Panorama

Seit Wochen im HungerstreikGericht verhandelt ohne Magdeburger Todesfahrer über Anschlag weiter

18.12.2025, 12:37 Uhr
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Beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt kamen am 20. Dezember 2024 sechs Menschen ums Leben. (Foto: picture alliance/dpa)

Ein Arzt befürchtet akutes Nierenversagen beim Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt. Mit seinem Hungerstreik torpediere der Angeklagte Taleb A. den Prozess vorsätzlich, befindet der Vorsitzende Richter. Nun wird zunächst ohne ihn weiter verhandelt.

Wegen der Folgen eines Hunger- und Durststreiks ist der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt nicht mehr verhandlungsfähig. Das Landgericht Magdeburg hat entschieden, dass ohne den 51-jährigen Mann aus Saudi-Arabien weiterverhandelt wird. Der Angeklagte habe die Verhandlungsunfähigkeit vorsätzlich und schuldhaft herbeigeführt, sagte der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg. Die rechtlichen Voraussetzungen, ohne ihn zu verhandeln, seien gegeben.

Die Verteidigung kündigte an, Rechtsmittel dagegen einlegen zu wollen. Darüber müsste das Oberlandesgericht entscheiden. Richter Sternberg erklärte, der 51-Jährige habe in der Hauptverhandlung auch selbst angekündigt, seinen Hungerstreik instrumentalisieren zu wollen. Die Kammer und auch ein psychiatrischer Sachverständiger hätten ausreichend Gelegenheit gehabt, sich einen Eindruck von dem Angeklagten zu verschaffen.

Zu Beginn des 13. Verhandlungstages war bekannt geworden, dass der Todesfahrer nach ärztlicher Einschätzung nicht verhandlungsfähig ist. Das sei die Einschätzung des Anstaltsarztes des Gefängnisses in Burg, in dem der 51-Jährige untergebracht ist, sagte Sternberg. Taleb A. sei im Hunger- und Durststreik. Sein Gewicht sei stark auf 47,6 Kilogramm gesunken, die Vitalwerte verschlechterten sich von Tag zu Tag. Es stehe ein akutes Nierenversagen im Raum.

Dass der Angeklagte Essen verweigert, spielt seit Beginn des Prozesses am 10. November eine Rolle. Schon am zweiten Verhandlungstag hatte Taleb A. gesagt: "Jetzt mache ich den Hungerstreik seit gestern. Ich will das drei Wochen machen. Man erwartet keine körperlichen Schäden." Nebenklagevertreter hatten eine mögliche Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten immer wieder thematisiert.

Taleb A. sieht sich als Verfechter von Frauenrechten

Zu Beginn des Prozesses hatte der 51-Jährige immer wieder zu langen Ausführungen ausgeholt. Er machte deutlich, dass er sich etwa von Polizei und Justiz nicht ernst genommen fühlte, stellte sich als Aktivisten für die Rechte saudischer Frauen dar. Einige Zeugen ging er im Gericht teils massiv an, etwa ehemalige Arbeitskollegen und einen ehemaligen Anwalt. Bevor die ersten Betroffenen als Zeugen aussagten, verabredete der Vorsitzende Richter Sternberg mit dem Angeklagten, dass dieser die Opfer nicht direkt anspricht und befragt.

An den vergangenen Verhandlungstagen meldete sich der 51-Jährige kaum noch zu Wort, verfolgte die bewegenden Aussagen der Betroffenen weitgehend reglos. Das Zuschauerinteresse an dem Prozess ist groß.

Am 20. Dezember 2024 war der Mann aus Saudi-Arabien mit einem mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Mietwagen mit bis zu 48 Stundenkilometern über den Weihnachtsmarkt gerast. Es starben sechs Menschen, mehr als 300 wurden verletzt. Taleb A. hat die Tat gestanden. Der Prozess hatte am 10. November begonnen.

Quelle: ntv.de, dsc/dpa

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