urteilsverkündung hatte das südkoreanische Ministerium für Ozeanangelegenheiten angekündigt, die Suche nach den neun letzten Vermissten einzustellen.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP