Panorama

Paketbomben an Lidl und Co. Angeklagter: Justiz will mich "zerstören"

Der Angeklagte betont vor Gericht sein soziales Engagement.

Der Angeklagte betont vor Gericht sein soziales Engagement.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein halbes Jahr nach den Paketbombenanschlägen auf mehrere Lebensmittelkonzerne in Westdeutschland beginnt der Prozess. Der beschuldigte Rentner streitet jedoch vehement ab, der auf Videos sichtbare Verdächtige zu sein. Er erhebt Vorwürfe gegen die Justiz.

Im Prozess um Sprengstoffanschläge auf Lebensmittelfirmen hat der Angeklagte Klaus S. vor dem Heidelberger Landgericht die Vorwürfe bestritten. "Ich bin nicht die von Ihnen gesuchte Person", sagte der 66-Jährige zum Auftakt der Hauptverhandlung. "Ich hoffe auf Gerechtigkeit."

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Elektriker vor, selbstgebaute Paketbomben an drei Unternehmen in Baden-Württemberg und Bayern verschickt zu haben, um Geld zu erpressen. Beim Öffnen zweier Sendungen im Februar wurden Menschen verletzt. Ein drittes Paket wurde entschärft. S. soll am 15. Februar drei selbstgebaute Sprengsätze verschickt haben. Einer ging an die Zentrale des Discounters Lidl in Neckarsulm, ein weiterer an den Getränkehersteller Wild in Eppelheim. Eine dritte Paketbombe an den Babykosthersteller Hipp wurde in einem Paketverteilzentrum abgefangen und unschädlich gemacht.

Der erste Sprengsatz explodierte am 16. Februar beim Getränkehersteller. Die Sprengkraft war laut Staatsanwalt Lars-Jörgen Geburtig nur gering. Der Mitarbeiter erlitt leichte Hautverbrennungen und ein Knalltrauma. Wegen anhaltender Kopf- und Nackenschmerzen sowie Erbrechens ist der Mann laut Geburtig jedoch weiterhin arbeitsunfähig.

S. drohen 15 Jahre Haft

Der zweite Sprengsatz detonierte einen Tag später in einem Verwaltungsgebäude von Lidl. Es gab drei Verletzte, einer von ihnen trug schwere Verletzungen davon. "Ein drittes Paket an den Babykosthersteller Hipp konnte durch die Ermittlungen vor Zustellung entschärft werden", sagte Geburtig. S. habe zumindest billigend in Kauf genommen, dass Mitarbeiter beim Öffnen dauerhafte Schäden erleiden könnten.

Wenige Tage nach dem Fund der dritten Paketbombe wurde der 66-Jährige von Spezialkräften festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Es geht in dem Verfahren um das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, gefährliche Körperverletzung und versuchte schwere Körperverletzung. Dem Deutschen drohen bis zu 15 Jahre Haft. Der 66-Jährige sagte, er sei nicht die Person auf einem Video aus der Ulmer Postfiliale, in der die drei Sendungen aufgegeben worden waren. Er habe auch noch nie anderen Menschen Schaden zugefügt. Der Justiz warf er vor, ihn mit großem Aufwand "zerstören" zu wollen.

Der Rentner äußerte sich vor Gericht zu seinem Werdegang und betonte dabei vor allem sein soziales Engagement unter anderem für Menschen mit Behinderungen. Für das Verfahren sind laut Gericht elf Fortsetzungstermine bis Mitte November geplant. 47 Zeugen und 3 Sachverständige sind geladen. Die ersten Aussagen wurden im Laufe des Mittwochs erwartet.

Quelle: ntv.de, mra/dpa/AFP

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