Bär mit Maschinengewehr bedrohtAngst um Tiere im Zoo von Kabul

Nach der Machtübernahme der Taliban sorgen sich Tierschützer um das Schicksal der Zootiere in der Hauptstadt Kabul. Ein Foto zeigt einen Bären, der mit einem Maschinengewehr bedroht wird. Bei ihrer ersten Herrschaft verstümmelten die Islamisten viele Tiere in ihren Gehegen.
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan regt sich Sorge um die Tiere im Zoo der Hauptstadt Kabul. Die britische Boulevard Zeitung "Sun" veröffentlichte das Foto eines Bären in einem Gehege, das von mehreren sichtlich amüsierten Taliban-Kämpfern umgeben ist. Einer der Islamisten richtet ein Maschinen-Gewehr auf das Tier. Die Tierschutzkoalition "Asia for Animals", die die Situation im Zoo beobachtet, bestätigte dem Blatt, dass sie Kenntnis von dem Bild habe. Auf Twitter teilte die Gruppe jedoch mit, dass unter den Taliban bislang keine Tiere zu Schaden gekommen seien.
Die Aktivisten teilten Videoschnipsel vom Kabuler Zoo, die zeigen, wie bewaffnete Kämpfer durch den Tierpark patrouillieren. "Für die Tiere im Zoo ist das Spiel vorbei", sagte ein ehemaliger Mitarbeiter der Zeitung. Die Tiere könnten nicht einmal entkommen, so der Mitarbeiter weiter. "Ich kann mir das Grauen gar nicht vorstellen."
Die Tierschützer verweisen allerdings auf Augenzeugenberichte aus Kabul, wonach die Zootiere weiterhin von Mitarbeitern betreut würden. Die Tiere würden wie gewohnt gepflegt und gefüttert, steht in einer Mitteilung. Kontakte vor Ort hätten bestätigt, dass der Zoo trotz der instabilen Situation intakt ist und der Bär noch am Leben sei. Die Organisation betont jedoch, dass die Zukunft für die Tiere ungewiss sei.
Die aktuellen Befürchtungen gehen auch auf die erste Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zurück. Nach dem September 1996 wurden Dutzende Tiere getötet oder misshandelt. Ein Löwe und ein Elefant starben, weil sie mit Granaten beschossen wurden. Andere Tiere verhungerten oder überlebten nur schwer verstümmelt, der Zoo wurde teilweise zerstört.
Pentagon dementiert: Keine US-Militärhunde zurückgelassen
In Großbritannien hatte zuletzt ein Tier-Evakuierungsflug während der Luftbrücke aus Kabul für großen Wirbel gesorgt. Mit der "Operation Arche" flog der britische Ex-Soldat Paul Farthing am Sonntag mehr als 150 Katzen und Hunde aus Afghanistan aus. Zuvor setzte sich Farthing in einer tagelangen Kampagne für die Evakuierung der Tiere aus einem von ihm gegründeten Tierheim ein. Nach anfänglichem Zögern erhielt er die Unterstützung der britischen Regierung. Der Fall löste eine heftige Kontroverse darüber aus, ob das Leben von Menschen wertvoller sei als das von Tieren.
Das Pentagon dementierte derweil Berichte, wonach die US-Armee bei ihrem Abzug aus Afghanistan mehrere Hunde am Kabuler Flughafen zurückgelassen haben soll. "Das US-Militär hat keine Hunde in Käfigen am internationalen Hamid-Karsai-Flughafen zurückgelassen, auch keine Militärhunde", schrieb Pentagon-Sprecher John Kirby am Dienstag auf Twitter. Auf Fotos, die in sozialen Medien gepostet wurden, seien Hunde in einem afghanischen Tierheim zu sehen und nicht Tiere, für die das US-Militär Verantwortung trage.
Die Tierrechtsorganisation Peta hatte unter Berufung auf "Insider" berichtet, dass die US-Armee 60 Bombenspürhunde und 60 andere "Arbeitshunde" in Kabul zurückgelassen habe. Zudem seien im Zuge der Evakuierung von US-Familien aus Kabul dutzende Haustiere ausgesetzt worden. Die Tiere seien sich selbst überlassen und hätten auf den Straßen von Kabul nur geringe Überlebenschancen.