Chemie und Asbest in Flammen 500 Feuerwehrleute kämpfen seit einem Tag gegen Brand in Tirol
29.06.2025, 17:02 Uhr Artikel anhören
In dem Entsorgungsbetrieb werden unter anderem Asbestzement, Säuren und Chemikalien verarbeitet.
(Foto: Feuerwehr Greifenburg)
Ein Entsorgungsbetrieb für Sondermüll gerät am Samstag in Brand. Anfangs können die Feuerwehrleute nur zusehen. Inzwischen haben sie die Flammen zwar unter Kontrolle. Doch die Anwohner werden gewarnt - schließlich ist die Rauchwolke extrem giftig.
Seit Samstagmittag lodern in Tirol Flammen in einem Alt- und Gefahrstoffentsorgungsunternehmen. Immer wieder kommt es zu Explosionen auf dem Gelände des Sondermüllentsorgers. Schon mehr als 500 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen an. Fünf von ihnen verletzten sich und sind nun im Krankenhaus in Behandlung, teilte die Landesregierung mit. Inzwischen rückten die Kameraden sogar aus einem angrenzenden Bundesland an.
Besonders heikel gestaltet sich der Einsatz, da in dem Betrieb unter anderem Asbestzement, Säuren, Laugen, Spraydosen, Chemikalien und auch Lösungs- sowie Kühlmittel gesammelt und eigentlich fachgerecht entsorgt werden. Dies teilte das betroffene Unternehmen "Rossbacher" mit, das inzwischen seine Internetseite vom Netz genommen hat. Eine Umwelterklärung ist allerdings noch immer abrufbar. Anwohner sollen aufgrund der giftigen Stoffe in der Rauchwolke und Luft ihre Fenster und Türen geschlossen halten.
Am Morgen dann ein erster Erfolg: Das Feuer scheint mittlerweile unter Kontrolle gebracht zu sein, nachdem die Feuerwehrleute am Samstag anfangs nur zusehen konnten. Zu gefährlich war ein Herangehen an die Flammen. "Nach derzeitigem Kenntnisstand wird der Einsatz jedoch noch länger andauern", teilte das Land Tirol am Vormittag mit. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair dankte den Feuerwehrleuten und Katastrophenschutzkräften, die auch aus Kärnten anrückten, teils mitten in der Nacht "mit Tanklöschfahrzeugen, Pumpen und Schlauchmaterial".
Land Tirol: Bitte keine weiteren Feuer legen
In zehn Gemeinden wurde zwischenzeitlich der sogenannte AT-Alert ausgelöst. Damit wurden Anwohner informiert, dass sie Klimaanlagen ausstellen und sich vom Ort des Geschehens fernhalten sollen. "Bitte bleiben Sie vom Einsatzort weg. Es ist viel zu gefährlich, die Einsatzkräfte müssen ihre Arbeit ungehindert verrichten können", appellierte Bezirkshauptfrau Bettina Heinricher.
Zudem bat die Landesverwaltung darum, auf Herz-Jesu-Feuer zu verzichten. Diese werden in Tirol traditionell am dritten Sonntag nach Pfingsten auf Bergen und Berghängen entzündet. Es handelt sich dabei um einen Ausdruck des Glaubens und der Verbundenheit untereinander in der Region. Doch die Feuerwehrleute können nicht eingreifen, sollte es zu einem Vorfall kommen. "Feuerwehrkräfte mehrerer Osttiroler Gemeinden sind beim Brand in Nußdorf-Debant im Einsatz und an diesen gebunden", so das Land.
Um einen reibungslosen Einsatz zu ermöglichen und Gefahren für die Bevölkerung auszuschließen, blieben mehrere Freibäder in der Umgebung geschlossen und die Startzeiten beim Osttirol-Marathon haben sich in den Abend verschoben. Das Ziel ist für alle Läufer nun an anderer Stelle, wie die Veranstalter mitteilten. Darüber hinaus stellten die Österreichischen Bundesbahnen den Zugverkehr zwischen Lienz und Oberdrauburg ein. Und auch "der Strom im umliegenden Bereich der Recycling-Anlage bleibt aus Sicherheitsgründen weiterhin abgeschaltet", so das Land in seiner Mitteilung. Privathaushalte seien jedoch nicht betroffen.
Quelle: ntv.de, mpa