Endspurt im Maxwell-Prozess Anklage sieht "raffinierte Sexualstraftäterin"
20.12.2021, 21:03 Uhr
Maxwell wird Sexhandel zur Last gelegt. Bei Verurteilung droht ihr eine jahrzehntelange Haftstrafe.
(Foto: REUTERS)
Schneller als gedacht könnte der Prozess gegen Ghislaine Maxwell zu einem Ende kommen. Das Schlussplädoyer der Anklage fällt nun deutlich aus: Die Ex-Freundin von Jeffrey Epstein habe die späteren Missbrauchsopfer zunächst manipuliert, um sie dann in die Falle zu locken.
Zum Abschluss des Prozesses gegen die Ex-Partnerin von Millionär Jeffrey Epstein wegen sexuellen Missbrauchs hat die Anklage ein harsches Bild von Ghislaine Maxwell gezeichnet. Sie sei "gefährlich" und eine "raffinierte Sexualstraftäterin", sagte Staatsanwältin Alison Moe in New York laut US-Medienberichten in ihrem Schlussplädoyer.
"Sie hat ihre Opfer manipuliert und sie auf sexuellen Missbrauch vorbereitet", zitierte die "New York Times" die Anklägerin. Maxwell sei "schick" und "lächelnd" aufgetreten und habe so die mutmaßlichen Opfer, die oft aus problematischen Familienverhältnissen stammten, in eine Falle gelockt.
In dem Prozess gegen die langjährige Vertraute des 2019 gestorbenen Multimillionärs Epstein will die Staatsanwaltschaft die Jury davon überzeugen, dass Maxwell als Helferin eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum Missbrauch von Minderjährigen gespielt hat. Sie soll über Jahre systematisch Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben, die von dem bestens vernetzten Finanzinvestor dann sexuell missbraucht wurden.
Konkret wird ihr Sexhandel zur Last gelegt, die Anklage umfasst einen Zeitraum zwischen 1994 und 2004.Sie ist in sechs Punkten angeklagt, ihr drohen im Fall einer Verurteilung viele Jahre Haft. Maxwell hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Eine eigene Aussage lehnte sie ab.
Sie sei "eine unschuldige Frau, zu Unrecht Verbrechen bezichtigt, die sie nicht begangen hat", sagte Verteidigerin Laura Menninger laut "New York Times" in ihrem Schlussplädoyer. Die Anklage der Staatsanwaltschaft basiere auf fehlerhaften Erinnerungen. Den Zeuginnen sei es nachträglich und erst Jahre später in den Sinn gekommen, dass Maxwell bei deren Ausbeutung anwesend gewesen sei.
Opfer-Aussagen belasten Maxwell
Während des dreiwöchigen Prozesses sagten vier mutmaßliche Epstein-Opfer aus. Zwei von ihnen waren nach eigenen Angaben nur 14 Jahre alt, als der sexuelle Missbrauch begann. Eine der Frauen sagte aus, sie habe nach sexuellen Begegnungen mit Epstein in der Regel 300 Dollar erhalten - meist von Maxwell persönlich. Eine andere Frau sagte aus, Maxwell habe ihr als Teenager an die Brust gegriffen.
Die Verteidiger stellen den Fall als juristische Abrechnung mit ihrer Mandantin dar, da die Staatsanwaltschaft Epstein nicht mehr belangen könne. Der 66-Jährige war während der Vorbereitung auf seinen Missbrauchsprozess im August 2019 bewusstlos in seiner Gefängniszelle gefunden und im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Obduktionsbericht stellte Suizid fest.
Der ursprünglich auf sechs Wochen angesetzte Prozess gegen Maxwell könnte deutlich früher zu Ende gehen. Nach nur drei Wochen und zwölf Verhandlungstagen mit Zeugenaussagen begannen die Schlussplädoyers. Laut CNN haben die Geschworenen bis Mittwoch für ihre Beratungen Zeit, um noch vor der Weihnachtspause eine Entscheidung zu treffen. Möglich seien aber auch weitere Beratungen in der darauffolgenden Woche.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP