"Schwarzer Tag" für TierparkÄrzte konnten Eisbär Fritz nicht helfen

Bis vor kurzem war der Berliner Eisbärjunge Fritz fit und gesund, nun ist er tot. Die Tierärzte stehen vor einem Rätsel. Nun sollen umfangreiche Untersuchungen klären, woran das Jungtier starb.
Der plötzliche Tod des kleinen Eisbären Fritz gibt den Verantwortlichen des Berliner Tierparks Rätsel auf. "Wir tappen durchaus noch im Dunkeln", sagte Tierparkdirektor Andreas Knieriem. Der vier Monate alte Eisbärennachwuchs war am Vorabend in Folge einer Leberentzündung gestorben. Knieriem sprach von einem "schwarzen Tag" für die Mitarbeiter des Tierparks. "Sie sehen die Betroffenheit uns allen an."
Knieriem berichtete von "dramatischen Stunden" und aufwändigen, aber letztlich vergeblichen Rettungsversuchen. Demnach hatte sich der Zustand des Tiers binnen zwölf Stunden massiv verschlechtert. Nachdem Fritz am Sonntag bereits unter verstärkter Beobachtung stand, ging es Knieriem zufolge am Montagmorgen mit ihm plötzlich rapide bergab. "Er hatte Bauchschmerzen, lag auf der Seite und schrie."
Fritz wurde in das nahe dem Tierpark Friedrichsfelde gelegene Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gebracht. Dort wurde er in Narkose versetzt und unter anderem mit einem Computertomografen, Ultraschall und einem Röntgengerät untersucht. Zu finden waren aber nur hohe Entzündungswerte. "Die Enzymwerte sind so hoch, wie ich sie kaum jemals gesehen habe in einem Blut", sagte Knieriem, der selbst Tierarzt ist.
Tierärzte hilflos
Als Fritz am Nachmittag aufgeweckt wurde, sei es ihm nicht besser gegangen, sagte Knieriem. Der Tierpark bereitete die Öffentlichkeit in einer Mitteilung auf seinen möglichen Tod vor. "Ich hatte mir Hoffnung gemacht, dass das Tier überlebt", sagte Knieriem. Doch gegen 19.30 Uhr habe das Herz des kleinen Fritz aufgehört zu schlagen. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben.
"Nichts ist schlimmer, als wenn man als Tierarzt nicht helfen kann", sagte Knieriem. Ein derart schneller Krankheitsverlauf sei "extrem selten". Der Kadaver von Fritz soll nun weiter vom IZW obduziert werden. Wahrscheinlich ist eine Infektionserkrankung. Die Ursachenforschung könnte sich aber noch über Wochen hinziehen.
Eine am Morgen eingegangene Anfrage des Naturkundemuseums Berlin, das den toten Bären gern ausstellen würde, lehnte Knieriem rundweg ab. "Das kann ich ausschließen." Bei der Obduktion will Knieriem demnach keine Rücksicht darauf nehmen müssen, dass das Tier äußerlich unbeschadet bleibt.
Öffentlichkeit wartete auf Fritz
Fritz war am 3. November als erstes Eisbärenjunges seit 22 Jahren im Tierpark Friedrichsfelde geboren worden. Ein Zwillingsbruder hatte die Geburt nicht überlebt. Noch im März sollte das Tier der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bislang kannten Tierfreunde Fritz vor allem von Videos aus dem Stall, die der Tierpark im Internet veröffentlichte. Der Name des Tiers war über Wochen in einem öffentlichen Wettbewerb gesucht und gefunden worden.
Mutter Tonja realisierte den Tod des Kleinen offenbar noch nicht. "Gestern hat sie ihn noch gesucht, heute war sie schon ruhiger", sagte Tierarzt Günter Strauß. Tonja zeige selbst keine Anzeichen einer Erkrankung.
Erste Kritik von Tierschützern, die die Zoohaltung von Wildtieren grundsätzlich ablehnen, wies Knieriem zurück. "Die Natur ist ein viel gefährlicherer Ort", sagte er. Zudem verbiete sich jede Kritik, solange die Ursachen für den Tod von Fritz unklar seien.