"Alle werden gleichbehandelt" Ärztechef Montgomery: Bereiten uns auf Triage vor
26.11.2021, 01:31 Uhr
"Wir bereiten uns auf die Triage vor", sagt der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Lage auf deutschen Intensivstationen ist dramatisch. Der Vorsitzende des Weltärztebundes Montgomery sieht angesichts der Situation Triage-Entscheidungen auf Mediziner zukommen. Aus diesem Grund wirbt er intensiv für Verlegungen von Patienten ins Ausland. Es könnte Tausende betreffen.
Angesichts stark steigender Corona-Fallzahlen hat der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, vor einer dramatischen Zuspitzung in den Kliniken gewarnt: "Wir alle bereiten uns auf eine Triage vor", sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Ärzte versuchten alles, um diese letzte entsetzliche Entscheidung abzuwenden. "Aber angesichts der steigenden Infektionszahlen müssen sich die Kliniken vorbereiten", so der Mediziner. Wenn eine Triage-Entscheidung nicht vermieden werden könne, dann werde jeder Patient unabhängig von seiner Herkunft, seiner Religion oder auch der Frage, ob er geimpft sei oder nicht, betrachtet. In dieser Hinsicht würden alle Menschen gleichbehandelt. "Es zählt dann vor allem die klinische Erfolgsaussicht", erklärte Montgomery.
Bereits im vergangenen Herbst hätten die medizinischen Fachgesellschaften und die Bundesärztekammer grundsätzliche Empfehlungen für Triage-Entscheidungen ausgesprochen, um den betroffenen Ärzten im Notfall die Entscheidung zu erleichtern, welcher Patient den Vorzug bekommt, wenn die Intensivkapazitäten nicht mehr für alle reichten.
Um die Kliniken zu entlasten, forderte Montgomery, Patienten auch in andere europäische Länder zu verlegen: "Die systematische Verlegung von Covid-Patienten ins Ausland muss jetzt eingeleitet werden. Dabei muss auch die Bundeswehr helfen." In der ersten Pandemie-Welle habe Deutschland anderen Ländern Hilfe geleistet. Jetzt würden andere Länder mit besseren Kapazitäten den Deutschen Hilfe leisten. "Das ist nicht ungewöhnlich."
Es gebe Nachbarländer mit sehr viel günstigeren Inzidenzen, so der Weltärztebund-Vorsitzende. "Frankreich geht es etwas besser als uns, Italien geht es deutlich besser." Doch man dürfe die Solidarität nicht überfordern. Wenn die Zahlen weiter stiegen, gehe es nicht darum, zehn Patienten auszufliegen. "Dann geht es um Hunderte oder sogar Tausende, für die die Intensivbetten knapp werden." Dies sei dann eine Größenordnung, die man nicht mehr mit Verlegungen ins Ausland lösen könne, so Montgomery.
Quelle: ntv.de, als