Vorwürfe am Set auf MaltaAfrikaner für italienischen Film misshandelt?

Die afrikanischen Statisten sollten nur eine Szene auf einem Rettungsboot nachspielen. Doch nach dem Dreh erhebt die Filmcrew schwere Vorwürfe: Die Flüchtlinge seien schlecht behandelt worden, damit die Szenen echter wirken. Die italienischen Produzenten weisen das zurück.
Am Set eines italienischen Films in Malta sind laut einem Zeitungsbericht etwa 60 Flüchtlinge misshandelt worden, offenbar, um die Szenen realistischer erscheinen zu lassen. Die aus Afrika stammenden Migranten seien als Statisten für den Film "Tolo Tolo" unter der Regie des Filmemachers und Komikers Checco Zalone angeheuert worden, berichtete die "Times of Malta". Die Szenen mit ihnen hätten durch die Misshandlung realistischer wirken sollen. Unter den Betroffenen waren der Zeitung zufolge auch vier Kinder.
Die Zeitung berief sich auf Mitglieder der Filmcrew, die berichteten, die Flüchtlinge hätten sechs Stunden lang ohne Trinkwasser in der prallen Sonne auf einem Boot ausharren müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen verwehrt worden, die meisten seien Nichtschwimmer gewesen. Eine schwangere Frau sei in Panik geraten. Danach hätten die Filmemacher die Frau an Land gebracht, schrieb die Zeitung.
Mindestens vier Mitglieder der Filmcrew hätten nach dem Zwischenfall gekündigt, hieß es in dem Zeitungsbericht. "Sie lassen diese Flüchtlinge noch einmal erleben, was sie durchgemacht haben, und das ohne jegliche Sensibilität oder Betreuung", sagte einer der ehemaligen Mitarbeiter.
Die maltesische Produktionsfirma Halo Pictures, die die Aufnahmen auf Malta betreut, wies die Vorwürfe zurück und betonte, nicht gegen örtliche Gesetze verstoßen zu haben. Alle notwendigen Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen worden. Firmenchef Engelbert Grech sagte, die Anschuldigungen seien ein Sabotageakt eines verärgerten ehemaligen Mitarbeiters. Die italienischen Produzenten des Films sagten laut "Times of Malta", die Anschuldigungen seien "aus dem Nichts gekommen".
Die maltesische Filmkommission, die sich dafür einsetzt, dass Filme auf der Mittelmeerinsel gedreht werden, hat nach eigenen Angaben eine Untersuchung zu den Vorwürfen eingeleitet.