Panorama

"Wahllos" Menschen angefahren? 51-Jähriger rast durch Fußgängerzone - vier Tote in Trier

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Ein Mann hat mit einem Auto in Trier mehrere Menschen überfahren und vier getötet, darunter ein neun Monate altes Kleinkind. Das teilte die Polizei am Dienstagabend mit. Mehrere Menschen wurden teils schwer verletzt, wie viele, blieb zunächst unklar. Hinweise auf einen politischen Hintergrund lagen zunächst nicht vor.

Beamte hatten unmittelbar nach der Tat am Mittag einen 51 Jahre alten Deutschen aus dem Kreis Trier-Saarburg festgenommen und den Wagen sichergestellt. Der Fahrer des Wagens saß nach derzeitigem Ermittlungsstand alleine im Fahrzeug. "Der Tatverdächtige ist in der Vergangenheit noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten", teilte die Polizei mit. Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Tatverdächtige um 13.45 Uhr aus Richtung Basilika kommend über den Hauptmarkt in Richtung Porta Nigra. "Das Fahrzeug erfasste mehrere Passanten", teilte die Polizei mit.

Der Fahrer wurde festgenommen. Der Mann sei mit einem SUV durch eine Fußgängerzone gefahren und habe offenbar "wahllos" Menschen angefahren.

Bei dem Mann handelt es sich den Angaben zufolge um einen 51-jährigen Deutschen aus dem Kreis Trier-Saarburg, sagte Polizeisprecher Jochem. Der Mann soll rund einen Kilometer durch die Stadt gefahren sein. Laut dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz von der SPD ist der Mann "vier Minuten nach Ersthinweis" festgenommen worden. Der Wagen sei sichergestellt worden. Die Hintergründe, warum der Fahrer in die Fußgängerzone fuhr, blieben zunächst unklar. "Wir können im Moment nichts zur Motivation sagen", sagte der Sprecher. Der Fahrer soll sich den Angaben zufolge noch nicht geäußert haben.

Keine Hinweise auf politischen Hintergrund

Den Behörden liegen keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund vor. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Der Fahrer des Wagens, der in der Trierer Fußgängerzone mehrere Menschen erfasste, ist demnach auch nicht als Gefährder eingestuft. Als Gefährder bezeichnen die Sicherheitsbehörden Menschen, denen sie schwerste politisch motivierte Gewalttaten bis hin zum Terroranschlag zutrauen.

Einsatzkräfte von Polizei sind nahe der Fußgängerzone im Einsatz.

Einsatzkräfte von Polizei sind nahe der Fußgängerzone im Einsatz.

(Foto: picture alliance/dpa)

Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe von der SPD sprach im Interview mit ntv von einem Täter, der mit offensichtlich hoher Geschwindigkeit unterwegs war. Augenzeugen seien völlig traumatisiert und müssten vor Ort psychologisch betreut werden. In der Stadt herrsche große Betroffenheit bei den Menschen.

Bürgermeister Leibe: "Bild des Grauens"

Leibe selbst zeigte sich nach dem tödlichen Vorfall geschockt. "Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren", sagte er am Dienstag. "Jetzt ist es auch in Trier passiert." Rettungskräfte aus der ganzen Region seien im Einsatz. "Alle sind damit beschäftigt, Verletzte und Schwerstverletzte im Moment in die Krankenhäuser zu bringen." Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. "Es war einfach nur schrecklich", sagte Leibe und schilderte, wie er einen Turnschuh gesehen habe.

Oberbürgermeister Leibe sprach weiter von einem "Bild des Grauens", das sich ihm in der Fußgängerzone geboten habe. Sämtliche Rettungskräfte aus der gesamten Region seien unterwegs. Augenzeugen berichteten, dass Menschen durch die Luft geschleudert worden seien. Ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften war im Einsatz. Der ADAC schickte Rettungshubschrauber. Große Teile der Innenstadt waren abgesperrt.

Nach der Festnahme bestehe keine Gefahr mehr für die Bevölkerung, teilte die Polizei mit. Für 19 Uhr ist eine Pressekonferenz im Theater Trier angekündigt, voraussichtlich mit dem rheinland-pfälzischen Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz von der SPD. Ministerpräsidentin Malu Dreyer äußerte sich entsetzt, die SPD-Politikerin wurde noch am Nachmittag am Ort des Vorfalls nahe der Porta Nigra erwartet.

Laut Zeugenberichten sind mehrere Menschen durch die Luft geschleudert worden.

Laut Zeugenberichten sind mehrere Menschen durch die Luft geschleudert worden.

(Foto: dpa)

Die Bundesregierung hat mit Betroffenheit auf den tödlichen Vorfall mit einem Auto in der Trierer Fußgängerzone reagiert. Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte: "Was in Trier geschehen ist, ist erschütternd. Die Gedanken sind bei den Angehörigen der Todesopfer, bei den zahlreichen Verletzten und bei allen, die in diesem Moment im Einsatz sind, um die Betroffenen zu versorgen."

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans hat bestürzt auf den tödlichen Vorfall in Trier reagiert. "Eine solche Tat geht uns allen mitten ins Herz, denn solch sinnlose Gewalt kann jeden treffen", sagte der CDU-Politiker einer Mitteilung zufolge. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen sowie den Einsatzkräften, die nun schreckliche Bilder und Erlebnisse verarbeiten müssten. "Unsere tiefe Solidarität gilt jetzt unseren Nachbarn und Freunden in Trier und ganz Rheinland-Pfalz."

Nach dem tödlichen Vorfall mit einem Auto in der Trierer Innenstadt hat die Polizei ein Hinweisportal im Internet freigeschaltet. Die Ermittler baten Augenzeugen per Tweet, dort Fotos oder Videos von der Tat hochzuladen. Hinweise und Informationen für Angehörige möglicher Verletzter gibt es unter der Nummer 0800 6565651.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP

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