Panorama

Schwarzer filmt PöbeleiAldi entlässt Mitarbeiter nach rassistischem Vorfall

23.04.2021, 21:06 Uhr
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Viele Menschen verfolgten in der Berliner Aldi-Filiale den Zwischenfall, doch keiner stellte sich auf die Seite des angegriffenen Deutsch-Ghanaers. (Foto: picture alliance/dpa)

Ein Schwarzer macht in einem Aldi-Markt in Berlin-Neukölln eine traumatische Erfahrung: Im Beisein seines kleinen Sohnes wird er von einem Kunden angepöbelt. Doch der herbeigeeilte Mitarbeiter schmeißt den Beleidigten raus. Umstehende Zeugen verfolgen die Szene, ohne einzugreifen.

Aldi Nord hat nach einem rassistischen Vorfall in einer Berliner Filiale um Entschuldigung gebeten und personelle Konsequenzen gezogen. "Die Ereignisse in unserem Markt in Berlin werden aufgearbeitet, um weitere Schlüsse daraus ziehen zu können", teilte ein Unternehmenssprecher mit. Zuvor hatte der Deutsch-Ghanaer Prince Ofori auf Instagram ein Video von dem Vorfall am Mittwoch veröffentlicht. "Als ersten Schritt haben wir uns von dem im Video handelnden Mitarbeiter aufgrund seines Fehlverhaltens getrennt", hieß es nun von Aldi Nord.

Rassismus bei AldiIn dem Video ist zu sehen, wie Ofori von Kunden und Mitarbeitern der Filiale umringt und teils körperlich angegangen beziehungsweise mit einem Pappkarton beworfen wird. Ofori schrieb auf Instagram, er habe mit der Aufnahme begonnen, nachdem ein älterer Herr mit Schokoküssen in der Hand seinen Sohn gefragt habe, "ob sie sich heute nicht "N....küsse" gönnen sollten". Der Mann habe zwei Mal nachgelegt mit ähnlichen Formulierungen, in denen das "N-Wort" vorgekommen sei. Ofori habe ihn darauf hingewiesen, dass dieses Wort nicht mehr verwendet werden dürfe. Dann sei es zu einem Wortgefecht gekommen, in das sich der Filialleiter eingemischt habe. An dieser Stelle beginne das Video.

Keiner der Zeugen kommt zu Hilfe

Ofori ist in dem Video sichtlich aufgebracht zu hören und zu sehen. Obwohl er die umstehenden Kunden anspricht und auf die Situation hinweist, kommt ihm keiner zu Hilfe. Stattdessen wird er aus dem Markt hinausbefördert, während der Aldi-Mitarbeiter ihm unterstellt, er sei aggressiv. Auf Instragram schrieb Ofori: "Es kann nicht sein, dass ich im Jahre 2021 als Schwarzer nicht normal meinen Einkauf machen kann, ohne mit rassistischen Äußerungen beleidigt, mit Gegenständen beworfen und dann noch als die Person dargestellt zu werden die sich "falsch" verhält, wenn sie ihren Unmut äußert."

Ofori ist Tanzpädagoge in Berlin-Neukölln und nach eigener Aussage Mitbegründer des Schwarzen Künstlerkollektivs M.I.K. Family und Vorsitzender des Kulturvereins MINCE. Bei Instagram postet er unter dem Namen "prince.m.i.k", er hat dort knapp 18.000 Follower. "Wir haben den Kunden kontaktiert, uns bei ihm entschuldigt und möchten gerne mit ihm persönlich über den Vorfall sprechen", teilte Aldi Nord auch über Instagram mit. Das Unternehmen werde "Rassismus nicht tolerieren - weder aus den eigenen Reihen noch in der Gesellschaft".

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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