Panorama

"Piloten fachgerecht betreuen"Angehöriger kritisiert Lufthansa

29.03.2015, 15:42 Uhr
2015-03-27T171437Z-1375055362-GF10000040730-RTRMADP-3-FRANCE-CRASH-LUFTHANSA-JPG3606335776414308485
Der Copilot flog für die Lufthansa-Tochter Germanwings. (Foto: REUTERS)

Depressionen, Sehschwäche: Der Copilot der Germanwings-Maschine litt unter gravierenden gesundheitlichen Problemen. Die Lufthansa hat davon offenbar nichts gewusst. Der Vater eines britischen Absturz-Opfers kann das nicht verstehen.

Andreas Lubitz war krankgeschrieben. Wie die Ermittler herausgefunden haben, hätte der Copilot, der für den Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich verantwortlich sein soll, am Flugtag gar nicht fliegen dürfen. Die "Welt am Sonntag" berichtet, er sei depressiv gewesen und habe an einem "starken subjektiven Überlastungssyndrom" gelitten. Dazu hatte Lubitz offenbar Probleme mit den Augen. Wie die "New York Times" und "Le Figaro" berichten, begab sich der 27-Jährige in ärztliche Behandlung, seine Sehstärke soll um 30 Prozent eingeschränkt gewesen sein. Die Lufthansa hat davon nach eigenen Angaben nichts gewusst.

Ein Angehöriger erhebt deshalb nun Vorwürfe. Wie "BBC News" berichtet, sagte der Brite Philip B., der bei der Katastrophe seinen Sohn verlor, in einer Gedenkrede: "Ich glaube, die Fluglinien sollten transparenter sein und unsere besten Piloten fachgerecht betreuen. Wir legen unsere Leben und die Leben unserer Kinder in ihre Hände." Was am Morgen des 24. März passiert ist, sei die Tat einer Person, die mindestens krank gewesen sei. Wenn es ein Motiv und einen Grund gäbe, "wollen wir das nicht hören", sagte er. "Das ist nicht relevant. Was relevant ist, ist, dass so etwas nie wieder geschehen sollte. Mein Sohn und jeder in dem Flugzeug sollte niemals vergessen werden."

Der Konzern wusste offenbar nichts von den Erkrankungen des Piloten. "Wir haben da keine eigenen Erkenntnisse", sagte ein Firmensprecher auf die Frage, ob das Unternehmen von angeblichen schweren Depressionen des 27-jährigen Copiloten der Unglücksmaschine wusste. Weder sei das Unternehmen von Psychiatern oder Psychologen informiert worden, die einer Schweigepflicht unterlägen, noch von dem Mann selbst. "Deswegen war uns das nicht bekannt", sagte der Sprecher.

Keine Auffälligkeiten beim Medizin-Check

Auch von Augenproblemen wisse die Lufthansa nichts. "Nein, das kann ich nicht bestätigen", sagte der Sprecher. Grundsätzlich werde die Sehfähigkeit beim jährlichen Medizintest der Piloten geprüft. Wenn dabei festgestellt werde, dass die Sehkraft nicht mehr ausreiche, könnte das zur Aberkennung der Flugtauglichkeit führen. Bei dem Piloten sei aber beim letzten Check nichts festgestellt worden, sonst hätte er den Flugtauglichkeitsvermerk nicht bekommen, sagte der Sprecher. Keine Kenntnis hatte die Lufthansa darüber hinaus von einem etwaigen massiven Medikamentenkonsum des Mannes. Generell müssten die Betreffenden Informationen dazu beim turnusmäßigen Medizin-Check angeben.

Pilotenbewerber müssen umfangreiche Tests und Prüfungen für Pilotenbewerber absolvieren. Darüber schreibt Psychologe Dr. Klaus-Martin Goeters, Leiter der Abteilung für Luft- und Raumfahrtpsychologie, in einer Präsentation: Zeichnet sich eine klare Leistungs- oder Persönlichkeitsschwäche ab, führt das zur Ablehnung des Bewerbers unabhängig davon, welche Ergebnisse sonst vorliegen. Zu den Persönlichkeitsschwächen zählen auch mögliche psychische Erkrankungen.

Doch Lubitz nahm diese Hürden. Obwohl er, wie die Ermittler inzwischen wissen, seine Ausbildung wegen psychischer Probleme zwischenzeitlich sogar unterbrach. 2009 wurde bei ihm "eine abgeklungene schwere depressive Episode" diagnostiziert.

Quelle: ntv.de, cro/rts

GermanwingsFlugzeugabsturz Germanwings-Flug 4U9525